Ein geschenkter Tag
wahr?« »O doch.«
»Eine Erstpressung?« »O ja.«
»Cool. Wo hast du die aufgetrieben?« »Potzblitz, für Monseigneur ist mir wahrlich nichts zuviel!«
»Kommst du mit ins Wasser?« »Na klar.«
»He, Mädels? Kommt ihr mit ins Wasser?«
»Nicht, solange sich dieser Spinner in der Gegend rumtreibt«, flüsterte ich Lola ins Ohr. »Lieber nicht! Wir schauen euch zu!«
»Da ist er«, stieß ich zwischen den Zähnen aus. »Ich spüre es. Er versteckt sich hinter den Blättern und beobachtet uns ...«
Meine Schwester kicherte.
»Ich schwör's dir, ich spinne ...«
»Wir haben kapiert, dass du spinnst, wir haben's kapiert. Komm, setz dich.«
Lola hatte den Water-Closer aus meiner Tasche gezogen und suchte unser Horoskop.
»Du bist doch Wassermann, oder?«
»Was ist los?«, fragte ich und drehte mich rasch um, um den Onanierer zu vertreiben.
»Also. Hörst du mir zu?«
»Ja.«
»Seien Sie auf der Hut. Wenn Venus im Löwen steht, ist alles möglich. Eine Begegnung, die große Liebe, auf die Sie warten, ist ganz nah. Vertrauen Sie auf Ihren Charme und Ihren Sexappeal und seien Sie für alle Möglichkeiten offen. Ihre Unbeugsamkeit hat Ihnen schon häufig übel mitgespielt. Jetzt ist es an der Zeit, Ihre romantische Ader auszuleben.«
Das Miststück konnte sich vor Lachen nicht mehr halten.
»Nono! Komm zurück! Hier ist sie! Sie wird ihre romantische Ader ausle-« Ich hielt ihr den Mund zu.
»So ein Quatsch. Ich bin sicher, du hast dir das alles ausgedacht.«
»Keineswegs! Lies selbst!«
Ich riss ihr das Geschreibsel aus der Hand.
»Zeig her.«
»Hier, siehst du: Venus im Löwen, das ist nicht von mir.«
»So ein Quatsch.«
»Na ja, wenn ich du wäre, wäre ich trotzdem auf der Hut.«
»Pfff. Das ist alles Schwachsinn.«
»Du hast recht. Blättern wir lieber weiter und schauen, was sich in Saint-Tropez tut ...«
»Halt. Sag nicht, dass diese Brüste echt sind.«
»Nee, das würde ich nicht sagen.«
»Und hast du gesehen ... Iiiiii!!! Hau ab, Simon, sonst ruf ich deine Frau an!«
Die Jungen hatten sich zu uns gesellt und schüttelten sich.
Wir hätten es uns denken können ... Vielmehr uns daran erinnern ... Vincent, die Backen aufgeblasen, den Mund voller Wasser, scheuchte Lola vor sich her, die schreiend querfeldein rannte und dabei die Knöpfe ihres Kleids aussäte.
Schnell packte ich unsere wenigen Sachen zusammen und rannte hinter ihnen her, wobei ich mit Zeigefinger und kleinem Finger auf alle Büsche zielte und zisch! fauch! psss! machte.
Weiche, Beelzebub.
Dann zeigte Vincent uns seine privaten Gemächer in den Wirtschaftsgebäuden. Sehr spartanisch.
Er hatte ein Bett ins Erdgeschoss geschleppt -oben war es ihm zu heiß - und im Pferdestall Quartier bezogen. Wie durch Zufall hatte er sich für die Box von Don Juan entschieden.
Zwischen Polka und Wirbelwind ...
Er war ausstaffiert wie ein Mylord. Die Stiefel tadellos geputzt. Weißer Herrenanzug aus den 70er Jahren. Tiefe Taille und blassrosa Seidenhemd mit derart spitzem Kragen, dass dieser ihn unter den Armen kitzeln musste. An jedem anderen hätte der Aufzug lächerlich ausgesehen, an ihm wirkte er chic.
Er zog los, um seine Gitarre zu holen. Simon nahm das Geschenk aus dem Kofferraum, und wir gingen hinunter ins Dorf.
Das Abendlicht war bildschön. Die ganze Landschaft in Ocker, Bronze, Altgold ruhte sich von einem langen Tag aus.
Vincent forderte uns auf, uns umzudrehen, damit wir seinen Bergfried bewunderten.
Eine wahre Pracht.
»Wollt ihr mich veräppeln?«
»Keineswegs, keineswegs«, antwortete Lola, die stets um die Universelle Harmonie bemüht war.
Simon stimmte ein Lied an:
»Ich bau mir ein Schloss, so wie im Märchen ...«
Simon sang, Vincent lachte und Lola lächelte. Wir liefen alle vier mitten auf einer noch warmen Landstraße durch ein Dorf im Departement Indre.
In der Luft lag ein Geruch nach Teer, nach Minze und gemähtem Heu. Die Kühe bewunderten uns, und die Vögel riefen einander zu Tisch.
Ein paar Gramm Wärme.
Lola und ich trugen wieder Hut und Verkleidung.
Warum auch nicht ? Eine Hochzeit ist eine Hochzeit.
Das dachten wir zumindest, bevor wir am Ziel waren ...
Wie betraten einen überhitzten Festsaal, in dem es noch nach Schweiß und alten Socken roch. Die Matten waren in einer Ecke gestapelt, und die Braut hatte ihren Sitzplatz unter einem Basketballkorb. Die Ereignisse schienen sie zu überwältigen.
Eine Tischgesellschaft im Stil eines
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