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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der betreffende Küstenstrich jedenfalls gänzlich unbekannt war? Jetzt brauchte er sich noch nicht mit dieser Eventualität zu beschäftigen. Kam die Gelegenheit, dann war es Zeit zu einem männlichen Entschlusse. – Nun, Dick Sand würde schon einen solchen zu fassen wissen.
    Während der dreizehn Tage vom 24. Februar bis zum 9. März trat in dem Zustand der Atmosphäre keine nennenswerthe Veränderung ein. Der Himmel blieb fortwährend mit dichten Dunstmassen bedeckt. Einige Stunden lang schwächte sich der Wind wiederholt ein wenig ab, gewann aber stets sehr bald seine ursprüngliche Stärke wieder. Zwei-oder dreimal stieg auch das Barometer, doch vollzog sich seine, nahezu einen Zoll betragende Oscillation zu schnell, um deshalb auf einen Umschlag der Witterung rechnen zu können oder darauf hin segelgünstigere Winde zu erwarten.
     

    Schweigend blieb Negoro eine halbe Stunde stehen. (S. 118.)
     
    Dazu fiel die Barometersäule auch stets fast sofort wieder herab und nichts ließ das Ende dieser schlechten Witterung als nahe bevorstehend voraussehen.
     

    Eben traf ein entsetzlicher Windstoß das Schiff. (S. 125.)
     
    Gleichzeitig brachen wiederholt schwere Gewitter los, welche Dick Sand ernsthafte Unruhe einflößten. Zwei-oder dreimal schlug ein Blitzstrahl auf die Wogen, nur einige Kabellängen vom Schiffe entfernt, nieder. Dann floß der Regen in Strömen und es entstanden jene Wirbel aus halbcondensirten Dünsten, die den »Pilgrim« in dichten Nebel hüllten.
    Der Mann auf Wache hatte manchmal ganze Stunden lang nicht die geringste freie Aussicht und man segelte nur auf gut Glück dahin.
    Obwohl das Fahrzeug, wenn es auch tief im Wasser ging, wirklich furchtbar hin und her geworfen ward, so ertrug Mrs. Weldon doch dieses Rollen und Stampfen glücklicher Weise ohne größere Belästigung. Ihr kleiner Sohn hatte dadurch freilich sehr hart zu leiden und bedurfte immer ihrer sorgsamsten, mütterlichen Pflege.
    Was Vetter Benedict betrifft, so war dieser nicht kränker als die amerikanischen Motten, denen er Gesellschaft leistete, und die er eben so ruhig studirte, als hätte er dabei in seinem stillen Stübchen in San Francisco gesessen.
    Zum größten Glück erwiesen sich auch Tom und seine Gefährten sehr unempfänglich für die Seekrankheit und vermochten dem jungen Leichtmatrosen stets Hilfe zu leisten, welch’ Letzterer übrigens vollkommen an die regellosen Bewegungen eines vor dem Sturme fliehenden Schiffes gewöhnt war.
    Der »Pilgrim« lief trotz seiner wenigen Segel sehr schnell und doch sah Dick Sand schon voraus, daß man auch diese noch werde vermindern müssen. Doch er wollte nichts ändern, so lange das ohne Gefahr anging. Seiner Schätzung nach konnte die Küste nicht mehr fern sein. Der Wachdienst wurde also mit größter Sorgfalt geübt. Der Leichtmatrose konnte sich außerdem nicht auf die Augen seiner Gefährten verlassen, wo es sich um die Erkennung der ersten Anzeichen des Landes handelte. Denn trotz des schärfsten Gesichtssinnes ist Derjenige, welcher nicht gewöhnt ist, den Meereshorizont zu beobachten, gänzlich außer Stande, vorzüglich bei nebliger Luft, die ersten schwachen Umrisse eines Landes zu erkennen. Dick Sand mußte also meist selbst den Wachdienst übernehmen und stieg sogar häufig in die Takelage, um besser Ausschau halten zu können. Noch verrieth sich jedoch keine Spur der amerikanischen Küste.
    Das erregte seine Verwunderung, welche auch Mrs. Weldon aus einigen Worten, die ihm entschlüpften, bald errieth.
    Es war am 9. März Der Leichtmatrose befand sich auf dem Vorderdeck, sandte bald einen prüfenden Blick über das Meer und den Himmel, bald nach der Bemastung des »Pilgrim«, welche unter dem Drucke des Windes arbeitete.
    »Du siehst noch nichts, Dick? fragte sie, als jener einmal das Fernrohr von den Augen nahm.
    – Nichts, Mistreß Weldon, nichts, antwortete der Leichtmatrose, und doch scheint sich der Horizont bei dem heftigen, offenbar noch weiter zunehmenden Winde etwas aufzuhellen.
    – Und Deiner Ansicht nach, Dick, könnte die amerikanische Küste jetzt nicht mehr fern sein?
    – Das ist unmöglich, Mistreß Weldon, und wenn mich etwas Wunder nimmt, so ist es nur das, daß sie noch außer Sicht ist.
    – Das Schiff, fuhr Mrs. Weldon fort, hat doch stets gute Fahrt gemacht?
    – Stets, seit der Wind nach Nordwesten räumte, antwortete Dick Sand, d.h. seit dem Tage, da wir unseren unglücklichen Kapitän und seine Mannschaft verloren. Das war am 10.

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