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Ein geschenkter Tag

Ein geschenkter Tag

Titel: Ein geschenkter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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für ein Hund?«
    »Auf dem Seitenstreifen ...«
    »Tot?«
    »Nein. Ausgesetzt.«
    »He! Reg dich nicht so auf.«
    »Ich hab halt seinen Blick gesehen, verstehst du?«
    Sie verstanden nicht.
    Dabei hatte er mich taxiert, der Köter, ganz sicher. Das machte mich total fertig, daraufhin hat Lola wieder von unserer Flucht gesprochen und dabei

    nach Leibeskräften die Musik von Mission impossible geblökt, und ich begann, an etwas anderes zu denken.
     
    Ich hielt die Karte, ließ die Gedanken schweifen, sah die Partien der letzten Nacht vor mir. Mit einem absoluten Looser-Vierling hatte ich in der letzten Runde voll geblufft, aber - ich hatte gewonnen ...
    Das mit dem Vierling ergab so langsam einen Sinn ...
     
     * * *
     
    Als wir ankamen, hatte die letzte Führung gerade begonnen.
    Ein junger Kerl, weiß wie eine Schaufensterpuppe, ziemlich schmuddelig und mit dem Blick eines Kalbs in Aspik, legte uns nahe, uns der Gruppe im ersten Stock anzuschließen.
     
    Dort befanden sich ein paar verirrte Touristen, Frauen mit schlaffen Schenkeln, ein andächtiges Pärchen - Grundschullehrer in Mephistoschuhen -, ein paar echte Ökos, nölende Kinder und eine Handvoll Holländer. Alle drehten sich um, als sie uns kommen hörten.
     

    Vincent hatte uns jedoch nicht gesehen. Er kehrte uns den Rücken zu und kommentierte seine Pechnasen mit einer Leidenschaft, die wir an ihm nicht kannten.
     
    Erster Schock: Er trug einen abgewetzten Blazer, ein gestreiftes Hemd, Manschettenknöpfe, ein Seidentüchlein, das er in den Kragen gesteckt hatte, und eine nicht ganz saubere Hose mit Aufschlag. Er war glatt rasiert, die Haare hatte er streng nach hinten gekämmt.
    Zweiter Schock: Er erzählte einen absoluten Stuss.
     
    Demnach befand sich das Schloss seit mehreren Generationen im Besitz seiner Familie. Heute wohnte er allein darin, bis er selbst Frau und Kinder haben und die Wassergräben wieder instandsetzen würde.
    Es sei ein unheilvoller Ort, da er heimlich für die Mätresse des dritten unehelichen Sohns von François I., eine gewisse Isaure de Haut-Brébant, erbaut worden sei, die seinetwegen vor Eifersucht wahnsinnig geworden sein soll und ihrerseits in dem Ruf stand, eine Hexe zu sein.
    ... Und noch heute, meine Damen und Herren, hört man im April oder Mai, in der Zeit der späten

    Nachtfröste, wenn der Mond in der ersten Dekade steht, äußerst seltsame Geräusche, eine Art Röcheln, das von den Kellergewölben aufsteigt, aus jenen Räumen, die einst als Kerker dienten ...
    Als er die heutige Küche, die Sie gleich noch sehen werden, umbauen ließ, hat mein Großvater Gebeine gefunden, die aus der Zeit des Hundertjährigen Krieges stammten, desgleichen ein paar Taler, auf denen das Siegel Ludwigs des Heiligen prangte. Zu Ihrer Linken sehen Sie einen Wandteppich aus dem 12. Jahrhundert, zu Ihrer Rechten ein Porträt der berühmten Kurtisane. Achten Sie auf den Leberfleck unter dem linken Auge, untrügliches Zeichen eines göttlichen Fluchs ...
    Versäumen Sie nicht, den herrlichen Ausblick von der Terrasse zu genießen ... An stürmischen Tagen kann man sogar die Türme von Saint-Roch sehen ...
    Hier entlang, bitte. Vorsicht Stufe.
     
    Kneift mich, ich glaube, ich träume.
     
    Die Touristen studierten aufmerksam den Leberfleck der Hexe und fragten Vincent, ob er nachts keine Angst habe.
    »Bei Gott, ich verfüge ja über nicht wenige Geräte zu meiner Verteidigung!«
     

    Er zeigte auf die Rüstungen, Hellebarden, Armbrüste und sonstigen Keulen, die neben der Treppe hingen.
    Die Leute nickten voller Ernst, und die Filmkameras schössen in die Höhe.
     
    Was faselte er da für dummes Zeug?!
     
    Als wir beim Verlassen des Zimmers an ihm vorbeikamen, leuchtete sein Gesicht auf. Nein, nein, äußerst diskret. Ein unmerkliches Nicken, mehr nicht. Diese Blutsverwandtschaft, die altehrwürdigen Bande.
     
    Das Erkennungszeichen der Edlen.
     
    Wir brachen zwischen den Helmen und Arkebusen in lautes Gelächter aus, während er darüber schwadronierte, welche Probleme die Unterhaltung eines solchen Gebäudes mit sich brachte. Vierhundert Quadratmeter Dachfläche, zwei Kilometer Dachrinnen, dreißig Zimmer, zweiundfünfzig Fenster und fünfundzwanzig Kamine, aber keine Heizung. Und übrigens auch kein Strom. Und noch kein fließendes Wasser, wo Sie mich gerade daran erinnern! Daher die Schwierigkeiten für meine Wenigkeit, eine Frau zu finden ...

    Die Leute lachten.
     
    ... Hier eins der seltenen Porträts des Comte de

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