Ein Herzschlag danach
grinsen an.
»Okay«, sagte ich schließlich, »ich bin dabei. Was soll ich tun?«
Ein erleichtertes Aufseufzen war zu hören.
»Du musst mit Jack und Alex reden. Wir müssen sie von der Wahrheit überzeugen. Mir werden sie nicht glauben. Aber dir vertrauen sie.«
Ja, echt super. Demos’ Plan enthielt aber einen Riesenfehler. »Sie haben meinen Bruder schon kennengelernt, oder nicht?«
»Ja.«
»Okay. Und Ihnen ist auch klar, dass er momentan nicht so gut auf mich zu sprechen ist, oder? Und Sie – davon wollen wir gar nicht erst anfangen. Wie kommen Sie nur darauf, dass er auf mich hören wird? Und dass er Ihnen jemals vertrauen würde?«
»Lila, du kannst ziemlich überzeugend sein, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast.«
Wer, ich? Echt? Ich hatte es ja nicht mal geschafft, Jack zu überreden, dass ich in Kalifornien bleiben durfte. Und Alex war gegen meinen Willen losgezogen, um sich allein der Einheit in den Weg zu stellen.
»Sie wollen also, dass ich den beiden klarmache, dass alles, was sie in den letzten drei Jahren gelernt haben, von vorn bis hinten erlogen war. Ohne einen einzigen Beweis, von dem lächerlichen Foto von Ihnen und meiner Mutter mal abgesehen. Jack und Alex hassen Sie. Jack wird Sie umlegen, bevor ich auch nur ein Wort sagen kann.«
»Aber Alex nicht. Er wird auf dich hören.«
Ich dachte eine Weile darüber nach. Schon möglich. Zumindest hatte er bereits selbst Zweifel bekommen. Vielleicht würde er sich wirklich anhören, was ich zu sagen hatte. Und dann womöglich auch Jack überzeugen? Ich hatte nicht viel Hoffnung, dass ich es allein schaffen würde.
»Und was ist mit Rachel?« Das kam von Nate, der allein auf dem anderen Sofa saß. »Warum bringen wir sie nicht einfach zum Reden?«, fuhr er fort. »Sie weiß bestimmt bestens Bescheid darüber, was in der Einheit so abgeht. Es kann schon sein, dass Jack und Alex nicht alles glauben, was Lila ihnen verklickert. Aber wenn es von Rachel kommt? Wenn wir Rachel zum Singen bringen, würden Jack und Alex ihr zuhören – das würde sie bestimmt überzeugen.«
Demos schaute Nate interessiert an. »Gut mitgedacht.« Dann legte er mir die Hand auf das Knie. Ich wunderte mich, dass ich nicht voller Abscheu zurückfuhr.
»Wenn Jack und Alex ankommen, möchte ich, dass du dich erst einmal im Hintergrund hältst. Sie glauben ja immer noch, dass wir dich gegen deinen Willen festhalten. Wir müssen zunächst Alicia und Thomas sicher bei uns haben, bevor du zu ihnen gehen kannst.«
»Okay«, sagte ich flüsternd.
»Wir sind da!«, rief uns Bill vom Fahrersitz zu.
27
Die Einfahrt zum Joshua-Tree-Nationalpark war bereits geschlossen, aber Bill brauchte keine zwei Sekunden, um Schloss und Tor zu öffnen. Er musste sich dafür nicht einmal vom Beifahrersitz bewegen. Harvey schaltete den Gang herunter und fuhr weiter.
Die Straße war ungeteert und uneben; außerdem war es inzwischen stockdunkel geworden. Die Scheinwerfer beleuchteten seltsam geformte Bäume, die wie Wachsoldaten die Straße säumten. Es ging ungefähr zehn Minuten in den Park hinein. Ich fragte mich, warum Demos ausgerechnet einen Ort mitten im Nirgendwo zum Treffpunkt bestimmt hatte.
»Eben weil er mitten im Nirgendwo liegt, Häschen«, kommentierte Suki trocken.
»Okay, okay. Hörst du bitte endlich damit auf?«
»Tut mir leid.«
Harvey bremste, schaltete den Motor und die Innenbeleuchtung des Wohnmobils aus. Nur kleine Orientierungslichter glommen grünlich auf dem Boden wie in einem Flugzeug während des Nachtflugs.
Demos’ Stimme kam aus dem Dunkel. »Seid ihr bereit?«
Nein. Ich war überhaupt nicht bereit. Wie hatte ich so blöd sein können, ihnen meine Hilfe zu versprechen? Ich war keineswegs sicher, dass es so etwas wie freien Willen überhaupt noch gab.
»Bill, Harvey – ihr wisst, was ihr zu tun habt!«, rief Demos nach vorn.
»Ja.« Sie öffneten die Türen und sprangen hinaus in die Dunkelheit. Schon nach ein paar Schritten wurden sie von der Nacht verschluckt. Ich überlegte, wohin sie wohl gingen.
»Okay.« Demos wandte sich an uns. »Es muss alles reibungslos ablaufen. Wir tauschen die Geiseln aus. Dann geht Lila zu Jack und Alex. Sie bringt sie dazu, sich anzuhören, was wir zu sagen haben.«
Demos vertraute offenbar sehr auf meine Überzeugungskraft. Und auf seine eigene. Immerhin schienen ihm alle anderen den Plan abzukaufen. Sie wirkten konzentriert und optimistisch. Vielleicht war ich das einzige zitternde Nervenbündel hier in der
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