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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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jedenfalls nur geschehen, wenn wir einen oder zwei Tage zuwarten. Für den Fall aber, daß ich recht behielte, meine Herren, möchte ich schon im voraus klare und deutliche Verhaltungsbefehle haben. Vorausgesetzt, meine Pflicht gebiete mir, Herrn Wyncott Esden festzunehmen – was habe ich dann zu thun?«
    »Das hängt doch wohl nicht von uns ab?« stammelte Elphinstone, der einen Hoffnungsschimmer zu sehen schien.
    »Niemand ist verpflichtet, einen Verbrecher in Haft zu geben,« entgegnete Prickett. »Sie können jemand auf der That ertappen und dürfen ihn laufen lassen, wenn Sie mild sein und die Sache vertuschen wollen; mit Ausnahme von Mord kann alles geheimgehalten werden.«
    »Dann sorgen Sie um Gotteswillen, daß die Sache geheim bleibt, falls es überhaupt mehr ist als ein Alpdrücken.«
    »Wollen Sie dafür sorgen, daß mir diese Weisung von Fräulein Pharr zukommt?«
    »Sie wissen, daß Fräulein Pharr die Angelegenheit überhaupt zu unterdrücken wünschte – wie viel mehr unter diesen Umständen!« sagte Elphinstone mit zitternder Stimme. »Bis vor einem Jahr bin ich Fräulein Pharrs Vormund gewesen und achtzehn Jahre lang habe ich sie wie mein eigen Kind betrachtet. Den letzten Pfennig, den ich habe, würde ich dran wenden, ihr die Kenntnis dieser Niederträchtigkeit zu ersparen. Geben Sie dem Schurken seinen Check, sagen Sie ihm, alles sei entdeckt, und heißen Sie ihn fliehen!«
    »Das wäre alles schön und gut, wenn Gale nicht mit im Spiel wäre! Aber Gale ist nun einmal dabei; und wir können nicht wissen, wo die Steine hingekommen sind. Wir müssen abwarten und sie fassen, wenn wir ihnen ihre gemeinsame Schuld unfehlbar beweisen können. Alles in allem betrachtet, glaube ich, die Sache in der Stille abmachen zu können, wenn Sie beide mich dazu bevollmächtigen.«
    »Sie sprechen,« rief Arnold halb zornig, halb verzweifelt, »als ob diese Verdachtsgründe schon bewiesene Wahrheit wären!«
    »Mein lieber Junge,« sagte Elphinstone, »ich weiß nicht, was ich denken soll. Gott steh mir bei! Alles scheint nach der einen Richtung hinzuweisen. Es will mir nicht aus dem Sinn, wie ich ihn im Mondlicht habe suchend hin und her gehen sehen. Ob er wohl nach dem verlornen Werkzeug suchte?«
    »So sehe ich es an,« entgegnete Prickelt. »An Ihrer Stelle würde ich nicht gleich wieder zu den Damen gehen, und später müssen Sie so unbefangen wie möglich thun. Aus mir sollen sie nichts herauskriegen. Ich habe einen Brief von Herrn Esden, in dem er um den Check bittet; ich gehe ins Haus und übergebe ihn und dann kehre ich nach der Stadt zurück.«
    »Ist es nötig,« fragte Arnold, »diese entsetzliche Komödie weiter zu spielen?«
    »Leider unbedingt nötig,« erwiderte Prickelt teilnahmvoll.
    Damit verabschiedete er sich und ließ die beiden Herren in starrem Entsetzen zurück. Als sie sich endlich soweit gefaßt hatten, daß sie ins Haus zurückkehren konnten, waren sie noch so erschüttert, daß Elphinstone zu Arnold sagte: »Kommen Sie noch ein wenig mit auf mein Zimmer; ich brauche Gesellschaft und kann den andern noch nicht gegenübertreten.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf und traten in das Arbeitszimmer des alten Herrn.
    »Das habe ich heute morgen aufgezogen,« sagte der Doktor und berührte mit einem seiner blassen, zitternden Finger eine neben ihm liegende Photographie. »Ist es zu glauben? Ich habe sie genau zu derselben Zeit aufgenommen, als diese sündhafte That vollbracht wurde. Als wir so glücklich und heiter beisammen waren, ahnten wir nicht, daß der arme Narr, Gott verzeihe ihm, in diesem Augenblick seine Seele dem Bösen verschrieb.«
    »Ich kann nicht daran glauben,« wandte Arnold düster ein, »bis ich Gewißheit habe. Ich möchte mir nicht denleisesten Zweifel an Wyncotts Ehrenhaftigkeit gestatten – ich kenne ihn besser.«
    Doch seine mutigen Worte überzeugten ihn selbst nicht und er kämpfte vergebens gegen die eigne innere Gewißheit. Mechanisch nahm er die Photographie in die Hand und betrachtete sie gedankenlos durch ein in der Nähe liegendes Vergrößerungsglas. Plötzlich fuhr er mit einem gellen Schrei von seinem Stuhl empor: Elphinstone sprang ebenfalls auf und drückte ihn wieder auf seinen Sitz, denn jener hatte so gezittert und geschwankt, daß der alte Mann fürchtete, er falle um.
    Ganz verstört blickte Arnold zu Elphinstone auf und erwiderte auf dessen besorgte Frage mit entsetzlicher Gelassenheit: »Es ist alles vorbei. Hier ist sein Gesicht. Hinter den

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