Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
überzusetzen, oder sich doch zur Aushilfe einige Matrosen und womöglich auch einen Officier zu erbitten. Leider kam trotz der schärfsten Wachsamkeit kein Segel in Sicht und das Meer blieb öde und verlassen.
    Dick Sand nahm das doch ein wenig Wunder. Während seiner drei Fischerei-Campagnen in den australischen Meeren war er schon mehrmals über diesen Theil des Stillen Oceans gekommen. Nur selten kam es in der Länge und Breite, in welcher er sich zu befinden wähnte, vor, daß man nicht ein englisches oder amerikanisches Schiff sah, das entweder vom Kap Horn nach dem Aequator hinauffuhr, oder nach der Endspitze Südamerikas hinabsegelte.
     

    Er bemerkte also auch einen Schatten nicht. (S. 110.)
     
    Freilich wußte Dick Sand weder, noch konnte er es wissen, daß sich der »Pilgrim« schon in weit höherer Breite, d.h. tiefer im Süden befand, als er es annahm.
    Das rührte von zweierlei Ursachen her:
     

    Der Leichtmatrose beruhigte immer Mrs. Weldon. (S. 114)
     
    Die erstere bildeten die Triften jener Meeresgegenden, deren Schnelligkeit der Leichtmatrose nur unvollkommen zu schätzen vermochte, und welche das Schiff, ohne daß man darüber klar sein konnte, schon aus seinem rechten Kurse gedrängt hatten.
    Die andere beruhte darin, daß die durch Negoro’s Schuld entstandene Mißweisung des Compasses falsche Ablesungen zur Folge hatte, welche Dick Sand seit dem Verluste des zweiten Compasses zu controliren nicht im Stande war. Er hielt deshalb immer südöstlichen Kurs statt östlichen ein, wie er es glaubte und glauben mußte. Die Boussole behielt er immer im Auge. Das Log ward regelmäßig ausgeworfen. Seine beiden Instrumente setzten ihn bis auf eine gewisse Grenze in den Stand, den »Pilgrim« zu führen und die Anzahl der durchlaufenen Meilen abzuschätzen. Aber war das auch hinreichend?
    Inzwischen beruhigte der Leichtmatrose immer bestens Mrs. Weldon, welcher diese Fahrt immerhin etwas bedenklich vorkam.
    »Wir kommen an, wir kommen sicher an! wiederholte er. Hier oder da werden wir die amerikanische Küste erreichen, der Ort thut ja nicht viel zur Sache; jedenfalls können wir das Land nicht verfehlen.
    – Das bezweifle ich nicht, Dick.
    – Freilich würde ich noch weit ruhiger sein, Mistreß Weldon, wenn Sie nicht an Bord und wir nur für uns allein verantwortlich wären, indeß…
    – Indeß, wenn ich nicht an Bord wäre, fiel Mrs. Weldon ein, wenn sich Vetter Benedict, ich selbst, Jack und Nan nicht auf dem »Pilgrim« eingeschifft hätten und zudem Tom und seine Begleiter nicht von dem Wrack aufgenommen worden wären, Dick, so befänden sich nur zwei Menschen an Bord, Du und Negoro! Was wäre, allein mit diesem übelwollenden Manne, zu dem Du kein Zutrauen haben kannst, aus Dir geworden? Ja sprich, mein Kind, was hätte aus Dir werden sollen?
    – Zuerst, antwortete Dick Sand entschlossen, hätte ich Negoro wenigstens unschädlich zu machen gesucht.
    – Und Du wärest allein gesegelt?
    – Ja… allein… mit Gottes Hilfe!«
    Solche vertrauensvolle Worte belebten zwar die Hoffnung Mrs. Weldon’s, dennoch beschlich sie, wenn sie ihren kleinen Jack ansah, eine gewisse Unruhe. Wenn sie als Frau auch nicht verrieth, was sie als Mutter empfand, so gelang es ihr doch nicht immer, eine gewisse Angst niederzukämpfen, die ihr das Herz bedrückte.
    War aber der junge Leichtmatrose in seinen hydrographischen Studien auch noch nicht genügend vorgeschritten, um sein Besteck machen (d.i. die jeweilige genaue geographische Lage des Schiffes bestimmen) zu können, so besaß er andererseits doch eine seine Witterung für das bevorstehende Wetter. Das Aussehen des Himmels auf der einen, auf der anderen Seite die Angaben des Barometers machten es ihm möglich, immer auf der Hut zu sein. Kapitän Hull, ein erfahrener Meteorolog, hatte ihm gelehrt, mit diesem Instrumente umzugehen, dessen Vorzeichen so wunderbar verläßlich sind.
    Wir geben hier mit kurzen Worten folgende zur nützlichen Beobachtung des Barometers nöthige Anleitung:
    1. Wenn das Barometer nach anhaltend schönem Wetter schnell und dauernd sinkt, wird sicher Regen eintreten; war das schöne Wetter vorher von sehr langer Dauer, so kann die Quecksilbersäule des Rohres wohl zwei bis drei Tage sinken, ehe eine Veränderung im Zustande der Atmosphäre eintritt. Je mehr Zeit ferner zwischen dem ersten Fallen des Quecksilbers und dem Beginn des Regens verstreicht, desto länger wird die regnerische Witterung andauern.
    2. Steigt das Quecksilber

Weitere Kostenlose Bücher