Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1
die Suche nach dem Diamanten gemacht.“
„Aber wie legen wir dem sauberen Herrn Lieven das Handwerk?“, fragte Paula, während sie durch das Wäldchen liefen, das sich an den Park anschloss.
Max kickte einen Tannenzapfen vor sich her, und dann tat er das, was er häufig tat, wenn er seine Gedanken ordnen wollte: Er murmelte leise vor sich hin. Paula kannte diese Eigenheit ihres Bruders und wusste ganz genau, dass er jetzt nicht gestört werden durfte.
Nach einer ganzen Weile gelangten sie zu einer Lichtung. Unvermittelt ragte vor ihnen die Sternwarte Roderichs von Au in den Himmel.
Paula legte den Kopf in den Nacken und betrachtete andächtig den Turm, den der alte Herzog vor Hunderten von Jahren zur Beobachtung der Sterne hatte erbauen lassen.
„Guckt mal“, rief Paula da. „Roderich von Au hat sein Motto sogar über die Eingangstür zum Turm meißeln lassen. ‚Immer nach den Sternen greifen!‘“
„Dabei hatte der arme Kerl doch gar keine Ahnung davon, wie viele Sterne wirklich am Himmel stehen. Schließlich kommt ja fast jeden Tag ein neuer dazu“, sagte Max und ließ seinen Blick zur Kuppel des Turmes schweifen.
„Ein neuer Stein am Firmament“, murmelte Paula und dachte an die Meldung in der Zeitung.
Max nickte. „Genau, ein neuer St…“
Paula und Max zuckten gleichzeitig zusammen. Sie sahen sich an und ihre Augen begannen zu leuchten.
„Stein … Stern“, hauchte Paula.
Max schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Das ist es!“
Sherlock räusperte sich und straffte die Schultern. „Mit Verlaub, habe ich etwas verpasst?“
„Verstehen Sie denn nicht?“, rief Max und seine Stimme überschlug sich fast. „Wir haben die Lösung gefunden!“
Roderichs letztes Geheimnis
„Ich … ich verstehe nicht recht“, stotterte Sherlock und schaute verwirrt von Paula zu Max und wieder zu Paula.
„Die Sache ist doch klar wie Kloßbrühe!“, sagte Paula. „Roderich Herzog von Au hatte eine große Leidenschaft!“
Das Gespenst verdrehte die Augen und wackelte mit dem Kopf. „Die Sternenguckerei. Ich weiß.“
„Er hat mehr Zeit in seinem Sternenturm verbracht als irgendwo anders“, klinkte Max sich ein. „Die Astronomie war sein Ein und Alles. Jede Wette, dass die Sterne der Schlüssel zum Versteck des Diamanten sind! Wenn wir das letzte Geheimnis des Roderich von Au lüften wollen, müssen wir da rein!“ Er zeigte auf den Turm.
Sherlock schaute zweifelnd zu der grünlichen Kuppel hinauf. „Kuriose Idee. Aber mir dünkt, sie würde zum Froschmaul passen. Wohlan, machen wir die Probe aufs Exempel!“
An der Eingangstür zum Turm drückte Paula die Klinke. „So ein Mist. Abgeschlossen.“ Mit enttäuschtem Gesicht drehte sie sich zu den anderen um.
„Darf ich?“, fragte Sherlock und wollte gerade auf Gespensterart den Turm betreten, als Lilly kläffte, die Nase auf den Boden heftete und zu schnüffeln begann. Unter den Blicken der anderen beschnupperte sie die Turmmauer.
Plötzlich schlug sie an. Lilly bellte, wedelte mit dem Schwanz und kratzte wie wild geworden an der Mauer herum.
„Sie hat etwas entdeckt!“, verkündete Sherlock, ganz das stolze Herrchen.
Paula hockte sich neben Lilly. „Lass mich mal sehen.“ Sie ließ ihre Finger über die gemauerten Steine gleiten.
„Da ist einer lose!“, rief sie aufgeregt. Sie grub ihre Finger in den schmalen Zwischenraum, den der fehlende Mörtel hinterlassen hatte. Vorsichtig rüttelnd zog sie den Stein aus der Mauer und linste in das dunkle Loch. Dann steckte sie die Hand hinein und tastete die Wände ab. Plötzlich erstarrte sie und warf den anderen einen überraschten Blick zu.
„Grundgütiger, so sprich doch!“, rief Sherlock.
Mit spitzen Fingern hielt Paula ein Lederbändchen in die Luft. Daran baumelte …
„Ein Schlüssel!“, rief Max.
Paula steckte ihn ins Schloss. „Er passt!“, jubelte sie, als die Tür sich öffnete und knarrend den Weg ins Innere des Turmes freigab. In fiebriger Ungeduld rasten Max und Paula hinter den voranjagenden Gespenstern die steinerne Wendeltreppe hinauf.
„Nur keine Müdigkeit vorschützen! Hier geht es um meine Erlösung und die duldet keinen Aufschub mehr!“, rief Sherlock.
„Wahnsinn“, sagte Max andächtig, als sie oben angekommen waren. Wie von einem Magneten angezogen, schritt er auf das große, uralte Fernrohr zu. Vorsichtig ließ er seine Hand darübergleiten. „Gigantisch!“
„Ja, ja, ganz formidabel“, stöhnte das Gespenst. „Aber könnten wir jetzt
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