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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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und nachdem dieser auf eine fragende Miene schweigend genickt, wandte er sich gegen die übrigen und
     sprach:
    »Geliebte im Namen des dreieinigen Gottes! Wieder einmal sind wir hier versammelt zu heiligem Werk. Das Schwert von Edom ist
     gezückt ob unsrem Haupt, und König Pharao lechzt nach dem Blut der Kinder Israel. Wir aber fürchten nicht jene, welche den
     Leib töten und der Seele nichts anhaben können, wir fürchten vielmehr jenen, der da Leib und Seele verderben mag mit ewigem
     Feuer. Wir vertrauen im Schauer der Nacht auf die Hilfe dessen, der sein Volk durch die Wüste geführt hat, bei Tag in der
     Rauchwolke, bei Nacht in der Feuerwolke. Und daran wollen wir halten und wollen es nie vergessen: was wir leiden, wir leiden
     es um Gottes Willen, was wir tun, wir tun’s zu seines Namens Ehre. Dank ihm, denn er hat gesegnet unsern Eifer. Klein, wie
     des Evangeliums, waren unsre Anfänge, aber schon sind wir gewachsen wie ein Baum an frischen Wasserbächen. Mit Furcht und
     Zagen kamen wir anfangs hier zusammen: groß war die Gefahr, schwach die Hoffnung: edles Blut der Besten war geflossen – heute,
     wenn wir festbleiben im Glauben, dürfen wir es kühnlich sagen: der Thron des Königs Pharao steht auf Füßen von Schilf, und
     die Tage der Ketzer sind gezählt in diesem Lande.«
    »Zur Sache!« rief ein junger Römer dazwischen, mit kurzkrausem,schwarzem Haar und blitzenden, schwarzen Augen; ungeduldig warf er das Sagum von der linken Hüfte über die rechte Schulter
     zurück, daß das kurze Schwert sichtbar wurde. »Zur Sache, Priester! was soll heut geschehn?«
    Silverius warf auf den Jüngling einen Blick, der lebhaften Unwillen über solch kecke Selbständigkeit nicht ganz mit salbungsvoller
     Ruhe zu verdecken vermochte. Scharfen Tones fuhr er fort:
    »Auch die an die Heiligkeit unsres Zweckes nicht zu glauben scheinen, sollten doch den Glauben an diese Heiligkeit bei andern
     nicht stören, um ihrer eignen weltlichen Ziele willen nicht. Heute aber, Licinius, mein rascher Freund, soll ein neues hochwillkommnes
     Glied unsrem Bunde eingefügt werden, sein Beitritt ist ein sichtbares Zeichen der Gnade Gottes.«
    »Wen willst du einführen? Sind die Vorbedingungen erfüllt? Haftest du für ihn? unbedingt? oder stellst du andre Bürgschaft?«
     so fragte ein andrer der Versammelten, ein Mann in reifen Jahren, mit gleichmäßigen Zügen, der, einen Stab zwischen den Füßen,
     ruhig auf einem Vorsprung der Mauer saß.
    »Ich hafte, mein Scaevola; übrigens genügt seine Person   –«
    »Nichts dergleichen. Das Statut unsres Bundes verlangt Verbürgung, und ich bestehe darauf«, sagte Scaevola ruhig.
    »Nun gut, gut, ich bürge, zähster aller Juristen!« wiederholte der Priester mit Lächeln. Er winkte in einen der Gänge zur
     Linken. Zwei junge Ostiarii führten von da in die Mitte des Gewölbes einen Mann, auf dessen verhülltes Haupt aller Augen gerichtet
     waren. Nach einer Pause hob Silverius den Überwurf von Kopf und Schultern des Ankömmlings.
    »Albinus!« riefen die andern in Überraschung, Entrüstung, Zorn. Der junge Licinius fuhr ans Schwert, Scaevola stand langsam
     auf, wild durcheinander scholl es: »Wie? Albinus? der Verräter?«
    Scheuen Blickes sah der Gescholtene um sich, seine schlaffen Züge bekundeten angeborne Feigheit: wie hilfeflehend haftete
     sein Auge auf dem Priester.
    »Ja, Albinus!« sagte dieser ruhig. »Will einer der Verbündeten wider ihn sprechen? Er rede.«
    »Bei meinem Genius«, rief Licinius rasch vor allen, »braucht es da der Rede? Wir wissen alle, wer Albinus ist, was er ist.
     Ein feiger, schändlicher Verräter   –«, der Zorn erstickte seine Stimme.
    »Schmähungen sind keine Beweise«, nahm Scaevola das Wort. »Aber ich frage ihn selbst, er soll hier vor allen bekennen. Albinus,
     bist du es, oder bist du es nicht, der, als die Anfänge des Bundes dem Tyrannen verraten waren, als du noch allein von uns
     allen verklagt warst, es mit ansahst, daß die edeln Männer, Boëthius und Symmachus, unsre Mitverbündeten, weil sie dich mutig
     vor dem Wüterich verteidigten, verfolgt, gefangen, ihres Vermögens beraubt, hingerichtet wurden, während du, der eigentliche
     Angeklagte, durch einen schmählichen Eid, dich nie mehr um den Staat kümmern zu wollen, und durch urplötzliches Verschwinden
     dich gerettet hast? Sprich, bist du es, um dessen Feigheit willen die Zierden des Vaterlandes gefallen?«
    Ein Murren des Unwillens ging durch die Versammlung.

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