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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nahmen jeder ein Gewehr und ein Faschinenmesser, wie es Dick Sand auch gethan; eine Patrone ward in die Zündkammer der Remington-Büchsen eingelegt, und so bewaffnet begaben sich Alle nach dem Ufer des kleinen Flusses.
    Mrs. Weldon, Tom und Acteon blieben am Eingange der Grotte zurück, in der sich nur der kleine Jack und Nan noch aufhielten.
    Die Sonne stieg empor. Ihre von der östlichen Erhöhung der Küstenmauer aufgegangenen Strahlen gelangten nicht direct nach dem Strande, das Meer aber glitzerte hinaus bis zum westlichen Horizonte in dem ersten Glanze des Tages.
    Dick Sand und seine Begleiter folgten nahe dem Wasserrande der Biegung des Ufers, das nach der Mündung des Flusses führte.
    Dort stand Dingo und bellte noch immer. Offenbar sah oder witterte er einen Eingebornen.
    In der That galt der Zorn des Hundes diesmal nicht Negoro, seinem Feinde vom Schiffe.
    Auf der letzten Stufe der Berglehne erschien eben ein Mann, der vorsichtig herabstieg und durch anlockende Bewegungen Dingo zu beruhigen suchte. Er schritt, offenbar ohne besondere Scheu vor dem wüthenden Hunde zu haben, sicher vorwärts.
    »Negoro ist das nicht, sagte Herkules.
    – Wir können bei einem Tausche nicht verlieren, antwortete Bat.
    – Nein, gewiß nicht, bestätigte der Leichtmatrose. Wahrscheinlich ist jener ein Einwohner des Landes, der uns die Beschwerden einer längeren Abgeschiedenheit ersparen wird. Endlich werden wir also erfahren, wo wir eigentlich sind!«
    Alle Bier hingen die Gewehre über die Schultern und gingen rasch dem Unbekannten entgegen.
    Bei ihrer Annäherung gab jener zuerst und unverkennbar Zeichen des höchsten Erstaunens kund. Sicherlich erwartete er nicht, hier an der Küste fremden Leuten zu begegnen. Offenbar hatte er auch das Wrack des »Pilgrim« noch nicht gesehen, wodurch sich ihm die Anwesenheit der Schiffbrüchigen auf natürliche Weise erklärt hätte. Im Laufe der Nacht hatte die Brandung übrigens den Rumpf ziemlich vollständig zerstört, so daß von diesem nur verschiedene umherschwimmende Trümmer übrig waren.
    Im ersten Augenblicke wollte der Unbekannte, als er die vier Männer auf sich zukommen sah, sofort umkehren. Er trug eine Flinte am Bande, welche er erst schnell zur Hand nahm, dann aber eiligst über die Schulter warf. Seine Lage mochte ihm wohl etwas mißlich erscheinen.
    Dick Sand machte eine grüßende Bewegung, welche der Unbekannte offenbar verstand, denn er wagte sich nach einigem Zögern heran.
    Jetzt konnte der Leichtmatrose ihn genauer in’s Auge fassen.
    Es war ein kräftiger, höchstens vierzig Jahre alter Mann mit feurigem Blicke, mäßig grauem Kopf-und Barthaar und sonnenverbranntem Gesicht, ähnlich einem Nomaden, der sein ganzes Leben in der freien Luft des Waldes oder Feldes zugebracht hat. Als Kleidung trug er eine Art Blouse von gegerbtem Felle, einen breitkrämpigen Hut auf dem Kopfe und große bis über die Kniee reichende Wasserstiefeln, an denen Sporen mit großen Rädchen klirrten.
    Dick Sand erkannte zuerst – und täuschte sich hierin auch nicht – daß er keinen Indianer, wie sie gewöhnlich durch die Pampas streifen, vor sich habe, sondern einen jener fremden, meist wenig Vertrauen erweckenden Abenteurer, die in menschenleeren Gegenden umherzuirren lieben. Seine etwas steife Haltung und einige röthlich gefärbte Barthaare schienen darauf hinzudeuten, daß jener der englischen Race angehörte. Jedenfalls war es weder ein Indianer noch ein Spanier.
    Diese Annahme erhielt dadurch eine weitere Bestätigung, daß derselbe, als Dick Sand ihm ein: »Willkommen!« in englischer Sprache zurief, in derselben Sprache und ohne merkbare fremde Betonung antwortete.
    »Seid auch Ihr willkommen, mein junger Freund!« sagte der Unbekannte, der auf den Leichtmatrosen zuschritt und ihm die Hand schüttelte; den Negern gegenüber begnügte er sich mit einer leichten Handbewegung, ohne ein Wort an diese zu richten.
     

    »Seid auch Ihr willkommen, mein junger Freund!« (S. 168.)
     
    »Sie sind ein Engländer? fragte er den Leichtmatrosen.
    – Amerikaner, antwortete Dick Sand.
    – Aus dem Süden?
    – Nein, aus dem Norden.«
    Diese Antwort schien dem Unbekannten zu gefallen, denn er schüttelte die Hand des Leichtmatrosen noch einmal und kräftiger, wie es die Amerikaner zu thun pflegen.
    »Und darf ich fragen, mein junger Freund, wie Sie nach dieser Küste gekommen sind?«
    Noch bevor Dick Sand antworten konnte, zog der Unbekannte plötzlich den Hut und verneigte sich

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