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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gefährlich und nahm viel Zeit in Anspruch: zuletzt bot das Marssegel doch dem Winde weniger Fläche und die Brigg-Goëlette war damit sehr wesentlich erleichtert.
    Dick Sand kletterte mit Tom und Austin wieder herab. Der »Pilgrim« befand sich nun in derjenigen Auftakelung, welche jener Zustand der Atmosphäre erfordert, den man eine »frische Kühlte« zu nennen pflegt.
    Während der drei folgenden Tage, am 20., 21. und 22. Februar, veränderten sich die Richtung und Stärke des Windes nicht besonders. Noch immer fiel das Quecksilber im Barometerrohre, und der Leichtmatrose notirte am letzten Tage, daß sich dasselbe stets unter sechsundzwanzig sieben Zehntel Zoll hielt. 1
    Für ein baldiges Steigen des Barometers war übrigens keinerlei Anzeichen vorhanden. Der Himmel hatte ein sehr schlechtes stürmisches Aussehen. Dazu bedeckten ihn stets dichte Dunstmassen in so dicker Schicht, daß man kaum die Sonne wahrnehmen und den Ort ihres Aufganges oder Unterganges bestimmen konnte.
    Dick Sand ward unruhig. Er verließ das Verdeck nicht mehr; kaum schlief er noch. Dennoch gelang es seiner moralischen Energie, seine eigene Angst vor den Anderen tief im Herzen zu verbergen.
    Am nächsten Tage, dem 23. Februar, schien die Brise sich am Morgen etwas abzuschwächen, worauf Dick Sand jedoch keinen besonderen Werth legte. Er hatte damit auch völlig Recht, denn des Nachmittags schon frischte der Wind wieder auf und wurde der Seegang schwerer.
    Gegen vier Uhr verließ Negoro, den man sonst nur selten sah, den Wohnraum der Mannschaften und begab sich nach dem Vorderdeck. Ohne Zweifel schlief Dingo in irgend welcher Ecke, da er nicht wie gewöhnlich bellte.
    Schweigend blieb Negoro dort eine halbe Stunde stehen und beobachtete den Horizont.
    Lange Wogen wälzten sich hintereinander her, ohne sich gegenseitig zu brechen. Jedenfalls erschienen sie höher, als die Gewalt des hier wehenden Windes sie aufthürmen konnte. Man mußte daraus den Schluß ziehen, daß sehr schweres Wetter draußen im Westen, vielleicht in nicht allzu großer Entfernung, herrschte und es auch sie bald einholen werde.
    Negoro betrachtete das weit ausgedehnte, rings um den »Pilgrim« schon tief aufgeregte Meer. Dann richteten sich seine kalten starren Augen nach dem Himmel.
    Der Anblick des letzteren war in hohem Grade beunruhigend. Mit sehr verschiedener Schnelligkeit flogen die Dunstmassen an demselben hin. Die Wolken der höheren Schichten zogen offenbar noch schneller, als die in den tieferen Zonen der Atmosphäre. Man mußte sich also der Möglichkeit versehen, daß diese schweren Nebelmassen herabsinken und die jetzt herrschende frische Kühlte in einen Sturm, vielleicht in einen Orkan verwandeln könnten, bei dem die Luftmoleküle mit der rasenden Schnelligkeit von dreiundvierzig Meilen in der Stunde dahineilen.
    Mochte Negoro nun entweder zum Erschrecken der Mann nicht sein, oder mangelte ihm das Verständniß für die drohenden Vorzeichen des Unwetters, jedenfalls erschien er keineswegs beunruhigt. Nur ein boshaftes Lächeln spielte um seine Lippen. Alles in Allem hätte man behaupten mögen, dieser Zustand der Dinge sei weit mehr geschaffen, ihm zu gefallen, als ihm zu mißfallen. Kurze Zeit kletterte er sogar auf dem Bugspriet ein Stück hinaus, um seinen Gesichtskreis zu erweitern, so als suche er irgend ein Merkzeichen am Horizonte. Dann glitt er wieder rückwärts nach dem Deck und ging, ohne ein Wort gesprochen oder nur eine Handbewegung gemacht zu haben, nach dem Mannschafts-Wohnraume zurück.
    Neben allen diesen furchtbar drohenden Verhältnissen waltete aber doch ein glücklicher Umstand, der Niemandem an Bord entgehen konnte, der eine nämlich, daß der Wind, so heftig er auch war oder noch werden konnte, sich in günstiger Richtung hielt, und der »Pilgrim« mit seiner Hilfe die Küste Amerikas nur um so eher erreichen zu sollen schien. Schlug das jetzige Wetter nicht zu schwerem Sturme um, so versprach diese Seereise ohne alle weiteren Gefahren abzulaufen, von welchen eigentlich erst dann wieder die Rede sein konnte, wenn es sich einmal darum handelte an einem unsicheren Küstenpunkte zu landen.
    Dick Sand ließ sich das zuweilen schon durch den Kopf gehen. Wenn er nun wirklich in Sicht des Landes kam, was sollte er beginnen, wenn er dann nicht einen Lootsen oder doch einen mit der Formation der Küste bekannten Schiffer traf? Wenn ihn die schlechte Witterung etwa zwang, in einem Nothhafen Zuflucht zu suchen, was sollte er thun, da ihm

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