Ein Grieche zum Heiraten (Jenseits des Olymps - Buch 2) (German Edition)
größer als die Leute, die vor ihm saßen. Es gab keine Möglichkeit, nicht bemerkt zu werden.
„Sonst noch jemand?“
Obwohl Dio äußerlich starr wirkte, durchzuckten ihn innerlich Stiche panikartiger Angst. Ariadne stupste ihn an und flüsterte: „Du schaffst das.“
Er stand noch zögerlicher auf als der andere Kerl und starrte geradeaus. Er vermied es, jemanden im Raum anzusehen und richtete seine Augen stattdessen auf einen Fleck auf der gegenüberliegenden Wand. Gleichzeitig bemerkte er zum ersten Mal, dass er über eine perfekte Sehstärke verfügte – nicht nur das, es war sozusagen wie Superman-Sehkraft. „Mein Name ist Dio.“
Er machte Anstalten, sich wieder hinzusetzen, aber Ariadnes Hand auf seiner Hüfte hielt ihn davon ab. Er sah sie an und bemerkte, dass sie ihren Kopf schüttelte. „Sag’s schon!“, flüsterte sie.
Dio schluckte schwer. Musste er das wirklich sagen? Funktionierte das so? Zuerst demütigten sie ihn und machten ihn nieder, und dann bauten sie ihn wieder auf? Er spürte die Blicke der anderen Anwesenden auf sich. Der anderen Alkoholiker. Bei den Göttern, wie er dieses Wort hasste! Es passte nicht zu ihm.
„Ich bin Alkoholiker“, presste er hervor und erstickte dabei fast an den Worten – als ob sein Wesen und die Bausteine, aus denen er bestand, gerade von einer Abrissbirne demoliert worden wären.
Dio ließ sich zurück in seinen Stuhl fallen und fühlte sich schlechter als je zuvor in seinem Leben. Nur Ariadnes Hand auf seiner linderte seinen Schmerz ein wenig. Er musterte sie. Jetzt schuldete sie ihm etwas, und er würde es sich holen, das schwor er sich. Und zwar schnell. Wenn sie wollte, dass er mit diesem schrecklichen Spiel weitermachte, dann würde sie ihm etwas im Gegenzug anbieten müssen. Und er hatte nicht vor, bis zu seiner Hochzeitsnacht darauf zu warten.
***
Hera wandte sich von dem Teich und dem Spiegelbild darin ab. Sie kicherte. Mit anzusehen, wie Dionysos sich vor so vielen Sterblichen demütigte, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
„Das wird dich lehren“, murmelte sie vor sich hin.
„Wird wen was lehren, meine Liebe?“, unterbrach sie Zeus. Sie hatte ihn nicht kommen spüren.
„Ach nichts, mein Lieber“, antwortete sie leichthin, obwohl sie sich von ihm ertappt fühlte, und drehte sich mit unschuldigem Blick zu ihm um.
Aber Zeus war zu scharfsinnig. Er schnappte ihr Handgelenk, stoppte damit ihren Rückzug und zog sie an sich. „Nein, nein, so leicht kommst du mir nicht davon, meine verschlagene Frau. Was für ein hinterlistiges Spiel hast du jetzt wieder angezettelt? Wer hat es heute versäumt, sich gut mit dir zu stellen und hat sich deshalb deinen Zorn zugezogen?“
„Wenn du nicht aufpasst, mein untreuer Ehemann, könnte es sein, dass du als Nächster dran bist“, zirpte Hera zuckersüß ihre unverhohlene Warnung.
Zeus grinste und ließ sie los. „Ich bezweifle, dass dies mit viel Spaß für uns beide verbunden wäre. Allerdings ...“ Er wischte mit der Hand über den Teich, um das Spiegelbild zurückzurufen, das sie nur wenige Augenblicke zuvor studiert hatte. „. . . könnten wir beide etwas Spaß gebrauchen.“
Als er das Spiegelbild auf dem Teich sah, fluchte er und starrte sie wutentbrannt an. „Mein Sohn?“
„Einer deiner vielen Söhne“, korrigierte sie ihn rechthaberisch und süffisant zugleich.
„Aha, also ist Rache für meine Untreue der Grund, warum du dich in Dionysos’ Leben einmischst“, folgerte er sofort.
Sie schüttelte den Kopf. „Du nimmst dich selbst zu wichtig. Als ob sich immer alles nur um dich drehen würde. Ich verrate dir ein Geheimnis.“ Sie rückte näher und hob ihre Lippen an sein Ohr: „Das tut es nicht!“
„Und was hat Dionysos denn so Schlimmes getan, das dir so missfällt?“
„Die Frage ist: Was hat er nicht getan?“, berichtigte sie ihn.
Zeus stieß einen verärgerten Atemzug aus. „Hera, meine Liebe, du weißt doch, wie ich kryptische Bemerkungen hasse, also lass uns auf den Punkt kommen! Was hast du vor?“
„Ich bringe ihm bei, sich wie ein richtiger Mann zu benehmen.“
Zeus hob interessiert eine Augenbraue an. „Und wie willst gerade du das anstellen?“
„Schau zu und vielleicht kannst auch du daraus noch etwas lernen, mein Lieber!“ Und vielleicht würde ihr fehlgeleiteter Mann wirklich noch etwas aus Dionysos’ Fehlern lernen, da er ja offensichtlich nichts aus seinen eigenen gelernt hatte.
„Wie du weißt, lerne ich viel besser in einer
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