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Ein Hueter erwacht

Ein Hueter erwacht

Titel: Ein Hueter erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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auszuweichen.
    Seine Kräfte mochten denen eines Menschen überlegen sein; unverwundbar indes war er nicht.
    Ein Treffer mit dem Kelch ließ seine Schläfe aufplatzen. Kalt und zäh rann das Blut über Geraints Gesicht, und schwarze Wolken erstickten seine Gedanken.
    Dann fiel er.
    Bevor er vollends in Dunkelheit versank, sah er Shams verbrannte Fratze noch über sich auftauchen.
    Und ein allerletzter Gedanke wehte ihm durch den Sinn.
    Das war's wohl...
    Dann - nichts mehr.
    *
    Sie war tot. Trotzdem lebte sie. Und die grausame Ironie daran war: Sie wußte es.
    Sham gab einen Laut von sich, der ein Schluchzen gewesen wäre -wäre sie noch Mensch gewesen. So aber klang es wie das Keuchen eines stupiden Tieres. Und sie ekelte sich selbst vor dem Geräusch.
    Rasselnd kam ihr der Atem aus der verbrannten Kehle, als sie sich aufrichtete. Sham wollte Haß in den Blick legen, den sie auf jenen hinabwarf, dem sie ihr furchtbares Schicksal zu verdanken hatte, aber sie konnte es nicht. So viele Emotionen tobten in ihr, daß sie nichts anderes empfinden konnte als nur Verwirrung: Im einen Moment fraß Wut in ihr, im nächsten löste Schmerz die Wut ab, dann wieder überkam sie unsagbare Trauer um sich selbst ...
    Zumindest für eine Sekunde jedoch empfand Sham Befriedigung, als sie auf ihren toten Peiniger hinabsah. Sein schwarzes Blut hatte Geraints Gesicht zu einer Fratze gemacht, die Shams verbrannten Zügen recht ähnlich sah. Und der Alte, der Sham vor vielen Stunden aus den Straßen der Stadt hierher gelotst hatte, war in den Trümmern des Cembalos inzwischen zu Staub geworden.
    Gut so ...
    Blieb noch dieser verfluchte Kelch, aus dem Sham den Tod hatte trinken müssen. Auch ihn wollte sie vernichten, damit er keinem anderen mehr Leid bringen konnte.
    Die Klarheit ihrer Gedanken verging wieder. Chaos kontrollierte Sham.
    Wie irr brüllend rannte sie aus dem Haus, hinaus in den Abend.
    Den Kelch in der Hand.
    *
    Geraints erste Empfindung war Verwunderung.
    Die nächste Erschrecken!
    Daß er dazu in der Lage war, die Augen zu öffnen, erstaunte ihn. Sham hatte ihn offenbar am Leben gelassen, vielleicht weil sie ihn für schon tot gehalten hatte.
    Und nun sah der Vampir diese furchtbaren Visagen über sich, anders und doch nicht minder schlimm zugerichtet als Shams Gesicht.
    Monströsen Trauben gleich hingen sie über ihm. Und allein der Gestank, der von ihnen ausging, verriet dem Vampir, daß diese Wesen - wie Sham - dem Tod entkommen sein mußten, wie auch immer.
    Was geschah hier? In Ereignisse welcher Art war er da nur hineingeraten? Wäre er doch nur nie wieder nach Delhi gekommen. Was immer hier vorging, es hatte ihn Alfred gekostet, der ihm mehr als ein bloßer Diener gewesen war; und es sah nicht aus, als würde er selbst die Stadt je wieder verlassen dürfen .
    »Was wollt ihr?« Geraint versuchte seiner Stimme einen kräftigen Klang zu geben. Doch seine Unsicherheit und Furcht vor dem Ungewissen ließen seinen Tonfall zitternd werden.
    »Dennn .«
    »... Kelchchch.«
    Die Münder der verwesenden Gesichter bewegten sich alle zugleich, und es war unmöglich festzustellen, aus welchem davon die Worte kamen.
    Geraint lachte hart auf.
    »Den Kelch«, zischte er. »Ja, nehmt ihn - mit Wonne gebe ich ihn euch!«
    »Wo .«
    ». issst errr?«
    »Das elende Monster wird ihn haben«, erwiderte der Vampir und erhob sich umständlich.
    »Welchches .«
    ». Monnnsssterrr?«
    Eine Klaue krallte sich in Geraints Schulter und wirbelte ihn brutal herum.
    »Derrr .«
    »... Kelchchch!« fauchte es ihm stinkend entgegen.
    »Ist ja gut«, brummte Geraint und befreite sich aus dem Griff der Kreatur. Er sah sich um, ohne fündig zu werden.
    »Verschwunden«, sagte er dann nur.
    »Wohinnn?«
    Geraint zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Nunnn ...«
    »... dannnn werrrden ....«
    ». wirrr dichch .«
    Die Zwölf schlurften auf Geraint zu. Ihre Klauen streckten sich nach seinem Gesicht. Er spürte ihre totenkalte Berührung .
    »Haltet ein!« Radhey Pai trat zwischen sie. Sein Gesicht wirkte eigenartig verklärt, sein Blick nach innen gekehrt.
    »Ich spüre ihn«, sagte er leise. »Den Kelch, ich kann ihn spüren!«
    »Wooo?« zischte es ihm dumpf aus zwölf Mündern entgegen.
    »Er wird - benutzt. Zur Taufe ...«, murmelte Radhey wie abwesend.
    »Brrringgg ...«
    ». unssszzzu .«
    »... ihmmm.«
    Radhey Pai nickte. Wie in Trance wandte er sich um und ging.
    »Folgt mir«, sagte er halblaut.
    Als existiere Geraint nicht mehr,

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