Ein Happy End für unsere Liebe
Kind an der anderen und ein höchstens wenige Monate altes Baby in einer Trageschlinge vor der Brust gehabt. Und er hatte dem Himmel stumm dafür gedankt, dass sie nicht First Class flog.
Aber der Vorhang, der die teuren Sitze von den preiswerten trennte, war kein besonders wirksamer Schallschutz, und das Weinen des Babys drang nach vorn. Nach einigen Minuten schien es sogar lauter zu werden, als käme das Kind näher.
Das bilde ich mir wahrscheinlich nur ein, weil ich selbst Vater werde, dachte Jason. Doch dann eilte eine Flugbegleiterin an ihm vorbei.
„Kann ich Ihnen helfen?“, hörte er sie ein paar Reihen weiter fragen.
„Mein Sohn muss in den Waschraum“, erklärte eine hektisch klingende Frauenstimme.
„Im hinteren Teil der Maschine sind zwei“, sagte die Flugbegleiterin und versperrte ihr den Weg nach vorn.
„Das weiß ich“, entgegnete die Mutter mit zusammengebissenen Zähnen. „Aber sie sind beide besetzt, und ein Dreieinhalbjähriger hat nun mal eine schwache Blase. Wenn Sie also nicht wollen, dass ein Unglück passiert, lassen Sie mich bitte durch …“
Mit einem resignierten Seufzen zog die Flugbegleiterin den Vorhang zur Seite. „Können Sie die Kleine denn nicht ein wenig beruhigen?“
Jason musste lächeln. Die junge Frau hatte offenbar noch weniger Erfahrungen mit Babys als er, und das hieß schon etwas. Denn abgesehen davon, dass er bei seiner inzwischen sechs Jahre alten Nichte Olivia ein einziges Mal die Windeln gewechselt hatte, war seine Erfahrung gleich null.
„Der Schalter befindet sich in der Windel. Sobald ich ihn erreiche, stelle ich das Weinen ab.“
Der Mund der Flugbegleiterin wurde noch schmaler, Jasons Lächeln noch breiter.
„Mommy“, flehte der Junge.
Seine Mutter sah sich suchend um. Die meisten Plätze in der ersten Klasse waren besetzt. Fast alle Passagiere schauten auf ihren Laptop oder in die Zeitung und ignorierten die Frau, die es wagte, sie zu stören.
Ihr Blick traf sich mit Jasons. Sie wirkte verzweifelt, und die Flugbegleiterin schien ihr nicht helfen zu wollen. „Kann ich etwas für Sie tun?“, hörte er sich fragen.
„Ja, bitte. Nur kurz. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“ Und damit setzte sie ihm das noch immer weinende Baby auf den Schoß und verschwand mit ihrem Sohn im Waschraum.
„Hallo.“
Jason sah das Baby an, dessen Augen die größten, blauesten und verweintesten waren, in die er jemals geschaut hatte. Natürlich antwortete das Mädchen nicht. Vermutlich hatte es ihn nicht mal gehört, denn es schluchzte unaufhörlich.
Es strampelte, zappelte und trat nach ihm. Offenbar fühlte es sich auf dem Knie eines Fremden nicht wohl. Also hob Jason es an die Schulter und streichelte den winzigen Kopf, wie er es bei Olivia getan hatte.
Das Baby hörte auf zu zappeln, bekam Schluckauf, rülpste laut, und dann ergoss sich etwas Ekliges und Übelriechendes auf Jasons Anzugjacke.
Aber immerhin hatte es zu weinen aufgehört.
Penny wollte selbst über ihr Leben entscheiden, aber es konnte nicht schaden, mit jemandem zu reden, der mal in der gleichen Situation gewesen war. Eleanor und Rex waren am Abend zuvor spät nach Hause gekommen, und Penny fand ihre Mutter in der Bibliothek, wo sie es sich mit dem neuen Buch ihres Lieblingsautors auf der Couch bequem gemacht hatte.
Eleanor hob den Kopf und legte ihre Lektüre zur Seite.
„Wie war die Reise?“, fragte Penny.
„Wundervoll. Ich war immer gern in San Francisco, aber mit jemandem, den man liebt, dort zu sein … dann ist es natürlich noch schöner.“
„Wo ist Rex heute?“
Ihre Mutter zog einen Schmollmund. „Er hat eine Besprechung in Houston. Dass er reich ist, ändert offenbar nichts an seiner Arbeitswut. Er will sich nützlich fühlen, sagt er. Das verstehe ich zwar, aber wir waren so viele Jahre getrennt, da möchte ich keinen Moment zusammen verpassen.“
Penny antwortete nicht. Sie hatte keine Erfahrung mit einer so intensiven Beziehung und würde sie wohl auch nicht so bald machen.
„Aber jetzt bist du ja da“, fuhr Eleanor fort. „Wir beide haben schon lange nicht mehr geplaudert.“
„Ich wollte mit dir reden“, gab Penny zu. „Aber ich bin nicht sicher, ob ich es sollte.“
„Über Jason reden, meinst du.“
Penny nickte. „Ich weiß, es ist dir unangenehm. Schließlich bist du jetzt mit seinem Vater verheiratet.“
„Ich bin auch deine Mutter und werde es immer bleiben.“
„Es ist seltsam, oder? Die beiden Familien waren so lange verfeindet, aber
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