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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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sah
er schon bei weitem nicht mehr so gut aus wie noch kurz zuvor.
    »Oh, du bist da?« sagte er,
indem er beim übereilten Aufstehen fast seinen Stuhl umwarf. »Das freut mich,
ich glaube, das ist gut für uns alle.« Wahrscheinlich schloß er das violette
Fräulein auch mit ein.
    »Ja, ich glaube auch.«
    Anna setzte sich, Bernhard
setzte sich wieder, und auch Bettina, die das dritte Gedeck schon aufgelegt
hatte, nahm Platz. Da wäre sie also, die traute Familie. Bettina füllte Annas
Tasse mit Tee, Bernhard zerstückelte mit Fingern, bei denen die Knöchel weiß
hervortraten, ein unschuldiges Stück Semmel, und Anna machte ein paar tiefe
Zwerchfellatemzüge.
    Einen Augenblick überlegte Anna
sich ein paar einleitende Worte, aber dann sprang sie mitten hinein ins Zentrum
allen Ungemachs. »Du willst dich von Bettina scheiden lassen?«
    »Ja. Das vernünftigste wäre es.
Aber Bettina legt sich ja quer, obwohl sie weiß...« Er verbesserte sich: »Obwohl
sie ja nun wohl gesehen hat, daß unsere Ehe zerrüttet ist.«
    »Zerrüttet? Wie denn? Warum
denn? Du sprichst nicht mit mir, du benimmst dich wie ein Stiefelknecht«, fuhr
Bettina dazwischen. Das verdächtige Rot auf ihren Wangen vertiefte sich. »Kein
Kapo würde...«
    Bettina war dem Weinen nahe.
Das Weißbrot lag unberührt auf ihrem Teller. Sie hatte nur ein paar hastige
Schlucke Tee getrunken und fingerte schon wieder eine Zigarette aus der
Packung.
    Diese Raucherei! Und bei ihrem
Zustand. In Annas Besorgnis mischte sich ein heiliger Zorn gegen die
unvernünftige Tochter.
    Auch Bernhard, sonst ein
starker Esser, war der Appetit vergangen. Er steckte sich ebenfalls eine
Zigarette an, obwohl Anna mit dem Frühstück noch nicht fertig war. Anna stellte
fest, daß jeder seine eigenen Zigaretten besaß. Strikte Gütertrennung also.
    »Diese Situation ist unmöglich.
Peinlich für alle Teile. Und ich bin nicht gewillt, sie fortzusetzen. Ich weiß,
daß dem Gesetz nach die Hauptschuld bei mir liegt. Mein erstes Vergehen war,
daß ich Bettina heiratete, ohne sie gut genug zu kennen. Mein zweites
Verbrechen war, daß ich eine andere Frau traf, die für mich alles mitbringt,
was ich von einer Frau erwarte.« Er unterbrach seine Rede, um seinen Tee
auszutrinken.
    Anna fiel heute zum erstenmal auf,
daß er schlürfte. Und wo er nur gelernt hatte, so zackig zu reden?
    Bernhard setzte seine Rede
fort: »Ich brauche ein harmonisches Arbeitsklima. Ich muß entweder die Wohnung
für mich allein haben oder ausziehen.«
    »Ich würde sagen, du ziehst
aus«, erklärte Anna sachlich.
    »Das würde natürlich bedeuten,
daß Bettina untervermieten muß, denn ich kann schließlich nicht zwei Frauen...«
    »Zwei Frauen und ein Kind«,
korrigierte Anna.
    »Gut, Kind, natürlich. Ich
kann... Ich bin auch nur ein Mensch, ich habe eben aufs verkehrte Pferd
gesetzt. Ich meine, ich habe die verkehrte Frau geheiratet. Verdammt noch mal,
das kommt eben vor. Und dann kam eines Tages die richtige. Wenn das nicht der
Fall gewesen wäre, hätte ich vielleicht nie etwas vermißt in meiner Ehe.«
    »Das ist aber wirklich ein ganz
neuer Gesichtspunkt«, warf Bettina dazwischen.
    Anna legte ihr die Hand auf den
Arm. »Laß ihn sprechen.«
    »Eben, eben, man kann sich in
diesem Haus ja nie aussprechen«, maulte Bernhard.
    »Du sprichst seit Monaten nicht
mehr mit mir.«
    Jetzt wurde Anna ärgerlich.
»Ruhe! Gebt mir auch endlich eine Zigarette. Sprich weiter, Bernhard.«
    »Eben. Es wäre nie zu
irgendeinem Konflikt gekommen, wenn nicht Julia...«
    »Lisa, meinst du, Lisa«, warf
Bettina dazwischen. »Lisa war die erste. Da war Julias Mondgesicht noch gar
nicht am Horizont aufgetaucht.«
    »Bettina!«
    »Jawohl! Er verdreht die
Tatsachen. Er will mich einfach loswerden. Er hat mich satt.«
    »Ich habe nicht dich, ich habe es satt«, polterte Bernhard unbeherrscht und schlug mit der Hand auf den Tisch,
daß die Tassen klirrten.
    Bettina warf ihrer Mutter einen
bedeutsamen Blick zu. Und da gönnt man mir nicht, daß ich mir im Kino oder
sonstwo ein bißchen Vergnügen zusammenscharre. Schau ihn dir an, meinen Gemahl.
    Plötzlich erklang die
Piepsstimme von Bernhardine. »Jetzt gehen wir zwei in den Zoo, Anni, gelt?« Es
klang, als ob sie sagen wollte: komm, laß uns von hier weggehen. Die Augen
wanderten von einem zum anderen dieser großen, rätselhaften Erwachsenen, die da
so tobten. Niemand konnte sagen, wie lange Bibi in ihrem rosa Flanellnachthemd
schon an der Tür stand.
    »Ja, mein Schatz, heute

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