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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wiederholen und in ähnlicher Weise fortfahren. Wenn man nun aber auch an der Spitze des Kegels nicht auf die freie Luft stieß, also 41/2 Meter Wasser über der Ebene standen und die ganze Termiten-Ansiedelung unter der Wildfluth verschwunden war, was dann? Welche Aussicht winkte noch den in dem Ameisenbau Gefangenen, dem entsetzlichsten Tode, dem der langsamen Erstickung zu entgehen?
    Dick Sand übersah das zwar Alles, seine Kaltblütigkeit verließ ihn aber keinen Augenblick. Die Folgen des zu unternehmenden Versuches hatte er im Voraus genau ermittelt. Länger zu zaudern, war übrigens unmöglich. In diesem engen Raume drohte die Asphyxie mehr und mehr, da jener sich zunehmend verkleinerte und die Luft sich mit Kohlensäure sättigte.
    Das beste Werkzeug, welches Dick Sand zum Bohren eines Loches in der Hand besaß, bestand in einem Ladestock mit Kugelzieher am Ende, wie er zur Wiederentladung eines Gewehres benutzt wird. Durch schnelles Umdrehen desselben griff diese Schraube gleich einem Hohlbohrer in die Thonmasse ein und das Loch gewann allmälig an Tiefe. Es erhielt dabei freilich keinen größeren Durchmesser als den des Ladestockes, doch das reichte ja aus. Die Luft mußte dadurch ja hinlänglich circuliren können.
    Herkules hielt die Laterne und leuchtete Dick Sand. Man besaß noch einige Kerzen und brauchte also nicht zu fürchten, daß es an Licht fehlen werde.
    Eine Minute nach Beginn der Operation drang der Ladestock frei durch die Wand. Sofort entstand ein dumpfgurgelndes Geräusch, ähnlich dem von Luftblasen, welche durch eine Wassersäule aufsteigen. Die Luft drängte sich wirklich nach außen und sofort stieg das Wasser im Kegel und stand erst wieder in gleicher Höhe mit der Oeffnung, ein Beweis, daß man diese zu tief, nämlich unterhalb des äußeren Wasserniveaus gebohrt hatte.
    »Noch einmal!« sagte der junge Leichtmatrose sehr kühl, nachdem er das Loch mit einem Thonpfropfen verschlossen hatte.
    Der Wasserstand im Kegel war wieder stationär geworden, der freie Innenraum aber wieder um 21 Centimeter in der Höhe vermindert. Das Athmen ward beschwerlicher, denn es trat langsam ein Mangel an Sauerstoff ein. Man bemerkte das auch an der Flamme der Laterne, welche einen röthlichen Schimmer annahm und an Leuchtkraft verlor.
    Dreizehntel Meter oberhalb des ersten Loches begann Dick Sand auf die nämliche Weise ein zweites zu bohren. Mißglückte der Versuch auch hier, so drohte zwar das Wasser im Kegel noch höher zu steigen… doch diese Gefahr mußte man eben in den Kauf nehmen.
    Während Dick Sand mit seinem Bohrer arbeitete, hörte man plötzlich Vetter Benedict ausrufen:
    »Ah, zum Teufel!… da… da haben wir’s ja!«
    Herkules erhob die Laterne und ließ ihr Licht auf Vetter Benedict fallen, dessen Angesicht die tiefste Befriedigung ausdrückte.
    »Ja, da haben wir’s, warum diese intelligenten Termiten ihren Bau aufgegeben haben. Sie fühlten die Ueberschwemmung schon voraus! O, der Instinct, meine Freunde, der Instinct! Sind pfiffiger als wir, diese Termiten, weit, weit pfiffiger!«
    Das war so die ganze Moral, welche Vetter Benedict aus der thatsächlich verzweifelten Situation zog.
    Eben zog Dick Sand den durch die Wand gedrungenen Ladestock zurück. Es entstand ein Pfeifen und wiederum stieg das Wasser im Innern des Kegels… das Loch hatte die freie Luft noch immer nicht getroffen!
    Die Lage ward allgemach schrecklich. Mrs. Weldon, welche jetzt das Wasser fast erreichte, hielt den kleinen Jack in ihren Armen hoch. Alle erstickten fast in dem engen Raume. Ihre Ohren summten. Die Laterne verbreitete nur noch ein unzulängliches Licht.
    »Steht denn der Kegel wirklich gänzlich unter Wasser?« murmelte Dick Sand.
    Er mußte das erfahren und deshalb noch ein drittes Loch an der Kegelspitze selbst bohren.
    Mißlang auch dieser letzte Versuch, so stand ihnen freilich der unmittelbare Tod durch Erstickung bevor. Was von Luft noch übrig war über der Wasserfläche, mußte dann entweichen und das Wasser den ganzen Kegel erfüllen.
    »Mistreß Weldon, sagte Dick Sand, unsere Lage ist Ihnen bekannt. Zögern wir, so geht uns die athembare Luft aus. Schlägt auch der letzte Versuch fehl, so erfüllt das Wasser den ganzen Raum. Die einzige Aussicht auf Rettung liegt noch darin, daß der Gipfel des Kegels das Niveau der Wildfluth überragt. Es bleibt uns nur dieser letzte Versuch übrig. Stimmen Sie ihm zu?
    – Thu’ es, Dick!« erwiderte Mrs. Weldon.
    In diesem Augenblicke erlosch die

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