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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Hund an. »Lauf weg! Los!« Der Hund zögerte und winselte tief in seiner Kehle. Ian konnte ihn nicht sehen, doch er spürte, wie das große Tier einen Satz machte und sich umdrehte, sich wieder drehte, unentschlossen.
    »Ruith!« Er rappelte sich auf alle viere auf und drängte Rollo. Schließlich gehorchte der Hund und lief davon, so wie es ihm beigebracht worden war.

    Ihm selbst blieb keine Zeit zum Weglaufen, selbst wenn er auf die Beine gekommen wäre. Er ließ sich auf den Bauch fallen, drückte Hände und Füße fest in das verrottende Laub und wand sich wie verrückt, um sich einzugraben.
    Ein Fuß traf ihn zwischen den Schulterblättern, doch das Keuchen, mit dem ihm der Atem verging, wurde von den feuchten Blättern erstickt. Es spielte keine Rolle, sie machten solchen Lärm. Wer auch immer auf ihn getreten war, bemerkte ihn gar nicht; er bekam noch einen betäubenden Hieb versetzt, als der Mann in Panik über ihn hinwegrannte – sicher hielt er ihn für einen umgestürzten Baumstamm.
    Die Schüsse verstummten. Die Rufe nicht, doch er verstand sie nicht. Er wusste, dass er flach auf dem Gesicht lag, kalte Nässe im Gesicht und den Geruch abgestorbenen Laubes in der Nase – doch er hatte das Gefühl, aufrecht zu stehen, aber ziemlich betrunken zu sein, während sich die Welt langsam um ihn drehte. Nachdem der erste, akute Schmerz vergangen war, tat sein Kopf nicht mehr sehr weh, doch er schien ihn nicht heben zu können.
    Ihm kam dumpf der Gedanke, dass niemand davon erfahren würde, wenn er jetzt hier starb. Es würde seiner Mutter Kummer bereiten, dachte er, nicht zu wissen, was aus ihm geworden war.
    Die Geräusche wurden leiser, geordneter jetzt. Eine Stimme brüllte nach wie vor, doch es klang, als erteilte sie Befehle. Sie entfernten sich. Ihm kam der vage Gedanke, dass er rufen könnte. Wenn sie sahen, dass er weiß war, halfen sie ihm ja vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
    Er blieb still. Entweder lag er im Sterben oder nicht. Wenn es so war, gab es keine Hilfe. Wenn nicht, brauchte er keine.
    Nun ja, ich habe ja darum gebeten, nicht wahr? , dachte er und nahm sein Zwiegespräch mit Gott wieder auf, seelenruhig, als läge er noch auf dem Stamm des Tulpenbaums und blickte in die Tiefen des Frühlingshimmels. Ein Zeichen, habe ich gesagt. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass du es so prompt schicken würdest.

2
    Die Hütte der Holländer
    März 1773
     
    Niemand hatte von der Existenz der Blockhütte gewusst, bis Kenny Lindsay, der am Fluss unterwegs war, die Flammen gesehen hatte.
    »Es wäre mir gar nicht aufgefallen«, sagte er zum zirka sechsten Mal. »Wenn es nicht dunkel geworden wäre. Wäre es heller Tag gewesen, hätte ich nichts davon gemerkt, nichts.« Er wischte sich mit zitternder Hand über das Gesicht, unfähig, den Blick von den Leichen abzuwenden, die am Waldrand aufgereiht lagen. »Sind das Wilde gewesen, Mac Dubh ? Sie sind nicht skalpiert worden, aber vielleicht -«
    »Nein.« Jamie legte das rußverschmierte Taschentuch sanft wieder auf das blaue Gesicht eines kleinen Mädchens, das zu ihm aufstarrte. »Keiner von ihnen ist verletzt. Das musst du doch gesehen haben, als du sie ins Freie gebracht hast?«
    Lindsay schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf und erschauerte heftig. Es war später Nachmittag und ein kühler Frühlingstag, doch die Männer schwitzten alle.
    »Ich habe nicht hingesehen«, sagte er schlicht.
    Meine eigenen Hände waren wie Eis, so taub und gefühllos wie die gummiartige Haut der toten Frau, die ich gerade untersuchte. Sie waren bereits über einen Tag tot; die Totenstarre war schon vorbei, und sie waren jetzt schlaff und kühl, doch das kalte Wetter des Gebirgsfrühlings hatte sie bis jetzt vor den entwürdigenden Widerwärtigkeiten der Verwesung bewahrt.
    Dennoch atmete ich flach; die Luft war bitter vom Brandgeruch. Hier und dort stieg eine Rauchsäule von der verkohlten Ruine der winzigen Hütte auf. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Roger gegen einen Baumstamm trat und sich dann bückte, um darunter etwas vom Boden aufzuheben.
    Kenny hatte lange vor Tagesanbruch an unsere Tür gehämmert und uns aus unseren warmen Betten geholt. Wir waren in aller Eile hergekommen, obwohl wir wussten, dass wir für jede Hilfe zu spät kamen. Einige der Pächter von den Siedlungsstätten in Fraser’s Ridge hatten uns begleitet; Kennys Bruder Evan stand mit Fergus und Ronnie Sinclair unter den Bäumen zusammen, wo sie sich leise auf Gälisch

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