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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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glücklich.
    »Hallo?«, erklang es gedämpft hinter der geschlossenen Tür.
    »Rettungssanitäter«, sagte Joe. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ich sitze fest.«
    »Auf dem Boden?«
    Keine Antwort. Joe sah Lauren an. Sie verzog das Gesicht, das Radar in ihrem Kopf begann zu piepsen. Joe lehnte sich näher an die Tür. »Sind Sie noch da?«
    »Es ist mein Kopf.«
    Die Stimme klang, als hätte sich der Sprecher in der Wohnung bewegt. »Lass uns wieder nach unten gehen«, flüsterte Lauren.
    Aber Joe hatte die Hand bereits am Türgriff. »Er ist verwirrt. Wahrscheinlich gestürzt und hat sich eine Kopfverletzung zugezogen.« Er hob die Stimme. »Brauchen Sie Hilfe?«
    Lauren sah zu den anderen Türen im Flur. »Ich lasse die Zentrale bei der Nachbarin zurückrufen, vielleicht weiß sie etwas über ihn.« Sie stellte das EKG-Gerät und den Arzneikoffer ab und setzte das Funkgerät an den Mund. »Vierunddreißig.«
    »Sprechen Sie, Vierunddreißig.«
    Joe öffnete die Tür, und im selben Moment stürzte ein Mann heraus und packte ihn. Lauren sah die Messerklinge, die wilden, roten Augen und das unrasierte Kinn, roch den Geruch seines ungewaschenen Körpers.
    »Nicht«, sagte der Mann und sah sie an. Sie sah seine faulen Zähne, als er den Mund öffnete. Ein Ice-Süchtiger.
    Sie bewegte sich langsam, hob die andere Hand und nahm die Antenne zwischen zwei Finger, um ihm zu zeigen, dass sie nicht vorhatte zu senden. Ehe sie das Gehäuse des Funkgeräts losließ, strich sie mit der Hand daran entlang und stellte die Lautstärke auf null. Die Zentrale würde umgehend zurückrufen, und sie wollte nicht, dass der Mann es hörte. Wenn er sie zwang zu sagen, alles sei in Ordnung, sie sollten ihren Anruf vergessen, würde mindestens eine Stunde lang keine Hilfe eintreffen. Wenn sie jedoch keine Antwort bekamen, würden sie wissen, dass etwas nicht stimmte, und Hilfe schicken.
    Oder sie konnte das Gerät werfen, sie konnte es heftig werfen und ihn erschrecken. Ihre Augen begegneten Joes und lasen die stumme Botschaft darin. Joe war früher bei der Marine gewesen und in weiß Gott was allem ausgebildet. Sie würde tun, was er sagte. Sie ließ das Funkgerät neben die andere Ausrüstung sinken, die Antenne war glitschig vom Schweiß ihrer Finger.
    »Komm her«, sagte der Mann.
    Sie ging langsam, warf noch einen Blick auf die geschlossene Tür der Nachbarwohnung. Vielleicht schaute jemand durch das Guckloch und sah, was vor sich ging. Vielleicht die Person, die angerufen hatte; die Leute liebten es, Sanitätern zuzusehen. Oder vielleicht stolperte jemand über die ganze Ausrüstung im Flur und begriff, dass etwas nicht stimmte.
    Der Mann ging rückwärts in seine Wohnung zurück und zog Joe mit sich. Das Messer drückte in Joes Hals. Lauren sah die Stelle, an der es die Halsschlagader abdrückte, sodass sie über der Klinge stärker hervortrat. Bei dem Anblick taten ihr selbst Hals und Rachen weh, es war eine körperliche Erinnerung an Thomas’ Angriff in der Gasse. Sie zitterte.
    »Weiter.«
    Joe ließ den Blick hektisch zwischen ihr und der Treppe hin und her flitzen. Sie schüttelte leicht den Kopf. Ihre Chancen standen besser, wenn sie zusammenblieben. Wer konnte wissen, was der Mann mit Joe machen würde, wenn sie die Flucht ergriff?
    Sie betrat die Wohnung.
    »Mach die Tür zu.«
    Sie gehorchte.
    »Sperr sie ab.«
    Es gab keine Möglichkeit, nur so zu tun, als würde sie absperren, und der Polizei, die hoffentlich bald eintreffen würde, den Zugang zu erleichtern. Sie drehte das Riegelschloss. Wenigstens machte die Tür selbst einen ziemlich windigen Eindruck.
    Der Mann veränderte seinen Griff um Joes Hals. Joes Gesicht wurde allmählich rot, und er machte mit den Händen am Körper beschwichtigende Gesten. Lauren holte zittrig Luft. »Wie heißen Sie?«
    »Das ist geheim«, sagte der Mann grob. Er trug eine kurze blaue Sporthose und ein Nirwana-T-Shirt. Sie roch seinen faulen Atem.
    »Ich bin Lauren, und das ist Joe.«
    »Halt’s Maul.«
    Sie sah sich in dem kleinen Zimmer um, ohne den Kopf zu drehen. Der Boden war mit schmutzigem und gesprungenem Linoleum bedeckt. Die einzigen Möbel waren ein paar blaue Milchkästen aus Plastik. Die Fenster waren mit Alufolie verklebt, um die Todesstrahlen von Außerirdischen, die Impulse zum Gedankenlesen oder welche Wahnvorstellung er sonst haben mochte, abzuwehren. Alle bis auf eins waren geschlossen. Lauren hörte den Verkehrslärm von der Straße unten durch den kleinen offenen

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