Ein Grieche im 7. Himmel
sich tröstend. Tut mir leid, Kumpel, du musst wohl noch etwas länger warten, beschwichtigte er seinen schmerzenden Schwanz. Er hatte definitiv Hunger auf sie, und ein kleiner Nachmittagshappen war genau das, was er nach einer Nacht wie dieser brauchte. Doch das Warten würde eine Qual sein. „Wo soll ich dich treffen?“, fragte er.
„Wie wäre es mit dem Garden Inn um zwölf?“
„Ich werde da sein.“
„Gute Nacht“, sagte sie und legte auf.
Einen Moment lang stand er da und spielte die Unterhaltung noch einmal in seinem Kopf durch. Alles lief besser als er erwartet hatte. Morgen würde er eine Nachspeise nach dem Mittagessen bekommen. Eine Nachspeise, die er genießen und erforschen würde: Penny. Und dann würde er sich einen Nachschlag holen.
Aber zuerst sollte er sich noch mit einer anderen, winzigen Unannehmlichkeit auseinandersetzen: Zeus.
Jetzt, nachdem er gesehen hatte, in welchem Zustand sich die Unterwelt befand, weil die Arbeiter streikten, um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld zu bekommen, wuchs sein Zorn auf Zeus. Der Fluss war mit Seelen, die alle auf eigene Faust den Fluss überqueren wollten, weil sie nicht warten wollten, bis der Fährdienst wieder betriebsbereit war, fast bis zum Überlaufen verstopft.
Das Letzte, was Zeus jetzt tun sollte, war, sich für ein romantisches Zwischenspiel in New York aufzuhalten, anstatt sich um seine Geschäfte in der Unterwelt zu kümmern, wo er gebraucht wurde. Es wurde Zeit, dass sowohl Zeus als auch Hades die Verantwortung dafür übernahmen. Ohne ihn als Sandsack in der Mitte zu benutzen! Es wurde Zeit, dass Hermes streikte! Erst dann würden diese beiden sturen Idioten ihre Meinungsverschiedenheiten beilegen.
Nachdem er zu seiner Entscheidung gekommen war, rief Hermes die Nummer des neuen Handys, das er Zeus gegeben hatte, an. Natürlich klingelte es nur, was Hermes zur Weißglut brachte. Er wartete auf den Piepston und hinterließ mit verkrampftem Kiefer und zusammengebissenen Zähnen eine Nachricht.
„Vater, ich habe deinen Vertrag überbracht. Hades hatte wegen den Details einen Anfall und weigerte sich, zu unterschreiben. Er warf mich in den Styx. Die Situation wird sich nicht klären lassen, bis du persönlich hier runterkommst und mit Hades verhandelst. Bis dahin halte ich mich aus der Sache heraus. Betrachte mich bis auf Weiteres als im Urlaub! Mit anderen Worten, such dir einen anderen Botenjungen!“ Er beendete den Anruf, wobei er sich seltsamerweise erleichtert und so frei fühlte, als ob er nach Jahrhunderten endlich befreit worden wäre, nachdem er nicht einmal gewusst hatte, dass er überhaupt angekettet gewesen war.
Er schaute auf die elenden Seelen, die an ihm vorbeigingen, und die dunkle gotische Burg in der Ferne, drehte allem den Rücken zu und verließ die Unterwelt.
***
Penny hatte nicht gut geschlafen. Wenn sie sich nicht wegen der Aussicht, ihren Job zu verlieren, im Bett gewälzt hatte, hatte sie sich Gedanken über ihren Vater und was er von ihnen wollte gemacht. Und darüber, wie sie ihrer Großmutter von seinem Besuch erzählen sollte.
Nun stand sie genervt im Bungalow ihrer Oma am Herd in der Küche und machte Frühstück. Was sollte sie ihrer Großmutter nur sagen? Sie lebte hier mit ihr, seit ihr Vater ins Gefängnis gekommen und ihre Mutter weggelaufen war, weil sie die Klatschbasen in dieser engstirnigen Gemeinde nicht ertragen konnte. Es war nicht nur, dass ihr Vater ein Auto gestohlen hatte, er hatte sich auch betrunken und hatte auf der Spritztour mit dem geklauten Auto eine andere Familie getötet. Autodiebstahl, Fahren unter Alkoholeinfluss und zwei Fälle von Totschlag. Zwölf Jahre. Zwei zerstörte Familien und ein Schaden, der nie wieder rückgängig gemacht werden konnte.
Und jetzt war der nichtsnutzige Gauner wieder in ihrem Leben.
Er brauchte ihre Hilfe, und sie fühlte sich schuldig, weil sie ihn weggeschickt hatte. Lächerlich! Wo war er gewesen, als sie ihn gebraucht hatte? Als ihre Mutter ihn gebraucht hatte? Als die anderen Kinder sie in der Schule schikaniert hatten? Er war im Gefängnis gewesen. Sie seufzte und drehte den Speck um.
Sie hatte sich viele Jahre lang gefragt, was sie ihm sagen würde, wenn er endlich wieder auftauchen würde. Sie hatte sich gefragt, ob sie ihm je genug vergeben könnte, um eine Beziehung zu einem Mann aufzubauen, den sie nicht einmal kannte und an den sie sich kaum noch erinnerte.
Jetzt war er wieder da.
Er wollte ihre Hilfe. Und eine Bleibe. Jetzt!
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