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Ein Gesicht so schön und kalt

Ein Gesicht so schön und kalt

Titel: Ein Gesicht so schön und kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und
Steppdecke.
Kerry schubste die Tür auf. In dem Lichtschein, das ein
kleines Nachtlämpchen verbreitete, konnte sie Robin in ihrer
typischen Fötalposition auf der Seite liegen sehen, mit den
langen braunen Haaren über das Kissen ausgebreitet. In zwei
Sätzen war Kerry neben dem Bett.
Robins Wange ruhte auf ihrer Handfläche. Sie atmete
regelmäßig.
Kerry blickte zu Jonathan auf. Er stand am Fußende des
Bettes und starrte sie an. »Sie war so durcheinander. Nachdem
du dann hier warst, hast du beschlossen, sie mit nach Hause zu
nehmen«, sagte er. »Siehst du, ihre Tasche mit den frischen
Anziehsachen und den Büchern für die Schule ist schon fertig
gepackt. Ich trage sie für dich.«
»Jonathan, es gab gar keinen Alptraum. Sie ist gar nicht
aufgewacht, oder?« sagte Kerry beherrscht.
»Nein«, erwiderte er gleichgültig. »Und es wäre einfacher für
sie, wenn sie auch jetzt nicht aufwachen würde.«
In dem Dämmerlicht der Nachtleuchte sah Kerry, daß er einen
Revolver in der Hand hielt.
»Jonathan, was machst du da? Wo ist Grace?«
»Grace schläft ganz fest, Kerry. Ich fand, daß es so besser ist.
Manchmal merke ich, daß eines ihrer stärkeren
Beruhigungsmittel nötig ist, damit ihre Schmerzen etwas
gelindert werden. Ich löse es in dem warmen Kakao auf, den ich
ihr jeden Abend ans Bett bringe.«
»Jonathan, was willst du?«
»Ich will genauso weiterleben, wie wir jetzt leben. Ich will
der Präsident des Senats und Freund des Gouverneurs sein. Ich
will meine restlichen Jahre mit meiner Frau verbringen, die ich
wirklich immer noch liebe. Manchmal geraten Männer auf
Abwege, Kerry. Sie tun völlig blödsinnige Dinge. Sie lassen
sich von jungen, schönen Frauen schmeicheln. Vielleicht war
ich wegen Grace’ Problem anfällig dafür. Ich wußte, daß es
blödsinnig von mir war; ich wußte, daß es ein Fehler war. Und
alles, was ich dann tun wollte, war, mir den Schmuck
zurückzuholen, den ich idiotischerweise diesem vulgären
Reardon-Mädchen gegeben hatte, aber sie wollte sich absolut
nicht davon trennen.«
Er wedelte mit dem Revolver. »Weck Robin jetzt auf, oder
heb sie hoch. Es ist keine Zeit mehr zu verlieren.«
»Jonathan, was hast du vor?«
»Nur was ich tun muß, und auch nur mit großem Bedauern.
Kerry, Kerry, warum hattest du bloß das Gefühl, du müßtest
dich mit Windmühlen anlegen? Was spielte es schon für eine
Rolle, daß Reardon im Gefängnis war? Was machte es schon
aus, daß Suzannes Vater das Armband als sein Geschenk
hingestellt hat, das mir so verheerend hätte schaden können?
Diese Dinge entsprachen der Vorsehung. Es war so gedacht, daß
ich weiterhin dem Staat zu Diensten bin, den ich liebe, und mit
der Frau zusammenlebe, die ich liebe. Es war schon Strafe
genug, daß Grace so leicht herausfand, daß ich sie betrogen
habe.«
Jonathan lächelte. »Sie ist schon wunderbar. Sie hat mir
dieses Bild gezeigt und erklärt: ›Erinnert dich das eigentlich
nicht an meine Brosche mit der Blume und der Knospe? Ich
bekomme dadurch Lust, sie mir wieder anzustecken. Hol sie mir
doch bitte aus dem Safe heraus, mein Lieber.‹ Sie wußte
Bescheid, und ich wußte, daß sie es wußte, Kerry. Und während
ich mir eben noch wie ein romantischer Narr im mittleren Alter
vorkam…, fühlte ich mich plötzlich besudelt.«
»Und da hast du Suzanne umgebracht.«
»Aber nur, weil sie sich nicht nur geweigert hat, die Juwelen
meiner Frau rauszurücken, sondern auch noch die Frechheit
besaß, mir zu erklären, sie hätte einen interessanten neuen
Freund, Jimmy Weeks. Mein Gott, der Mann ist ein Schurke.
Ein Gangster. Kerry, weck Robin entweder auf, oder trag sie,
während sie weiterschläft.«
»Mom«, war von Robin zu hören, die sich zu regen begann.
Ihre Augen öffneten sich. Sie setzte sich auf. »Mom.« Sie
lächelte. »Wieso bist du hier?«
»Komm aus dem Bett, Rob. Wir gehen jetzt.« Er wird uns
töten, dachte Kerry. Er wird behaupten, Robin hätte einen
Alptraum gehabt, und ich wäre gekommen und mit ihr
weggefahren.
Sie legte ihren Arm um Robin. Robin fühlte, daß etwas nicht
stimmte, und lehnte sich eng gegen sie. »Mom?«
»Ist schon gut.«
»Onkel Jonathan?« Robin hatte den Revolver entdeckt.
»Sag jetzt nichts weiter, Robin«, sagte Kerry ruhig. Was kann
ich nur tun? überlegte sie. Er ist verrückt. Er hat sich nicht mehr
in der Hand. Wenn doch nur Geoff nicht zu dem Gespräch mit
Jason Arnott gefahren wäre. Geoff hätte geholfen. Irgendwie
hätte Geoff geholfen.
Als sie die Treppe

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