Ein Kapitän von 15 Jahren
dagegen nach längerem regnerischen und stürmischen Wetter langsam und regelmäßig, so ist ganz sicher schönes Wetter zu hoffen, und dauert dieses ebenso desto länger an, je größer der Zeitraum zwischen seinem Eintritt und dem ersten Steigen des Barometers war.
3. Wenn in beiden obigen Fällen der Witterungswechsel der Bewegung der Quecksilbersäule unmittelbar folgt, so wird diese Veränderung nur kurze Zeit andauern.
4. Wenn das Barometer zwei bis drei Tage oder noch länger langsam, aber continuirlich steigt, so verkündet das schönes Wetter, selbst wenn der Regen während dieser drei Tage nicht aufhört, und
vice versa
, wenn das Barometer aber unter regnerischer Witterung zwei Tage oder länger stieg und mit dem Eintritte schöner Witterung gleich wieder zu fallen beginnt, so wird letztere nur sehr kurze Zeit anhalten, und
vice versa
.
5. Im Frühjahr und im Herbste deutet ein rasches Fallen des Barometers auf Wind; im Sommer bei großer Hitze verkündet es Gewitter. Im Winter weist eine rasche Erniedrigung der Barometersäule nach anhaltendem Froste auf eine von Thauwetter und Regen begleitete Veränderung in der Windrichtung hin, ein Ansteigen während anhaltenden Frostes aber verkündigt baldigen Schneefall.
6. Schnelle Veränderungen des Barometerstandes dürfen nie als Prophezeiungen andauernd trockenen oder regnerischen Wetters aufgefaßt werden. Zu derartigen Vorausbestimmungen eignen sich nur die langsamen, aber stetigen Veränderungen des Quecksilberstandes.
7. Wenn im Spätherbst nach längerem nassen und stürmischen Wetter das Barometer zu steigen beginnt, so verkündet das einen Umschlag des Windes nach Norden und die Annäherung des Frostes.
Das sind etwa die allgemeinen Folgerungen, welche man aus den Angaben dieses schätzenswerthen Instrumentes zu ziehen berechtigt ist.
Dick Sand kannte diese sehr gut, hatte deren Bestätigung während seines Seemannslebens oft genug erfahren und dadurch auch gelernt, gegen jede Eventualität gerüstet zu sein.
Da, am 20. Februar, begannen die Schwankungen des Barometers, welches er täglich mehrmals sorgfältig beobachtete, den jungen Leichtmatrosen einigermaßen zu beunruhigen. Das Quecksilber sank nämlich langsam, aber anhaltend, was auf bevorstehenden Regen hinwies, dessen Eintritt sich jedoch auffallend verzögerte. Dick Sand schloß daraus auf anhaltend schlechtes Wetter. Seine Voraussetzung sollte sich auch bestätigen.
Der Regen war aber gleichbedeutend mit Wind, und an genanntem Tage frischte die Brise in der That so weit auf, daß die Luft mit einer Geschwindigkeit von sechzig Fuß in der Secunde oder einunddreißig Meilen (= 571/2 Kilometer) in der Stunde dahinjagte.
Dick Sand mußte einige Vorsichtsmaßregeln ergreifen, um die Bemastung und das Segelwerk des »Pilgrim« keiner Gefahr auszusetzen.
Er hatte schon das Topsegel, das lateinische und das Klüverfocksegel einbinden lassen und gedachte das nun auch noch mit dem Bramsegel vornehmen und das Marssegel zweimal reesen zu lassen.
Letztere Operation mußte bei einer so wenig geübten Mannschaft gewisse Schwierigkeiten darbieten; dennoch durfte hier nicht gezögert werden und Niemand scheute vor der Arbeit zurück.
Dick Sand stieg mit Bat und Austin in die Takelage des Fockmastes, wo es ihm denn auch gelang, das Bramsegel einzubinden. Bei minder drohendem Wetter hätte er die beiden Raaen wohl am Maste gelassen; da er aber voraussah, daß es nöthig werden könnte, die Bramstange selbst ganz einzunehmen, so löste er die beiden Raaen und ließ sie auf das Verdeck nieder. Es leuchtet wohl ein, daß man bei allzu heftigem Winde nicht nur die Besegelung, sondern auch die Bemastung eines Schiffes zu mindern gezwungen ist. Dadurch wird das Schiff deshalb wesentlich erleichtert, weil es in Folge der geringeren Belastung in der Höhe weniger arbeitet und das Stampfen und Rollen desselben mehr beschränkt bleibt.
Nach Vollendung dieser Arbeit, welche übrigens zwei volle Stunden in Anspruch nahm, ging Dick Sand mit seinen Helfern daran, das große Marssegel zweimal zu reesen und dadurch seine Oberfläche zu verkleinern.
Der »Pilgrim« führte noch kein doppeltes Marssegel wie die neueren Schiffe, deren Handhabung dadurch erleichtert wird. Man mußte also in der früher gebräuchlichen Art und Weise zu Werke gehen, auf den Laufseilen Stellung nehmen, ein vom Winde gepeitschtes Segel zu sich heranziehen und dasselbe mittelst der Seisinge an die Raa festlegen. Das war schwierig,
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