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Ein Geschenk zum Verlieben

Ein Geschenk zum Verlieben

Titel: Ein Geschenk zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Swan
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Rollwägelchen hinter sich herziehend, kopfschüttelnd aus dem Metzgerladen oder dem Supermarkt auf und schimpften brummelnd über den Preis für Rinderbrust. Vor dem Bäcker standen ein paar Mütter mit Kinderwagen herum und versuchten sich gegenseitig zu Kuchen und Kaffee zu überreden, damit sie sich über ihre Sorgen mit dem Nachwuchs austauschen konnten.
    Laura kehrte alldem den Rücken – sie war froh, dass das nicht ihre Probleme waren. Ihre Tüte hin und her schwingend, ging sie in die entgegengesetzte Richtung. Sie war groß und schmal und hatte langes, glattes, hellbraunes Haar, das im Takt ihrer Schritte über ihren Rücken schwang. Ihr Studio befand sich in einem umgebauten Bootshaus, ein Stück draußen, gleich hinter dem Jachthafen, nur acht Minuten entfernt. Wenn sie den Leuten erzählte, wo sie arbeitete, stellten diese sich das meist sehr romantisch vor, aber die Werkstatt war alles andere als das. Sie erhob sich auf dünnen Stelzen über den anderen Wellblechdächern und verfallenen Bootshütten ringsum. Das sah aus, als habe ein Architekt, dessen Berufserfahrung sich auf das Spielen mit Legosteinen beschränkte, noch ein Stockwerk ungeschickt draufgesetzt. Im Holz war der Wurm drin, was man allerdings nicht sah, da sie im vorletzten Sommer alles von einem Studenten aus dem Jachtklub, der dringend Cash brauchte, neu hatte streichen lassen. Aber ihr gefiel’s trotz allem. Es war ihr zweites Zuhause geworden.
    Sie bog von der Hauptstraße in eine von zahlreichen schmalen, mit Kopfsteinen gepflasterten Gassen ein, ging vorbei an den schmucken kleinen, in Pastellfarben gestrichenen Fischerhütten mit ihren buschigen Reetdächern – mittlerweile fast alles Ferienhäuser von wohlhabenden Londonern – den betonierten Pier entlang und auf den schmalen, ausgetretenen Treidelpfad, der zu ihrem Studio führte. Es stand auf einem kleinen Hügel, mitten im Marschgebiet der Flussmündung. Jack nannte ihn den »Sankt-Laura-Hügel«. Das braune Wasser umspülte nur während der Springtide die Stelzen, aber der Damm, der dorthin führte, war allein bei Ebbe begehbar – und das war auch der Grund, warum sie sich heute erst so spät an die Arbeit machte. Genau genommen hätte sie sich natürlich ein Ruderboot zulegen und hinüberrudern können, wenn sie wirklich morgens um acht anfangen und abends um fünf zu arbeiten hätte aufhören wollen, so wie jedermann. Aber sie mochte die Unregelmäßigkeiten, zu denen die Tide sie zwang. Mehr noch liebte sie – was sie Jack gegenüber nie hätte zugeben können –, dass sie gelegentlich im Atelier eingeschlossen war. Wenn sie es versäumte, rechtzeitig loszugehen, weil sie so in ihre Arbeit vertieft war. Nachdem dies das erste Mal passiert war, hatte sie vorsorglich Bettzeug und eine Tasche mit dem Nötigsten in ihrer Werkstatt deponiert, damit sie für alle Eventualitäten gerüstet war. Jack hasste es, wenn das passierte. Er hatte das Gefühl, dass sie unter diesen Umständen noch dazu ermutigt wurde, »es zu übertreiben«, wie er es nannte, und nicht rechtzeitig zuhause zu sein.
    Die Ebbe hatte nun beinahe ihren Tiefststand erreicht. Ringsum erstreckten sich, weit und grau glänzend, die schlammigen Marschflächen. Laura verlor jedoch keine Zeit mit der Beobachtung der Säbelschnäbler und Rohrdommeln, die pickend und wie schwerelos über die weiten Flächen staksten. Nach beiderseitigem anfänglichen Misstrauen lebten sie inzwischen in gleichgültiger Harmonie nebeneinanderher. Laura lief rasch die zweistöckige Stahltreppe hinauf und schob den Schlüssel ins Schloss. Jack lag ihr andauernd in den Ohren, wie schlecht ihre Werkstatt abgesichert sei. Immerhin bewahrte sie Materialien im Wert von Tausenden von Pfund darin auf.
    Sie ließ ihre Tasche auf den Boden plumpsen und nahm die deutlich zu kleinen Schuhe heraus. Liebevoll stellte sie sie aufs Fensterbrett. Im weiß gestrichenen Studio wirkten sie wie zwei blutrote Farbtupfer. Die breiten Holzdielen waren ebenfalls weiß gestrichen und lackiert, sodass sie edler aussahen, als sie in Wirklichkeit waren. Sie hatte über zwanzig Farbproben getestet und Jack fast an den Rand des Wahnsinns getrieben, ehe sie sich für einen bestimmten Weißton entschied. Sie wollte ein warmes Weiß haben, damit es im Winter nicht zu ungemütlich

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