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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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»Waldeck« verbrachten Tage hielt er sich stets abseits, nährte sich, Keiner wußte wie, litt jedoch, ebenso wie die Anderen, schrecklich an Durst.
    Das waren also alle überlebenden Wesen von jenem Wrack, welches der erste starke Wellenschlag sofort versenkt hätte. Ohne die unerwartete Ankunft des »Pilgrim«, den Windstillen und Gegenwinde in seinem Laufe gehindert hatten, so daß es Kapitän Hull möglich wurde, dieses Werk der Barmherzigkeit zu üben, hätte das Meer freilich nur noch Leichen verschlungen.
    Jetzt galt es noch, die Schiffbrüchigen vom »Waldeck« nach ihrer Heimat zurückzuführen, sie, welche durch dieses Unglück den ganzen Ertrag eines dreijährigen Fleißes eingebüßt hatten. Das sollte denn auch geschehen. Der »Pilgrim« war ja nach Löschung seiner Ladung in Valparaiso bestimmt, längs der Küste Amerikas nach Kalifornien hinauszusegeln. Dort stand Tom und seinen Begleitern seitens James W. Weldon’s gewiß ein herzlicher Empfang bevor – das versicherte wenigstens dessen edelmüthige Gattin – und sie durften hoffen, mit dem Nothwendigsten versehen zu werden, um nach Pennsylvanien zurückzugelangen.
    Ueber ihre Zukunft außer Sorge, fühlten sich die wackeren Leute gegen Mrs. Weldon und Kapitän Hull zu größtem Dank verpflichtet. Gewiß schuldeten sie diesen Beiden viel, verzweifelten aber scheinbar nicht daran, sich dereinst dafür erkenntlich erweisen zu können.
Fünftes Capitel.
S. V.
    Inzwischen setzte der »Pilgrim« seinen Kurs fort und suchte so weit als möglich nach Osten vorzudringen.
    Dieses fast unwandelbare Fortdauern der Calmen erregte in Kapitän Hull doch allerlei Gedanken – nicht, daß er sich bei einer Fahrt nach Valparaiso wegen einer Verzögerung von einer oder zwei Wochen beunruhigt hatte, wohl aber wegen der größeren Anstrengungen, welche eine solche Verzögerung für die reisende Dame mit sich brachte.
    Mrs. Weldon selbst beklagte sich indessen keineswegs, sondern faßte sich solchen Unbequemlichkeiten gegenüber in philosophischer Geduld.
    Noch an demselben Tage, am 2. Februar, verlor man das Wrack aus dem Gesicht.
    Kapitän Hull sorgte vor allen Dingen dafür, Tom und dessen Begleiter, so bequem als möglich unterzubringen. Die Schlafräume der Mannschaft, welche sich als Ruff auf dem Deck befanden, wären für Alle zu beschränkt gewesen. Man richtete für jene also einen Platz unter dem Vorderkastell ein. Die an harte Arbeit gewöhnten Leute konnten ja nicht besonders wählerisch sein und bei dem schönen Wetter, der milden Luft und dem heilsamen Seewinde erschien eine solche Wohnung auch als genügend, selbst für eine lange Ueberfahrt.
    Das durch diese Zwischenfälle unterbrochene monotone Leben an Bord ging bald wieder seinen gewohnten Gang.
     

    Inzwischen pflegte man die armen Schiffbrüchigen. (S. 34.)
     
    Tom, Austin, Bat, Acteon und Herkules hätten sich gewiß gern nützlich gemacht. Bei den stets gleich bleibenden Winden bedurften die Segel jedoch kaum einer besonderen Aufmerksamkeit und Bedienung.
     

    Der kräftige Neger… (S. 41.)
     
    Kam es jedoch darauf an, die Segelstellung zu ändern, so beeilten sich der alte Neger und seine Begleiter, der Mannschaft hilfreiche Hand zu leisten, und man muß gestehen, daß es sich recht fühlbar machte, wenn der kolossale Herkules bei einem solchen Manöver mithalf. Der kräftige, sechs Fuß hohe Neger wog allein eine ganze Rotte Seeleute auf.
    Der kleine Jack sah diesen Riesen stets mit größtem Wohlgefallen. Er fürchtete sich vor ihm nicht im Geringsten, und wenn ihn Herkules wie eine Puppe auf seinen Armen schaukelte, so jubelte er immer hoch auf.
    »Heb’ mich recht hoch! rief der kleine Jack.
    – So, nicht wahr, Herr Jack? erwiderte Herkules.
    – Bin ich recht schwer?
    – Ich fühle Dich ja gar nicht.
    – Nun, also noch höher, so hoch Du kannst!«
    Dann faßte Herkules mit seinen beiden Händen das Kind an den Beinen und spazierte mit demselben wie ein Akrobat im Circus umher. Jack fühlte sich groß, groß, und das war sein größtes Vergnügen. Er versuchte sogar, »sich schwer zu machen« – und doch wollte der Koloß ihn immer noch nicht fühlen.
    Dick Sand und Herkules, das ergab also zwei Freunde des kleinen Jack. Er wußte sich aber bald auch noch einen Dritten zu erwerben.
    Das war Dingo.
    Wie erwähnt, gehörte Dingo zu den Hunden, welche sich nicht leicht an Jemand anschließen. Es mochte das daher rühren, daß die Gesellschaft auf dem »Waldeck« ihm nicht zusagte. Am

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