Ein Geschenk zum Verlieben
in der der Apfel den Sündenfall repräsentiert und auch die Erbsünde. In der Renaissance war er ein gebräuchliches Requisit des Malers, bei den holländischen Meistern des siebzehnten Jahrhunderts gehörte er standardmäÃig zu Stillleben. Und selbst in der modernen Kunst ist er häufig zu finden in den Werken von Künstlern wie Cézanne und Braque ⦠Aber was für mich die gröÃte Rolle bei der Auswahl des Apfels spielte, ist eine Sage aus der griechischen Mythologie: Das Urteil des Paris. Schon mal gehört? Es ist ziemlich berühmt.«
Cat schüttelte langsam den Kopf. »Erzähl.«
»Es geht dabei um einen Streit zwischen Aphrodite, Athene und Hera, wer von ihnen die schönste aller Göttinnen ist. Der Preis ist ein goldener Apfel mit der Aufschrift kallistá , âºFür die Schönsteâ¹. Daher stammt übrigens auch der Ausdruck âºZankapfelâ¹. Als Schiedsrichter wurde Paris von Troja auserwählt. Hera â die auch die Schutzgöttin der Ehe ist â verführte ihn mit dem Versprechen, dass er von ihr die Herrschaft über die Welt erlange. Die Kriegsgöttin Athene versprach ihm Weisheit, und die Liebesgöttin Aphrodite versprach ihm Helena von Sparta, die schönste Frau der Welt. Natürlich verliebt sich Paris hoffnungslos in die schöne Helena, und Aphrodite gewinnt den goldenen Apfel. Aber da Helena bereits verheiratet war, beschloss Paris, sie zu entführen. Und das führte, so heiÃt es, zum Trojanischen Krieg, der erst endete, als die Griechen das Trojanische Pferd einschleusten. Und das alles bloà wegen eines goldenen Apfels.« Sie zuckte mit den Schultern.
Rob starrte Laura durchdringend an.
Cat warf ihm über ihre Schulter einen Blick zu. »Darling, du bist derjenige mit der klassischen Bildung. Kapierst du das?«
Rob schwieg. Dann sagte er zögernd: »Laura zieht eine Verbindung zwischen dem goldenen Apfel und dem Trojanischen Pferd.«
»Ja, das hab ich schon verstanden. Aber was hat das mit mir zu tun?«
»Die meisten Menschen würden dich als eine moderne Helena bezeichnen. Männer kämpfen um dich.« Seine Kiefermuskeln verspannten sich bei dieser Antwort vor Anspannung zu dicken Strängen.
Cat warf Laura einen triumphierenden Blick zu, dann legte sie Rob eine Hand an die Wange. »Ja? Du würdest um mich kämpfen, Baby?«
Rob stand stocksteif da und rührte sich auch dann nicht, als Cat ihm mit offenem Mund einen Kuss gab.
»Bleibt nur noch ein Anhänger«, sagte Laura rasch und legte einen kleinen goldenen Vogel, der in einem Nest saÃ, auf ihre Handfläche. »Bei deinem musste ich nicht groà überlegen, Rob: Es ist der Kuckuck.«
»Der Kuckuck hat viele Bedeutungen«, sagte Rob wachsam.
»Das stimmt«, antwortete Laura.
»Ich weià eine!«, rief Sam aus. »Der Kuckuck legt seine Eier in fremde Nester und lässt seine Jungen von anderen Vögeln aufziehen.«
»Das stimmt ebenfalls«, sagte Laura, den Blick fest auf Rob geheftet. »Das englische Wort âºcuckoldâ¹ stammt auch daher. Wir haben einen anderen Ausdruck dafür: jemandem Hörner aufsetzen.« Cat blickte sie böse an, ihr Pferdeschwanz fegte raschelnd über ihre Schulter. »Aber in diesem Fall habe ich mich für eine andere Bedeutung entschieden: Der Kuckuck steht auch für Hera, die Schutzgöttin der Ehe. Und damit auch Wächterin über die eheliche Sexualität.«
»Die schon wieder? Die hast du doch schon erwähnt«, sagte Cat gereizt.
»Ja. Aber es hängt ja auch alles zusammen«, entgegnete Laura ungerührt. Ihre Ruhe verunsicherte Cat. Sie warf einen misstrauischen Blick auf den Kuckucks-Anhänger, als fürchte sie, er könnte jeden Moment ihre Geheimnisse ausrufen.
»Ich konnte mir kein besseres Symbol vorstellen für jemanden, der die Ehe so hoch schätzt, dass er alles tun würde, um sie zu bewahren. Ich weiÃ, dass dir klar ist, wie glücklich du dich schätzen kannst.« Laura hielt Cat die Kette hin. »Alles Gute zum Geburtstag, Cat.«
Cat hob ihr Haar, damit Rob die Kette um ihren Hals schlieÃen konnte. Laura hatte sie etwas gekürzt. Der mittlere Anhänger lag nun genau in ihrer Halsgrube. Die Kette sah wunderschön aus an ihrer Haut, zu diesem Kleid und ihren Haaren.
»Wow! Das ist also mein Leben â eine Erbsenschote, eine
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