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Ein Held unserer Zeit

Ein Held unserer Zeit

Titel: Ein Held unserer Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Lermontow
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härmt er sich auf dem festen Lande ab, mag er auch in dem schattigsten Hain lustwandeln, mag auch die Sonne ihre friedlichsten Strahlen auf ihn herabsenden; den ganzen Tag irrt er auf dem Sande am Gestade umher, lauscht dem eintönigen Klatschen der heranrollenden Wellen, und sein Auge starrt in die nebelhafte Ferne: ob nicht dort, an dem blassen Horizont, über dem blauen Abgrund des Meeres das ersehnte Segel sichtbar wird ... Anfangs gleicht es nur dem Flügel einer Seemöwe, aber nach und nach steigt es aus den Fluten empor und nähert sich dann in raschem Fluge dem einsamen Gestade ...
     
     
    Fußnoten
     
     
    1 Eine sprichwörtliche Redensart. Eine Variante des Salomonischen Spruches: "Alles ist eitel."
     
     
     
5. Der Fatalist.

 
    Ich befand mich einst vierzehn Tage auf dem linken Flügel der Armee in einer Kosakencolonie am Don. Es lag dort ein Bataillon Infanterie. Die Offiziere fanden sich bald bei diesem bald bei jenem ein, und die Abende wurden mit Kartenspielen zugebracht.
     
    Als uns einst das Boston langweilte, warfen wir die Karten unter den Tisch und unterhielten uns lange Zeit. Wir waren beim Major S. Ganz gegen die Gewohnheit wurde die Unterhaltung interessant. Das Gespräch drehte sich um die Behauptung, daß der muhamedanische Glaube, des Menschen Schicksal sei in die Sterne geschrieben, auch bei uns viele Anhänger habe; Jeder von uns erzählte verschiedene ungewöhnliche Anekdoten für und wider diese Behauptung.
     
    "Das Alles, meine Herren," sprach der alte Major, "beweist gar nichts; ist doch nicht einmal einer von Ihnen Zeuge der merkwürdigen Vorfälle gewesen, die Sie als Beweise für Ihre Behauptungen anführen."
     
    "Natürlich – Niemand," versetzten mehrere; "aber sie sind uns von durchaus glaubhaften Leuten mitgetheilt worden."
     
    "Das Alles ist dummes Zeug!" sagte Einer. "Wo sind diese glaubwürdigen Leute, welche das Register gesehen haben wollen, in welchem die Stunde unseres Todes verzeichnet steht? ... Und wenn es in der That eine Vorherbestimmung gibt, wozu ist uns denn der freie Wille und die Urtheilskraft verliehen worden? Warum sollen wir unter dieser Voraussetzung Rechenschaft von unseren Handlungen ablegen?"
     
    In diesem Augenblick stand ein Offizier, der bisher in einem Winkel des Zimmers gesessen, auf und trat langsam auf den Tisch zu. Alle überraschte er durch die Ruhe und Feierlichkeit seines Blickes. Er war, wie schon aus seinem Namen hervorging, von Geburt ein Serbe.
     
    Das Aeußere des Lieutenants Wulitsch entsprach durchaus seinem Charakter. Seine hohe Gestalt und die braune Gesichtsfarbe, das schwarze Haar, die durchdringenden, ebenfalls schwarzen Augen, die große, aber regelmäßige Nase – eine besondere Eigenthümlichkeit seines Volkes – das traurige und kalte Lächeln, das stets um seine Lippen irrte, – das Alles vereinigte sich, um ihm das Gepräge eines besonderen Wesens zu geben, – eines Wesens, das unfähig war, die Gedanken und Leidenschaften derer zu theilen, welche das Schicksal ihm als Kameraden gegeben hatte. Er war tapfer, sprach wenig, aber scharf und bestimmt. Niemandem hatte er die Geheimnisse seines inneren Lebens oder die seiner Familie anvertraut. Wein trank er fast gar nicht, und was die jungen Kosakenmädchen betraf, – deren Reize nur der zu schätzen weiß, der sie gesehen hat –, so hatte er sich nie um ihre Gunst beworben. Man behauptete jedoch, daß die Frau des Hauptmanns nicht gleichgiltig sei gegen seine ausdrucksvollen Augen; aber er wurde sofort ernstlich böse, wenn darauf angespielt wurde.
     
    Uebrigens hatte er doch eine Leidenschaft, aus welcher er kein Geheimniß machte – die Leidenschaft des Spiels. Am grünen Tisch vergaß er Alles, und gewöhnlich verspielte er; aber sein beständiges Unglück reizte ihn nur noch mehr. Man erzählte sich, er habe einmal während einer Expedition des Nachts auf einem Schemel eine Spielbank improvisirt. Er hatte über alle Maßen Glück. Plötzlich fallen Schüsse, man schlägt Alarm, Alle springen auf und greifen zu den Waffen.
     
    "Setze," rief Wulitsch, ohne sich stören zu lassen, einem der feurigsten Spieler zu.
     
    "Sieben," antwortete dieser, indem er davoneilte.
     
    Wulitsch, ganz gelassen inmitten der allgemeinen Aufregung, hob die Karten ab: Es war die Sieben.
     
    Als er seine Kameraden einholte, war das Gefecht schon sehr lebhaft. Ohne sich um die Kugeln oder Säbel der Tschetschenzen zu kümmern, suchte er den glücklichen Spieler auf.
     
    "Es

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