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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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unterschiedlichsten Sicherheitsstufen gab. Ich mußte zum Hochsicherheitstrakt.
    In genau fünfeinhalb Stunden war ich dorthin durchgefahren und hatte nur einmal angehalten, um zu tanken und zur Toilette zu gehen. Ich klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht, kletterte in den Wagen zurück und fuhr weiter. Die Plastikfolie im Fenster hielt zwar die Kälte ab, war aber im Fahrtwind extrem laut. Es rauschte noch in meinen Ohren, als ich in Jackson den Highway verließ.
    Dem Mann an der Pforte nannte ich Brownings Namen. Er sah auf sein Klemmbrett, wollte meinen Führerschein sehen und ließ mich dann durch. Ich stellte meinen Wagen auf dem Besucherparkplatz ab und ging in den Warteraum. Hundert Plastikstühle waren in Reihen aufgestellt. Der Boden gefliest, an der einen Wand eine Reihe Stahlschränke, an der anderen eine Vitrine mit Siegestrophäen. Ich hatte den Raum für mich, da die reguläre Besuchszeit längst vorbei war. Ich nannte dem Wärter hinter dem schußsicheren Glas meinen Namen. Er nahm ein Klemmbrett von der Wand. Mindestens zwanzig weitere hingen dort. Irgendwo in der Stadt Jackson gab es vermutlich einen Mann, der bequem davon leben konnte, das Gefängnis mit Klemmbrettern zu versorgen. Der Wärter sah auf sein Klemmbrett und bat mich, Platz zu nehmen.
    Ich ging zur Vitrine mit den Siegestrophäen. Es waren alles Preise aus Schießwettbewerben, verliehen an die Wärter mit der höchsten Trefferzahl. Es gab einen Pokal für jedes Jahr, und die Ausstellung reichte über dreißig Jahre zurück. Es war psychologisch interessant, daß man diese Sammlung ausgerechnet den Leuten zeigte, die hier die Insassen besuchen wollten.
    Nach ein paar Minuten hörte ich eine Tür hinter mir summen. Ein Mann betrat den Warteraum. Er war groß und trug die Haare mit militärischer Kürze. Er sah aus wie ein Rekrutenausbilder. »Mr.   McKnight«, sagte er, »ich heiße Browning.«
    Ich gab ihm die Hand.
    »Hier entlang«, sagte er. Er führte mich durch die Tür zurück, durch die er gekommen war. Wir kamen an einen weiteren Schalter mit einem weiteren Wärter und mit weiteren Klemmbrettern an der Wand. »Bitte gehen Sie hier durch«, sagte er, während er durch einen Metalldetektor schritt. »Bei mir wird er losgehen«, verkündete ich. Ich ging hindurch und hörte auch schon das Biepen.
    Der Wärter öffnete seine Tür und reichte mir eine Platikschüssel, genau wie auf dem Flughafen. »Legen Sie alles hier rein, Sir. Uhr, Schlüssel.«
    »Es ist eine Kugel«, sagte ich. »Sie steckt hier.« Ich zeigte auf mein Herz.
    Browning und der Wärter sahen sich sekundenlang an, dann holte der Beamte sein Handgerät heraus und fuhr damit an mir entlang. Es gab einen langen Heulton von sich, als es an meiner Brust vorbeikam.
    Browning stand vor mir und rieb sich das Kinn. »War das Rose?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Sind Sie sicher, daß Sie ihn sehen wollen?«
    »Ich muß ihn sehen«, erklärte ich.
    »Kommen Sie hier lang.« Er wandte sich um und führte mich durch einen Korridor. Ich wußte, daß es zwei Arten von Besucherräumen gab. Die eine war für Familienangehörige, mit Sofas und Sesseln, so daß man sich mit dem Insassen hinsetzen konnte, sogar physischen Kontakt mit ihm haben konnte, wenn man das wollte. Dachte man sich die Wärter weg, sah es dort aus wie in einem Wohnzimmer. Jetzt, als wir daran vorbeigingen, war er leer. Er führte mich in den anderen Besucherraum, den, den Sie sich jetzt vorstellen, weil sie ihn von zig Filmen her kennen. Eine dicke Glaswand, zwei Telefone. Er führte mich in eine der Kabinen, bat mich, Platz zu nehmen, und verschwand. Der Platz mir gegenüber war leer.
    Ich wartete einige Minuten und stellte mir vor, was jetzt passieren würde. Die ganze Zeit, in der ich hierher gefahren war, hatte ich mir überlegt, was ich von ihm wissen wollte, auf welche Fragen ich eine Antwort haben mußte. Ich hatte kaum an den Tag in Detroit gedacht, an dem er mich niedergeschossen hatte. Aber als der Metalldetektor losging, war alles plötzlich wieder dagewesen. Ich werde den Mann treffen, der mich dreimal getroffen hat und der meinen Partner ermordet hat. Nach vierzehn Jahren werde ich sein Gesicht wiedersehen.
    Ich hörte, wie sich eine schwere Tür schloß. Ich sah, wie auf der anderen Seite ein Wärter vorbeiging. Hinter ihm, mit langsamen Bewegungen, ein Mann in Gefängniskleidung. Er setzte sich auf den Stuhl, ohne mich anzusehen. Er hatte lange Haare und einen langen Bart. In beidem sah man graue

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