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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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wie dieser Tisch, meine irdischen Güter ihnen zu hinterlassen. Ich sage Ihnen dies, weil ich wohl gemerkt habe, daß Sie mich als Heiratsstifter haben verwenden wollen. Nun hören Sie, wie weit ich Ihnen zulieb gehen will. Ich werde dem Jungen sagen, was ich vorhabe, aber verstehen Sie mich recht, wenn Arnold es erfährt, so muß auch Wyncott es wissen. Ich werde es beiden sagen und damit all diesen Heiratsplänen gegenüber mein Gewissen salvieren. Wenn ich nicht mehr bin, werden sie miteinander etwa dreitausend Pfund jährlich haben, und ein junger Mann, der seinen Beruf, etwas Grütze im Kopf und fünfzehnhundert Pfund jährlich hat, der kann eine Frau heiraten und sich unabhängig fühlen, und wäre sie reicher als die Königin vonSaba. Und wenn Arnold das Mädel will, warum sagt er's ihr nicht? Und wenn sie ihn will und findet kein Mittel, es ihn merken zu lassen, so sind die Mädels heutzutage beträchtlich schüchterner als früher.«
    Edith hatte nur eine ganz zarte Andeutung gemacht, aber der kluge Doktor hatte sie rasch verstanden und Edith zog sich glückselig zurück, weil es ihr gelungen war, seine Hilfe für ihre beiden Protegés wenigstens soweit zu sichern.
    Nach dem Gabelfrühstück nahm der Arzt die Gelegenheit wahr, ihn zu einem kleinen Spaziergang aufzufordern, da er ihm etwas zu sagen habe.
    Sie machten sich auf den Weg, aber die vertrauliche Mitteilung sollte an diesem Nachmittag noch nicht gemacht werden, denn kaum hatten sie die Straße erreicht, so sahen sie schon Prickett auf sich zukommen.
    »Ich bin froh, Sie hier außen zu treffen, meine Herren,« begann er, nachdem er sie begrüßt hatte, »denn ich möchte die Damen im Augenblick womöglich nicht sehen. Ich habe Ihnen eine sehr ernste Mitteilung zu machen und möchte dies an einem Ort thun, wo wir gänzlich unbeachtet wären.«
    Ganz überrascht von dieser Rede sagte der Doktor: »Wir werden ganz ungestört sein, wenn wir dort über den Steg in die Felder gehen.«
    Schweigend schritten sie zu einer kleinen, inmitten eines großen Brachfeldes gelegenen Anhöhe, wo weit und breit keine Menschenseele zu bemerken war.
    »Meine Herren,« sagte Prickett, von einem auf den andern blickend, »ich bin heute heruntergefahren, vorgeblich um mir von Fräulein Pharr einen Check zur Bezahlung der von den Dieben geforderten Summe ausstellen zu lassen. Man könnte nun meinen, die Sache komme zu Ende, in Wahrheit fängt sie aber jetzt erst recht an. Ich muß Sie im voraus darauf aufmerksam machen, meine Herren, daß das, was ich zu sagen habe, ein harter Schlag für Sie beide ist, doch hoffe ich, Sie werden ihn ertragen können. Im übrigen hat es keinen Wert, lang auf den Busch zu klopfen,« fuhr Prickett zu Arnold gewendet fort, wobei der Doktor eine Artachtungsvolles Mitleid in seinem Wesen zu bemerken glaubte, über das er sich wunderte. »Die Wahrheit ist die, meine Herren, daß die Person, die sich als ›betrübter Vater‹ unterzeichnete, niemand anders ist, als Herr Wyncott Esden.«
    Arnold packte Prickett mit beiden Händen an seinen Rockaufschlägen und schüttelte ihn, ohne ein Wort zu sagen, leidenschaftlich hin und her. Elphinstones freundliches altes Gesicht hatte sich mit Leichenblässe überzogen, aber er legte seine Hand auf Arnolds Arme und zog ihn zurück.
    »Das kann nichts nützen, mein Junge,« mahnte er mit erstickter Stimme.
    »Nein, mein Herr,« erwiderte Prickett traurig, »das nützt nichts: aber ich wundere mich nicht, daß es Sie so schwer trifft – es ging mir ebenso, aber ich sage Ihnen die Wahrheit, die reinste Wahrheit. Herr Wyncott Esden und der ›Betrübte Vater‹ sind ein und dieselbe Person.«
    »Arnold,« sagte der alte Mann bebend, »laß mich das Wort führen! Ich habe mit so viel Anerkennung von Ihnen sprechen hören, Herr Prickett, und bin überzeugt, daß Sie nicht ohne schwerwiegende Indicien in einen solch fürchterlichen Irrtum verfallen konnten. Lassen Sie hören!«
    »Wenn Sie mir die Ehre erweisen wollen, mir zu folgen, so ist die Sache kurz die: in erster Linie steckt Herr Esden bis über die Ohren in Schulden und wird von seinen Gläubigern sehr gedrängt; er hat eine Unmasse Wechsel auf den Markt geworfen, die er nicht decken kann. Ferner, meine Herren, war er einer der Wenigen, die von dem Vorhandensein der Juwelen Kenntnis hatten. Ferner befand sich Herr Wyncott Esden an dem Nachmittag, wo der Einbruch ausgeführt wurde, hier in der Nähe und nicht, wie er vorgab, in London.«
    »In der Nähe!«

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