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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von zweihundert Meilen sprach, so gilt diese Angabe nur für den Fall, daß wir den Weg längs des Flusses einschlagen, auf dem ich an die Küste herabkam. Gehen wir dagegen quer durch den Wald, so würde sich die Entfernung um gut achtzig Meilen vermindern; rechnen wir zehn Meilen auf den Tag, so dürften wir meiner Ansicht nach ohne allzu große Beschwerde die Hacienda binnen zwölf Tagen erreichen.«
    Mrs. Weldon dankte dem Amerikaner.
    »Sie können mir nicht besser danken, antwortete Harris, als dadurch, daß Sie meinen Vorschlag annehmen. Zog ich auch noch nie durch diesen Wald, so wird mir der Weg durch denselben doch bestimmt nicht schwer zu finden sein, da ich die Pampas schon lange gründlich kenne. Doch eine Frage ist hierbei zu erwägen, nämlich die bezüglich der Nahrungsmittel. Ich selbst besitze leider nicht mehr, als was ich nothwendiger Weise brauche, um bis zur Hacienda de San Felipe zu gelangen…
    – Wir, Herr Harris, fiel da Mrs. Weldon ein, haben dagegen glücklicher Weise Ueberfluß an Nahrungsmitteln und werden uns glücklich schätzen, mit Ihnen zu theilen.
    – Nun, Mistreß Weldon, so scheint sich ja Alles nach Wunsch zu gestalten und wir brauchen also nur aufzubrechen.«
    Harris wandte sich schon dem Flußufer zu, um sein Pferd von der Stelle, wo er es angebunden hatte, zu holen, als ihn Dick Sand noch einmal durch eine Frage zurückhielt.
    Die Küste zu verlassen und sich durch diesen endlosen Wald in das Landesinnere zu begeben, war nun einmal nicht nach dem Sinne des jungen Leichtmatrosen. In ihm erwachte der Seemann wieder und er hätte es offenbar vorgezogen, längs der Küste hinauf oder hinunter zu ziehen.
    »Warum, Herr Harris, begann er, sollen wir aber einhundertzwanzig Meilen durch die Einöde von Atacama wandern und nicht lieber dem Meeresufer folgen? Bei gleicher Entfernung scheint mir’s doch rathsamer, die nächste Stadt im Norden oder Süden aufzusuchen?
    – Ja, mein junger Freund, entgegnete Harris mit leichtem Runzeln der Stirne, unter drei-bis vierhundert Meilen findet sich leider keine Stadt an der Küste, die ich selbst nur unvollkommen kenne.
    – Nach Norden hin, ja, warf Dick Sand ein, aber im Süden?…
    – Nach Süden zu, versetzte der Amerikaner, müßten wir bis nach Chili hinabwandern. Das ist ein sehr weiter Weg und an Ihrer Stelle zöge ich nicht unnöthig längs der Pampas der Argentinischen Republik hin. Was mich selbst betrifft, so würde ich Sie zu meinem Bedauern dorthin nicht begleiten können.
    – Kommen denn die Schiffe, welche von Chili nach Peru gehen, nicht in Sicht dieser Küste vorüber?
    – Nein, antwortete Harris. Sie halten sich weit draußen auf offener See und Sie werden auch schwerlich einem solchen begegnet sein.
    – Das ist richtig, bemerkte Mrs. Weldon. – Nun, Dick, hast Du noch irgend eine Frage an Herrn Harris zu richten?
    – Eine einzige, Mistreß Weldon, antwortete der Leichtmatrose, der nur ungern zustimmte. Ich möchte Herrn Harris fragen, in welchem Hafen er wohl glaube, daß wir ein Schiff antreffen können, um nach San Francisco zurückkehren zu können?
     

    »Welch’ hübsches Kind!« rief der Amerikaner. (S. 173.)
     
    – Meiner Treu, junger Freund, erwiderte der Amerikaner, das weiß ich freilich selbst nicht. Ich weiß nur das eine, daß wir in der Hacienda de San Felipe Gelegenheit finden werden, die Stadt Atacama zu erreichen und von da aus…
    – Glauben Sie ja nicht, Herr Harris, fiel da Mrs. Weldon ein, daß Dick Sand zögert, Ihr Anerbieten anzunehmen.
     

    Dort stand, an einen Baum gebunden, ein Pferd. (S. 180.)
     
    – O nein, Mistreß Weldon, gewiß nicht, ich zögere nicht, bestätigte der Leichtmatrose, aber ich bedauere noch immer, daß es mir nicht vergönnt war, Sie wenige Grade weiter nördlich oder südlich an’s Land zu setzen. Wir wären dann ganz in der Nähe eines Hafens gewesen, und da dieser Umstand unsere Heimkehr wesentlich erleichtert hätte, brauchten wir Herrn Harris’ Güte nicht in Anspruch zu nehmen.
    – Fürchten Sie nicht, mich zu belästigen, Mistreß Weldon, bemerkte darauf der Amerikaner. Ich wiederhole Ihnen, daß ich gar so selten Gelegenheit habe, Landsleute begrüßen zu können. Mir wird es nur ein Vergnügen sein, Ihnen zu dienen.
    – Wir nehmen Ihr Anerbieten an, Herr Harris, antwortete Mrs. Weldon, doch Ihres Pferdes möchte ich Sie nicht berauben. Ich bin eine gute Fußgängerin…
    – Und ich ein sehr guter Fußgänger, fiel Harris mit höflicher Verneigung

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