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Ein Grieche im 7. Himmel

Ein Grieche im 7. Himmel

Titel: Ein Grieche im 7. Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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Diese Brücke hast du schon vor langer Zeit zerstört, und es ist nichts mehr da, was gerettet werden könnte.“
    „Hör zu, Schatz!“
    „Verschwinde!“, schrie sie.
    Plötzlich platzte Michelle zur Tür herein. Ihre Bluse war verrutscht und die obersten Köpfe standen offen. „Ist alles in Ordnung?“, wollte sie wissen. „Wir konnten die Stimmen den ganzen Gang hinunter hören.“
    „Wir?“, fragte Penny.
    Hinter ihr stürzte Kenton ins Büro. Sie hatte ihn nie wirklich leiden können: Breite Schultern, fester Hintern, Plastiklächeln, und wie so viele egozentrische und überaus attraktive Männer hatte er die Persönlichkeit eines Taschentuchs – dünn, durchsichtig und ohne moralische Substanz. Kenton war auch immer makellos gekleidet, was Penny nun dazu veranlasste, eine Augenbraue hochzuziehen, da sie bemerkte, dass seine Krawatte gelockert war und sein Hemd verknittert aussah.
    „Ja, wir“, fügte Kenton hinzu, während er sich vor Michelle stellte, als ob er sie wie ein Ritter in glänzender Rüstung beschützen wollte. Nun ja, es hätte vielleicht auch funktioniert, hätte er nicht an seiner Krawatte herumgefummelt, um zu versuchen, präsentabel auszusehen und nicht so, als ob er gerade in einer Besenkammer herumgemacht hätte. „Ihr wart sehr laut. Gibt es ein Problem?“
    „Nein“, antwortete Penny kurz angebunden. „Kein Problem. Nur Familienangelegenheiten.“
    Sie konnte Michelle und Kenton nur anstarren. Alles war jetzt so offensichtlich: Kenton wollte seine Chance auf die Festanstellung ergreifen und würde alles tun, was nötig war – selbst wenn das bedeutete, etwas mit Michelle anzufangen. Erst heute Morgen hatte Michelle ihr beteuert, dass sie, Penny, immer noch einen Chance auf die Festanstellung hatte. Aber so wie es aussah, hatte Michelle ihre Stimme bereits anderweitig vergeben.
    Kenton musterte ihren Vater neugierig, aber Penny rührte sich nicht. Noch sagte sie etwas. Sie wollte nicht, dass ihr Vater hier war. Sie wollte ihn nicht einmal kennen, geschweige denn, ihn ihren Kollegen vorstellen.
    Ihr Vater trat an ihr vorbei und streckte seine Hand aus, während er auf ihre Chefin und ihren Mitbewerber zuging. „Hi, ich bin Pennys Vater, Bart Galloway.“
    „Ich bin Kenton Lowry, Assistenzprofessor in derselben Abteilung wie Penny.“
    „Michelle Schafer, ich bin die Dekanin der Fakultät für Geschichte“, sagte ihre Chefin. „Entschuldigen Sie die Störung.“
    „Nein, keine Störung. Wir hatten nur ein kleines Missverständnis. Aber das ist jetzt geregelt, nicht wahr, Penny?“
    Er drehte sich zu ihr um, und sie nickte. Was hätte sie sonst tun sollen? Er hatte sie in die Ecke getrieben. Sie legte ein künstliches Lächeln auf. „Stimmt. Mein Vater wollte gerade gehen. Nicht wahr, Dad?“
    „Sieht so aus. Ich sehe dich zuhause, mein Schatz.“ Er drehte sich um und ging hinter Michelle und Kenton zur Tür hinaus.
    Penny konnte hören, wie sie den Gang hinuntergingen und sich unterhielten. Sich bekannt machten. Mehr als alles andere wollte sie irgendetwas werfen, schreien, brüllen und mit den Füssen stampfen. Stattdessen ließ sie sich in ihren Stuhl fallen.
    Hermes‘ Visitenkarte lag auf ihrem Schreibtisch und starrte sie förmlich an. Sie nahm sie in die Hand und starrte zurück. Seine warme, sexy Stimme zu hören, war jetzt genau das, was sie brauchte, um ihren Vater und die Tatsache aus ihrem Kopf zu verdrängen, dass ihre Chefin, obwohl sie behauptet hatte, sich für sie einzusetzen, ihre Entscheidung schon gefällt hatte.
    Michelle und Kenton hatten eine Affäre. Vor ihrer Nase, nur zwei Türen weiter! Und deswegen würde Kenton die Festanstellung bekommen und nicht sie.
    Sie hatte nur eine Chance, das zu verhindern, und selbst diese war äußerst gering. Vielleicht könnte ihr ein Mann, der altgriechisch sprach, ja doch helfen. Vielleicht war er nur exzentrisch – das bedeutete nicht automatisch, dass er verrückt sein musste. Sie schüttelte den Schauder ab, der ihr über den Rücken lief, und griff zum Telefonhörer. Verzweifelte Situationen verlangten verzweifelte Maßnahmen.
     

7
     
    Hermes sank auf den Grund des trüben Flusses. Die starke Strömung rauschte über ihn hinweg, brannte in seinen Augen, füllte seinen Mund und zog ihn schnell stromabwärts. Schock und Wut bombardierten ihn, hämmerten auf ihn ein wie ein Schwergewichtschampion. Wie konnte Hades es nur wagen? Er war gekommen, um dem alten Bussard zu helfen, und das war sein Dank? Zorn

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