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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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auf der anderen Seite mußte ihn mit beiden Armen packen und fortschleppen. Ich konnte ihn noch schreien hören, als er schon aus der Zelle gezerrt wurde. Die Tür schloß sich mit einem metallenen Laut; dann herrschte Stille.
    Lange Zeit saß ich da. Ich hatte noch nie bei einem Menschen eine solche Angst gesehen. Eine Zehntelsekunde lang tat er mir beinahe leid. Dann dachte ich an Franklin und seine Familie, und das Gefühl war weg.
    Browning wartete auf mich, als ich den Raum verließ. »Mein Gott, haben Sie seinen Alarmknopf getroffen«, sagte er. »Man wird ihn sedieren müssen.«
    »Tut mir leid.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    »Ich werde Ihnen jetzt eine Frage stellen.«
    »Nur zu. Fragen schadet nichts.«
    »Hat Rose in den letzten sechs Monaten irgendwelchen Kontakt mit einem Mann namens Raymond Julius gehabt? Durch Besuch oder per Brief?«
    Er atmete laut aus und sah den Korridor entlang. »Kommen Sie mit hier entlang«, sagte er.
    »Wohin gehen wir?«
    »Zum Ausgang.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich gebe auf.«
    Er brachte mich durch den Warteraum und zur Tür hinaus. Ich rechnete mit einem Händedruck und einer Abschiedsfloskel, aber er gab mir etwas mehr. »Sie haben das nicht von mir gehört«, sagte er. »Rose hat in den letzten fünf Jahren keinerlei Außenkontakte gehabt.«
    »Überhaupt keine? Sind Sie da sicher?«
    »Überhaupt keine. Keine Briefe. Keine Anrufe vom Rechtsanwalt. Keine Besuche seit einer Überprüfung seiner geistigen Gesundheit vor fünf Jahren. Und auch da hat er laut Akte nur dagesessen und kein Wort gesagt. Das wär’s. Ich hoffe, Sie wissen jetzt, was Sie wissen müssen. Kommen Sie gut nach Hause.« Er gab mir die Hand und war weg.
    Ich stieg in den Wagen, fuhr durchs Tor und sah, wie das Gefängnis im Rückspiegel immer kleiner wurde. Als ich auf der Autobahn war, stellte ich das Radio an, schaltete es aber nach einer Minute wieder ab. Ich konnte noch keine Geräusche gebrauchen. Ich mußte nachdenken.
    Okay, Julius hatte also niemals mit Rose gesprochen. Na und? Vielleicht hatte das Ganze in seinem Kopf stattgefunden. Er hatte die Zeitungsausschnitte gelesen und sich dann eingebildet, daß Rose mit ihm spricht, unter der Dusche, im Schlaf oder Gott weiß wo.
    Woher wußte er dann das mit den Mikrowellen und dem Erwählten und all das? Weil er durchgeknallt ist. Weil Rose durchgeknallt ist und Julius durchgeknallt ist und weil die halt so denken. Verfolgungswahn, Technikangst, Wahnvorstellungen bezüglich eines Messias – alles im Preis einbegriffen, oder? Beide standen auf Empfang beim selben Sender.
    Und den Rest bildest du dir nur ein, Alex. Wenn du so weiter machst, endest du noch genau da, wo sie jetzt sind. Finde einen Weg, die Sache für dich abzuschließen. Rose ist für immer im Gefängnis, Julius ist unter der Erde. Es ist vorbei. V-O-R-B-E-I.
    Ich schaltete wieder das Radio ein und machte es mir für die lange Rückfahrt bequem. Diesmal war ich nicht in Eile. Ich würde solange fahren, bis ich hungrig oder müde wurde. Halt an, iß was, besorg dir ein Zimmer für die Nacht. Tut mir vielleicht gut, so eine Nacht weg von allem.
    Als ich auf der Höhe von Lansing war, ging die Sonne unter. Langsam ließ die Spannung nach. Wenigstens ein bißchen.
    Als ich Alma erreichte, sah ich wieder einige Schneeflocken in der Luft. Der Winter würde jetzt schnell kommen, wie er immer kam. Bald würden die Hütten von halbmetertiefem Schnee umgeben sein. Jagen konnte man im Winter so gut wie nicht, nur auf Kaninchen und Coyoten. Vor allem Snowmobil-Fahrer würden die Hütten mieten und vielleicht ein paar Eisfischer. Die Schleusen würden geschlossen, die Bay und der Fluß frören zu, so fest, daß man darauf spazierengehen konnte, bis nach Kanada, falls man das wollte.
    In Houghton Lake hielt ich an, um zu Abend zu essen, und fand ein kleines Restaurant, das frischen Barsch aus dem See auf der Karte hatte. Ich dachte an Sylvia und was mit uns zweien wohl werden möge. Sie hatte gesagt, sie wisse nicht, ob wir neu beginnen könnten. Das fragte ich mich auch. Würden nicht Schuld und Schmerz wiederkehren und alles zerstören? Als ich zu meinem Wagen zurückging und die kalte Nachtluft einatmete, erhielt ich von irgendwoher einen neuen Schub. Ich spürte frischen Wind oder wie immer man das nennen mag. Vor langer Zeit, als ich noch Baseball spielte, hatten wir im Spätsommer viele Doubleheaders, zwei Spiele direkt hintereinander. Normalerweise versucht man, mehrere

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