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Ein Grieche im 7. Himmel

Ein Grieche im 7. Himmel

Titel: Ein Grieche im 7. Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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auf. Ein Mann, den sie seit fast zwei Jahrzehnten nicht gesehen hatte, stand auf der Schwelle. „Hallo, Penelope.“
    Der Brieföffner fiel aus ihrer Hand und klapperte auf den Boden. „Dad?“
    Erstaunt starrte sie ihn an. Das letzte Mal, als sie ihren Vater gesehen hatte, war er in einem Gerichtssaal gestanden, den Kopf gesenkt, als der Richter das Urteil verkündet und der Gerichtsdiener ihn daraufhin weggeführt hatte. „Dad? Was machst du hier?“
    „Was? Kann ein Mann nicht seine einzige Tochter besuchen?“
    Penny ließ ihren Blick über sein Gesicht wandern. Er war älter geworden. Dicker. Breiter, mit viel weniger Haaren und viel mehr Haut. Besonders am Hals. Aber er war zweifellos ihr Vater. „Wann bist du entlassen worden?“, fragte sie, ohne zu wissen, was sie sagen oder fühlen sollte.
    „Es . . . also, es ist schon ein paar Jahre her.“ Da war wieder dieser Blick. Derselbe, den er im Gerichtssaal zur Schau gestellt hatte. Der Blick, der ihr sagte, dass er einen Fehler gemacht hatte und es wusste. Doch die wirkliche Frage war, bereute er es?
    „Ein paar Jahre und du tauchst erst jetzt auf?“ Sie wusste nicht, warum sie überrascht war. Sie versteifte sich. „Ich frage noch mal, was machst du hier?“
    „Ich wäre schon früher gekommen, es ist nur . . . Also, es ist nur so, dass ich nicht dachte, dass du mich sehen wolltest.“ Er senkte den Kopf und sah sie nach einem Moment, nachdem sie immer noch nichts gesagt hatte, wieder an. „Ich brauche deine Hilfe.“
    „Das ist ja eine große Überraschung“, sagte sie trocken.
    „Warum so viel Hass, Pen? Ich weiß, ich habe Fehler gemacht – “
    „Fehler?“, wiederholte sie, wobei die Verbitterung, die sie lange vergraben, jedoch nie vergessen hatte, wieder in ihr hochkam. „Angesichts dessen, dass du ganz alleine unsere Familie zerstört hast, kannst du das wohl sagen.“
    „Nein, nicht ganz alleine. Ich hatte etwas Hilfe.“
    „Wirklich, jemand hat dich an der Hand genommen und dich dazu gezwungen, diese Leute zu bestehlen?“
    „Ich war verzweifelt, Penny.“
    „Ja, genauso wie jetzt? Ich kann dir nichts geben, Dad, und ich habe nichts, das du nehmen könntest.“
    Der Schmerz, der sich bei ihren Worten in seinen Augen sammelte, stoppte sie, aber nur für einen kurzen Augenblick.
    „Ich will nichts von dir“, sagte er.
    „Wirklich?“
    Der Schmerz, den sie so leicht in seinem Gesicht lesen konnte, verpasste ihrem Gewissen einen Stich, aber dann erinnerte sie sich an ihren eigenen Schmerz. Sie erinnerte sich daran, was sie jeden Tag durchgemacht hatte, nachdem sie ihn ins Gefängnis geschickt hatten. Der Spott und das Gelächter der Kinder in der Schule, die Trauer in den Augen ihrer Großmutter. Aber besonders erinnerte sie sich daran, wie ihre Mutter sie verlassen hatte und nie mehr zurückgekehrt war.
    „Wie ich schon sagte. Es ist spät. Wie hast du mich hier gefunden?“
    „Ich habe immer gewusst, wo du warst. Ich bin sehr . . . stolz auf dich.“
    Sie schaute ihn ohne zu zwinkern an. Wegen des Klumpens aus Zweifel, der in ihrem Hals saß, war sie unfähig, etwas zu sagen. Wie konnte er es nur wagen, jetzt zurückzukommen und zu denken, dass sie ihm vergeben würde?
    „Ich brauche eine Unterkunft. Ich habe meinen Job verloren. Meine Wohnung. Ich bin pleite.“
    „Und du hast sonst niemanden gefunden, den du anschnorren kannst?“ Ihre Worte waren harsch. Das wusste sie. Doch sie konnte sich nicht zurückhalten. Schmerz und rohe, bittere Wut zogen ein und schlugen ihre Krallen in sie.
    Flehend streckte er seine Hände aus. Raue Hände. Gerötete Hände. Hatten sie immer so ausgesehen? Sie versuchte zurückzudenken, sich zu erinnern, aber wenn es um ihren Vater ging, war ihre Erinnerung ein großes, tiefes, schwarzes Loch.
    „Ich hoffte, du würdest mich aufnehmen.“
    „Auf keinen Fall“, sagte Penny schnell.
    „Es würde nur für ein paar Wochen sein, bis ich wieder auf den Beinen bin, versprochen. Ich werde dir keinen Ärger machen.“
    „Oma ist krank. Sie braucht den Stress, dich zu sehen, jetzt nicht. Ich will nicht, dass sie dich in dieser Verfassung sieht. Es würde sie zu sehr aufregen.“
    „So, wie es dich aufregt?“ Der Schlag traf sein Ziel.
    „Denkst du nicht, du hast unserer Familie schon genug angetan?“, schoss sie noch viel lauter zurück.
    „Ja. Ich habe nur gehofft . . . “ Er zuckte mit den Achseln. „Gehofft, dass wir uns wieder näherkommen könnten.“
    „Tut mir leid, Dad.

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