Ein Geschenk zum Verlieben
für mich. Und ich kann Ihnen garantieren, dass etwas ganz Besonderes für Ihre Frau dabei herauskäme. Aber es ist ein besonders aufwendiger, arbeitsintensiver Auftrag. Wenn Sie mir bis nach Weihnachten Zeit geben würden â¦Â«
»Nein, das kommt überhaupt nicht infrage.«
»Nun, wenn wir dann vielleicht die Anzahl der Anhänger auf, sagen wir, drei oder vier reduzieren wüâ¦Â«
»Nein«, unterbrach er sie erneut.
Laura lehnte sich gekränkt und irritiert zurück. Er versuchte nicht mal, höflich zu sein. »Tja, dann fürchte ich, dass wir nicht weiterkommen, Mr Blake. Die Zeit reicht einfach nicht, um mich mit Ihrer Frau auszutauschen und dann auch noch sieben Charms anzufertigen.«
»Sie können sowieso nicht mit ihr sprechen«, sagte er brüsk. »Es soll ja eine Ãberraschung werden. Sie darf auf gar keinen Fall etwas davon erfahren.«
Laura presste grimmig die Lippen zusammen. Dieses Projekt â so reizvoll es auch war â verlor mehr und mehr an Attraktivität. Er mochte ja schön anzusehen sein, aber die Aussicht, stundenlang mit einem solchen Arroganzling zusammensitzen und sich die Lebensgeschichte seiner Frau anhören zu müssen â die zweifellos nicht älter als zweiundzwanzig war â, ging Laura jetzt schon auf die Nerven.
In seiner Jacketttasche begann es zu brummen, und er holte unwirsch ein BlackBerry hervor.
Laura schaute mit wachsender Gereiztheit zu, wie er die Nachricht stirnrunzelnd las und das Gerät dann kommentarlos wieder einsteckte. Seit er hier aufgetaucht war, benahm er sich durchweg überheblich und herrisch. Sie klappte ihr Notizbuch mit einem hörbaren Knall zu und signalisierte so, dass dieses Meeting für sie beendet war. »Nun, es wird nichts geben, was Ihre Frau herausfinden könnte. Jedenfalls nicht von mir. Ich bedaure, Sie enttäuschen zu müssen, aber ich muss realistisch bleiben â was Lieferzeiten betrifft, und auch meine Verpflichtungen anderen Kunden gegenüber.«
»Wollen Sie damit sagen �«
»Ich will damit sagen, dass es gut und gerne der Geburtstag Ihrer Frau sein mag, aber für alle anderen ist es Weihnachten. Wenn Sie mir nicht mehr Zeit geben oder sonst wie Kompromisse machen können, dann muss ich leider ablehnen.«
Sie blickten einander kampflüstern an. Laura sah jetzt wirklich rot. Sie wusste selbst, dass sie nicht gerade der Charme in Person war. Es war nicht immer leicht, mit ihr auszukommen. Aber selbst sie war kompromissbereiter und höflicher als dieser Kerl da.
Robert Blake starrte sie weiter an, scheinbar ebenso zornig wie sie. Dann erhob er sich plötzlich. Aber anstatt zu gehen, trat er ans Fenster und schaute nach drauÃen. Lauras Blick wurde ebenfalls unwillkürlich auf den weiten Horizont gelenkt, auf die flachen, unendlichen Ufermarschen, die Schlammbänke, die weit drauÃen in der Sonne allmählich austrockneten. In vier Stunden würden sich erneut die ersten Pfützen bilden, die Tide würde ihre leise Rückkehr antreten, raschelnd und gurgelnd im Schilf, und den Schlamm wieder zudecken, an dem sie so gierig sog.
Sein Blick fiel auf die Schuhe neben ihm auf dem Fensterbrett. Er nahm einen zur Hand. Das Seidenpapier war noch drinnen und auch der Schuhspanner.
»Für Ihre Tochter?«, fragte er.
»Ich habe keine Tochter«, antwortete sie abweisend.
»Einen Sohn?«
»Was? Nein!« Was fiel ihm ein, so persönlich zu werden? Er stellte den Schuh behutsam wieder zurück.
Dann schob er die Hände tief in die Hosentaschen und wandte sich zu ihr um. »Ich sehe, wir haben auf dem falschen Fuà angefangen«, sagte er ohne einen Anflug von Ironie. »Ich hätte vielleicht gleich sagen sollen, dass ich den doppelten Preis bezahle.«
»Den doppelten Preis?«, echote sie verblüfft.
»Genau.« Seine Augen begannen siegesgewiss zu funkeln. Offenbar ging er davon aus, dass die Sache damit geritzt war. Weihnachten würde doch allein seiner Frau gehören. Er war ein Geschäftsmann, und er war es gewohnt zu gewinnen. Das Auto mit dem fehlerlosen Navi, das drauÃen parkte, war zweifellos ein Volante oder ein Carrera. Und zweifellos gab es bereits eine geduldig abwartende Geliebte in seinem Leben, um die Rolle der Ehefrau zu übernehmen, sobald die alte ausgedient hatte. Und die Tatsache, dass er hier war und nicht die Luxusläden
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