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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Befehle nur durch Blicke und drohende Bewegungen kundgaben.
    Dick Sand selbst war leicht mit einem anderen Sklaven zusammengekoppelt worden. Als einen Weißen hatte man nicht gewagt, ihn der gebräuchlichen Be-oder vielmehr Mißhandlung zu unterwerfen. Man begnügte sich, ihn zu entwaffnen, ließ ihm jedoch Hände und Füße frei, während ein Havildar ihn besonders überwachte. Ringsum durchspähte er das Lager, in der Erwartung, Harris und Negoro erscheinen zu sehen….. Vergeblich! Nichtsdestoweniger zweifelte er keinen Augenblick daran, daß der Angriff auf den Termitenhügel von diesen zwei Schurken in’s Werk gesetzt worden sei.
    Auch der Gedanke kam ihm, daß Mrs. Weldon, der kleine Jack und Vetter Benedict nur auf Befehl des Amerikaners oder des Portugiesen getrennt für sich weggeschleppt wurden; da er Niemanden von diesen sah, so schloß er daraus, daß jedenfalls die beiden Spießgesellen ihre Opfer selbst geleiten möchten. Wohin aber führte man sie? Was beabsichtigte man mit ihnen? das war seine peinlichste Sorge. Dick Sand vergaß gänzlich seiner selbst, nur um an Mrs. Weldon und die Ihrigen zu denken.
    Die unter der ungeheuren Sykomore gelagerte Karawane zählte nicht weniger als 800 Köpfe, nämlich 600 Sklaven und etwa 200 Krieger, Lastträger und anderes verdächtiges Gesindel, Wächter, Havlidars und Agenten oder Chefs.
    Diese Chefs waren arabischen oder portugiesischen Ursprungs. Nur schwer vermag man sich eine Vorstellung von den Grausamkeiten zu machen, mit welcher die entmenschten Wesen ihre Gefangenen quälten. Sie schlagen diese unaufhörlich, und Denjenigen, welche erschöpft zusammenbrechen und nicht mehr verkäuflich erscheinen, wird durch einen Flintenschuß oder einen Messerstich einfach der Garaus gemacht. Man sucht auf diese Weise jede Auflehnung im Voraus durch den Schrecken zu ersticken; als Resultat dieses Systems ergiebt sich aber, daß dem Händler beim Eintreffen einer solchen Karawane von hundert Sklaven fünfzig fehlen, wobei nur von wenigen derselben anzunehmen ist, daß es ihnen gelang, unterwegs zu entwischen, während die Gebeine der meisten längs der Wege vom Innern nach der Küste hin im Sonnenbrande bleichen.
    Selbstverständlich recrutiren sich die Agenten europäischer Herkunft, meist Portugiesen, aus Taugenichtsen, welche von der eigenen Heimat verstoßen wurden, aus Verurtheilten, entsprungenen Sträflingen, vormaligen Sklavenschiff-Führern, die mit genauer Noth dem Stricke entgingen, mit einem Wort, aus dem Auswurfe der Menschheit. Zu dieser Sorte gehörten auch Harris und Negoro, jetzt Beide im Dienste eines der bedeutendsten Sklavenhändler Central-Afrikas, des Jose-Antonio Alvez, der unter allen Händlern wohl bekannt war und über den Lieutenant Cameron sehr merkwürdige Aufschlüsse gegeben hat.
    Die Begleitmannschaften der Gefangenen sind gewöhnlich eingeborne, im Solde der Händler stehende Soldaten. Die Händler besitzen gleichwohl nicht das ausschließliche Monopol auf jene Razzias, die ihnen die Sklaven liefern. Auch die Negerkönige führen zu demselben Zwecke furchtbare Kriege mit einander; die besiegten Erwachsenen, die Frauen und Kinder, Alle verfallen dem Sklavenjoche und werden von den Siegern an die Sklavenhändler für einige Yards Calicot, für Pulver, Schießwaffen, rosenrothe oder brennendrothe Perlen und, wie Livingstone erzählt, in Zeiten von Hungersnoth für einige Körnchen Mais verkauft.
    Die Soldaten, welche des alten Alvez Karawanen escortirten, konnten eine richtige Vorstellung von dem geben, was man sich unter afrikanischen Kriegern zu denken hat. Sie bildeten einen Haufen schwarzer, kaum bekleideter Banditen, welche lange, am Laufe von vielen Kupferringen fest umschlossene Feuerschloß-Gewehre schwangen. Mit einer solchen Escorte, zu denen noch die Marodeurs kommen, welche ebenso wenig werth sind, haben die Agenten häufig ihre liebe Noth. Man bekrittelt ihre Befehle, schreibt Ort und Dauer des Anhaltens vor, droht, sie im Stich zu lassen u.s.w., und nicht selten müssen jene sich den Anforderungen dieser undisciplinirten Soldateska fügen.
    Obwohl die Sklaven, Männer und Frauen, gewöhnlich selbst Bündel und Lasten schleppen müssen, während die Karawane auf der Reise ist, begleiten letztere doch auch noch eine große Anzahl »Träger«. Man nennt sie specieller »Pagazis«, und ihnen liegt es ob, das werthvollere Gepäck, vorzüglich das Elfenbein, zu transportiren. Diese Elefantenzähne erreichen zuweilen eine solche

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