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Ein Geschenk zum Verlieben

Ein Geschenk zum Verlieben

Titel: Ein Geschenk zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Swan
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weiß, ihr werdet eine Zeit lang sehr, sehr traurig sein. Vielleicht sogar für lange Zeit. Aber versucht trotzdem, wenigstens einmal am Tag zu lachen. Und zu singen – ihr werdet erstaunt sein, wie glücklich es macht, wenn man singt. Und glücklich sein heißt nicht, dass ihr mich vergessen habt oder dass ihr mich weniger lieb habt. Ich will, dass ihr glücklich seid – das wünsche ich mir mehr als alles andere auf der Welt!
    Ich weiß, ihr werdet das überstehen, denn schließlich habt ihr euch beide. Ich war so froh, als mir der Doktor gesagt hat, dass ich Zwillinge erwarte! Mein erster Gedanke war, dass ihr dann immer einen Spielkameraden haben werdet. Aber jetzt weiß ich, dass Gott es so eingerichtet hat, damit ihr nie allein sein müsst. Solange ihr euch beide habt, ist alles gut. Seid lieb zueinander, teilt mit dem anderen und versucht, nicht zu streiten. Tante Lisa wird ihr Bestes tun, um es euch schön zu machen, vergesst das nicht.
    Als ich in eurem Alter war, habe ich mir immer eine Zwillingsschwester gewünscht. Oder eine Prinzessin zu sein, oder eine Fee. Zu einer solchen werde ich jetzt zwar noch immer nicht, aber ich werde mein Bestes – mein Allerbestes! – tun, damit ihr immer meine Nähe spürt. Bei Sportwettkämpfen in der Schule werde ich der Schmetterling sein, der euch vor Nervosität im Bauch herumflattert; ich werde das Bibbern sein, wenn ihr blau vor Kälte aus dem Schwimmbecken steigt; oder das Kichern, das euch in der Kehle sitzt, wenn ihr in der Sonntagsschule Mr Bentons Schnurrbart bestaunt. Und eines Tages, wenn ihr ganz alte Omas seid – viel, viel älter als ich jetzt –, dann werden wir uns im Himmel wiedersehen. Ich werde am Himmelstor stehen und euch erwarten, meine Schätzchen, genauso wie nach der Schule. Und bis dahin bin ich ein kleiner Engel, der auf eurer Schulter sitzt und euch lieb hat.
    Es umarmt euch, mit tausend Küssen,
    eure Mummy

1. Kapitel
    L aura betrachtete die Schuhe, die sie in ihrer Hand hielt. Sie ahnte jetzt schon, dass sie sie kaufen würde, egal, ob sie passten oder nicht. Sie waren rot, und das genügte. Dafür war sie bekannt hier in der Gegend, fast schon so etwas wie eine kleine Berühmtheit. Jack machte sich gern darüber lustig: »Du weißt ja, was man sagt: rote Schuhe – aber nichts untendrunter.« Er wusste natürlich, dass sie die Letzte war, die mit »nichts untendrunter« herumlaufen würde. Vielleicht fand er’s ja deshalb so witzig. Immerhin besser als eine andere seiner typischen Reaktionen, nämlich die Augen zu verdrehen. Beim letzten Mal hatte er dabei entnervt ausgerufen: »Aber du hast doch schon fast fünfzig Paar!« Als er jedoch ihren Gesichtsausdruck sah, hatte er sich rasch entschuldigt. Sie hatten in der Küche gestanden. Er war zu ihr gegangen, hatte sie umarmt und gesagt, er möge es ja, dass sie »eine Macke« habe.
    Die Verkäuferin, die im Lager nach der richtigen Größe gesucht hatte, tauchte wieder auf. Sie schüttelte bedauernd den Kopf.
    Â»Tut mir leid, wir haben nur noch diese Größe sechsunddreißig hier. In achtunddreißig ist überhaupt nichts mehr da, nicht mal mehr in einer anderen Farbe.«
    Laura biss sich auf die Lippe und überlegte. Die Verkäuferin machte eine Bewegung, als wolle sie die Schuhe ins Regal zurückstellen. »Ich … ich nehme sie trotzdem«, sagte Laura, zuerst zögernd, dann entschlossen. Den Blick der Verkäuferin meidend, kramte sie in ihrer Tasche nach ihrem Geldbeutel. »Sie sind so günstig. Sicher kann ich sie irgendwem schenken …«
    Â»Wie Sie wollen.« Die Verkäuferin beäugte verstohlen Lauras rote Pumps, die sie nach dem Frühstück heute Morgen so kräftig poliert hatte, dass sich ihre Blicke nun in deren glänzender Oberfläche trafen.
    Kurz darauf ließ sie erleichtert die bimmelnde Ladentür hinter sich zufallen. Sie holte tief Luft und blieb einen Moment lang stehen, um sich an die hier vorherrschende Helligkeit und das Treiben zu gewöhnen. Der Tag hatte sich bereits gestreckt und ausgedehnt, die Novembersonne stand sanft strahlend am Himmel, ohne ihre wärmende Kraft. Geschäftsleute aus der Gegend hasteten mit dampfenden Kaffeebechern an ihr vorbei und verbrannten sich an der überschwappenden braunen Flüssigkeit die Finger. Rentner tauchten,

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