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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Prolog
    |9| Kurz nach fünf hörte es auf zu regnen.
    Der Mann, der neben dem dicken Baumstamm hockte, zog vorsichtig die Jacke aus. Der Regen war nicht stark gewesen und hatte auch nicht länger als eine halbe Stunde gedauert. Und doch war die Nässe durch seine Kleidung gedrungen. Eine heftige Wut stieg in ihm auf. Er wollte sich nicht erkälten, nicht jetzt, mitten im Sommer.
    Er legte die Regenjacke auf den Boden und stand auf. Seine Beine waren steif. Vorsichtig schaukelte er vor und zurück, um den Blutkreislauf in Gang zu bringen. Dabei blickte er forschend um sich.
    Er wußte, daß sie nicht vor acht Uhr kommen würden. Genau, wie sie es verabredet hatten. Doch es bestand die Gefahr, wenn sie auch gering war, daß jemand anderes auf einem der Pfade daherkäme, die sich durch das Naturreservat schlängelten.
    Das war der einzige Unsicherheitsfaktor in seinem Plan, das einzige, was er nicht vorhersehen konnte.
    Dennoch war er nicht unruhig. Es war der Abend vor Mittsommer. Im Reservat gab es weder Campinggelände noch Festplätze. Außerdem hatten diejenigen, auf die er wartete, die Stelle sorgfältig ausgewählt. Sie wollten ungestört sein.
    Vor zwei Wochen hatten sie beschlossen, wo sie sich treffen wollten. Da war er ihnen schon seit einigen Monaten dicht auf den Fersen. Schon am Tag nachdem sie ihren Beschluß gefaßt hatten, suchte er die Stelle. Er achtete sorgfältig darauf, niemandem aufzufallen, als er sich in dem Wandergebiet befand. Einmal war ihm ein älteres Paar auf einem der Pfade entgegengekommen. Da hatte er sich in einem Wäldchen versteckt, bis sie vorbei waren.
    Als er dann die Stelle fand, die sie für ihre Mittsommernachtsfeier ausgesucht hatten, dachte er sofort, daß es der ideale Ort war. |10| Er lag in einer Senke. Darum herum wuchs dichtes Gebüsch, und es gab ein paar Baumgruppen.
    Sie hätten keine bessere Stelle wählen können.
    Weder für ihre eigenen Zwecke noch für seine.
     
    Die Regenwolken verzogen sich. Als die Sonne hervorkam, wurde es sogleich wärmer.
    Der Juni war kühl gewesen. Alle, mit denen er gesprochen hatte, beklagten sich über den schonischen Frühsommer. Und er hatte ihnen zugestimmt.
    Er stimmte immer allen zu.
    Das war die einzige Möglichkeit zu entkommen
, dachte er stets.
Allem zu entkommen, was einem in die Quere kam.
    Diese Kunst hatte er gelernt, die Kunst, immer zuzustimmen.
    Er sah zum Himmel auf. Mehr Regen würde es nicht geben. Frühling und Frühsommer waren wirklich sehr kühl gewesen. Aber jetzt, am Vorabend des Mittsommerfestes, kam endlich die Sonne heraus.
    Es wird ein schöner Abend, dachte er. Außerdem ein denkwürdiger.
    Das nasse Gras duftete. Von irgendwoher hörte er das Flügelschlagen von Vögeln. Auf der linken Seite unterhalb des Abhangs sah man das Meer.
    Er stellte sich breitbeinig hin und spuckte einen Priem Kautabak aus. Dann verwischte er den Fleck mit dem Fuß im Sand.
    Er hinterließ nie Spuren. Niemals. Aber oft dachte er, daß er aufhören sollte zu priemen. Es war eine schlechte Angewohnheit. Etwas, das nicht zu ihm paßte.
    ***
    Sie hatten verabredet, sich in Hammar zu treffen.
    Es lag günstig, weil zwei von ihnen aus Simrishamn kamen und die anderen aus Ystad. Dann wollten sie in das Naturreservat fahren, ihre Autos abstellen und zu der Stelle gehen, die sie ausgesucht hatten.
    Eigentlich war es kein gemeinsamer Beschluß. Sie hatten lange |11| verschiedene Alternativen erwogen und einander die Vorschläge zugeschickt. Aber als schließlich einer von ihnen diesen Platz vorschlug, hatten sie sich ohne Umstände entschieden, vielleicht, weil die Zeit knapp wurde. Es mußten viele Vorbereitungen getroffen werden. Einer von ihnen kümmerte sich um das Essen, ein anderer fuhr nach Kopenhagen, um Kleider und Perücken auszuleihen. Nichts sollte dem Zufall überlassen bleiben.
    Sie waren auch auf schlechtes Wetter vorbereitet.
    Um zwei Uhr am Nachmittag packte der dafür Zuständige eine große Plastikplane in eine rote Sporttasche. Er legte eine Rolle Klebeband und ein paar alte Zeltstangen aus Leichtmetall dazu. Sie wollten auch bei Regen draußen sein. Aber sie würden einen Regenschutz über dem Kopf haben.
    Alles war vorbereitet. Keiner konnte vorhersehen, was dennoch geschah.
    Einer von ihnen wurde plötzlich krank.
    Eine junge Frau. Und sie war vielleicht auch diejenige, die sich am meisten auf diese Mittsommernacht gefreut hatte. Sie war den anderen vor weniger als einem Jahr begegnet.
    Sie wachte früh am Morgen

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