Ein Gesicht so schön und kalt
können wir ein andermal streiten. Kerry, Deidre
Reardon ist am anderen Apparat. Ich hatte versucht, sie zu
erreichen. Ich meld mich später wieder. Ich will nicht, daß du
und Robin heute abend allein zu Hause seid.«
Bevor Kerry zu ihrer Verabredung mit Jonathan das Büro
verließ, wählte sie die Nummer von Joe Palumbos Handy an. Er
war schon nach dem ersten Klingelzeichen am Apparat.
»Palumbo.«
»Hier ist Kerry, Joe.«
»Die große Pause ist vorbei. Robin ist wieder im Gebäude
drin. Ich steh mit dem Wagen direkt vor dem Haupteingang, der
einzigen Tür, die nicht verschlossen ist. Ich fahr sie dann nach
Hause und bleibe bei ihr und der Babysitterin.« Er hielt inne.
»Keine Sorge, Momma. Ich paß schon gut auf dein Baby auf.«
»Das weiß ich. Dank dir, Joe.«
Es war Zeit für das Treffen mit Jonathan. Während sie auf den
Flur hinaus lief und ge rade noch durch die sich soeben
schließende Aufzugstür schlüpfte, mußte Kerry ständig an die
fehlende Anstecknadel denken. Irgend etwas an dem Schmuck
kam ihr so vertraut vor. Die beiden Teile. Die Blume und die
Knospe, wie eine Mutter mit Kind. Eine Momma und ein
Baby… Warum nur schien sie das an etwas zu erinnern?
grübelte sie.
Jonathan hatte bereits am Tisch Platz genommen und trank an
einem Club Soda. Er stand auf, als er sie kommen sah. Seine
kurze, vertraute Umarmung hatte etwas Beruhigendes. »Du
siehst aber mächtig müde aus, junge Dame«, erklärte er. »Oder
eher mächtig gestreßt?«
Immer wenn er so zu ihr sprach, empfand sie wieder das
warme Gefühl aus alten Tagen, als ihr Vater noch lebte, und
Dankbarkeit stieg in ihr hoch, daß Jonathan ihr in mehrfacher
Hinsicht ein Ersatzvater war.
»Ein ganz schön aufregender Tag bisher«, sagte sie, während
sie sich hinsetzte. »Hast du die Sache mit Smith gehört?«
»Grace rief mich an. Sie hat die Nachrichten gehört, als sie
um zehn gefrühstückt hat. Klingt wieder ganz nach Weeks’
Handschrift. Wir machen uns beide große Sorgen um Robin.«
»Ich auch. Aber Joe Palumbo, einer von unsern Ermittlern, ist
draußen vor ihrer Schule. Er bleibt bei ihr, bis ich nach Hause
komme.«
Der Kellner stand neben dem Tisch. »Laß uns bestellen«,
schlug Kerry vor, »und dann erzähl ich dir, was alles los ist.«
Sie entschieden sich beide für Zwiebelsuppe, und sie wurde
fast sofort serviert. Während des Essens berichtete Kerry
Jonathan über das Päckchen von Federal Express mit dem
ganzen Schmuck und dem Brief von Dr. Smith.
»Ich schäme mich richtig, daß ich versucht habe, dich von
deinen Ermittlungen abzubringen, Kerry«, sagte Jonathan ruhig.
»Ich will mein Bestes tun, aber wenn der Gouverneur der
Ansicht ist, daß Greens Nominierung gefährdet ist, dann würde
es ihm ähnlich sehen, es an dir auszulassen.«
»Nun, wenigstens gibt es Hoffnung«, sagte Kerry. »Und wir
können Grace für den Hinweis danken, den sie dem FBI
gegeben hat.« Sie erzählte ihm, was sie alles über Jason Arnott
erfahren hatte. »Ich sehe schon, wie Frank Green negativen
Schlagzeilen über die unfaire Strafverfolgung von Skip Reardon
vorbeugen will. Er kann’s gar nicht abwarten zu verkünden, daß
der Einbrecher, der die Mutter des Kongreßabgeordneten Peale
ermordet hat, auf Grund eines Tip s der Frau von Senator Hoover
geschnappt wurde. Du gehst aus der ganzen Sache als sein
bester Freund hervor, und wer kann ihm das schon verübeln? Du
genießt weiß Gott unter allen Politikern in New Jersey
vermutlich am meisten Respekt.«
Jonathan lächelte. »Wir könnten der Wahrheit ein wenig
nachhelfen und behaupten, daß Grace sich erst von Green
beraten ließ und er ihr dringend empfahl, den Anruf zu
machen.« Dann schwand sein Lächeln. »Kerry, was für eine
Auswirkung hat Arnotts mögliche Verwicklung im Fall Reardon
auf Robin? Besteht die Möglichkeit, daß es Arnott war, der
dieses Foto von ihr gemacht und dir geschickt hat?«
»Auf keinen Fall. Robins eigener Vater hat die Warnung
weitergegeben und im Prinzip eingeräumt, daß Jimmy Weeks
diese Aufnahme machen ließ.«
»Wie ist der weitere Ablauf?«
»Vermutlich, daß Frank Green und ich gleich morgen früh
Deidre Reardon in die Catskills mitnehmen, um diesen
Miniaturrahmen zu identifizieren. Arnott dürfte ungefähr jetzt in
Handschellen abgeführt werden. Sie stecken ihn dort ins
Gefängnis, zumindest fürs erste. Sobald sie dann anfangen, das
Diebesgut den speziellen Einbrüchen im einzelnen zuzuordnen,
werden sie an verschiedenen Orten Anklage gegen ihn erheben.
Ich
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