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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sarsaparille, eine Pflanze mit fleischigen Höckern, welche einen fast unentwirrbaren Knäuel bildet. Alles in Allem hätte man doch dem Wald mit seinen schmalen Pfaden den Vorzug gegeben.
    Noch vor Sonnenuntergang befand sich die Reisegesellschaft etwa acht Meilen von ihrem Ausgangspunkte entfernt. Die Wanderung war ohne Unfall, sogar fast ohne Beschwerden vor sich gegangen. Freilich hatte man nur den ersten Reisetag hinter sich und die folgenden Etappen konnten ja noch Hindernisse in Menge bieten.
    Unter allseitiger Zustimmung machte man an der jetzt erreichten Stelle Halt. Hier sollte kein eigentliches Lager, sondern nur eine nothdürftige Schlafstätte eingerichtet werden. Ein einzelner Wachtposten, der von zwei zu zwei Stunden abgelöst wurde, mußte ja, da man weder wilde Menschen, noch reißende Thiere zu fürchten hatte, vollkommen genügen. Als Schutz fand man nichts Einladenderes als einen ungeheueren Mangobaum, dessen breite, dicht belaubte Zweige eine natürliche Veranda darstellten. Im Nothfalle hätte man in seiner Blätterkrone Nachtlager halten können.
    Es erhob sich nur, als sich die kleine Gesellschaft näherte, in dem Gipfel des Baumes ein wahrhaft betäubender Lärm.
    Der Mangobaum diente einer ganzen Kolonie geschwätziger, zänkischer, grauer Papageien zum Sammelplatze. Das sind sehr wilde Vögel, welche andere lebende Vögel anfallen, und man würde sehr irre gehen, wollte man sie mit ihren Anverwandten, welche man in Europa häufig in Käfigen hält, vergleichen.
    Diese Papageien plauderten mit einem solchen Geräusche, daß Dick Sand nicht übel Lust hatte, sie mit einer Schrotladung zu begrüßen, um sie entweder zum Schweigen zu bringen oder in die Flucht zu jagen. Harris redete ihm das aber unter dem Vorwande aus, daß es in diesen Einöden gerathen sei, niemals ohne Noth seine Gegenwart durch den Knall eines Gewehres zu verrathen.
    »Wir wollen ohne jedes Geräusch dahinziehen, so werden wir ohne Gefahr an’s Ziel gelangen.«
    Das Abendbrot ward zubereitet, ohne daß man nöthig hatte, die Speisen erst zu kochen. Es bestand aus Conserven und Zwieback. Ein kleiner Bach, der sich durch das Gras schlängelte, lieferte trinkbares Wasser, welches man durch einige Tropfen Rum noch angenehmer zu machen wußte. Zum Dessert war ja der Mangobaum zur Hand mit seinen saftreichen, nahrhaften Früchten, welche die Papageien freilich nicht ohne lauten Protest abpflücken ließen.
    Gegen das Ende der Mahlzeit ward es allmälig dunkel. Die Schatten erhoben sich langsam vom Erdboden nach den Gipfeln der Bäume, deren Kronen wie sein ausgeschnittene Bilder mit dem noch hellen Himmel contrastirten. Die ersten Sterne glichen mehr glänzenden Blüthen, die an den Ausläufern der letzten Zweige glimmten. Auch der Wind legte sich mehr und mehr und flüsterte nicht weiter im Gezweig. Selbst die Papageien waren stumm geworden. Die Natur bereitete sich zum Schlummer und lud jedes lebende Wesen ein, es ihr nachzuthun.
    Die Vorbereitungen zum Nachtlager konnten natürlich nur sehr dürftig sein.
    »Sollten wir für die Nacht nicht ein großes Feuer anzünden? fragte Dick Sand den Amerikaner.
     

    Das Abendbrot ward zubereitet. (S. 191.)
     
    – Wozu? antwortete Harris. Die Nächte sind hier nicht kalt und der weit ausgebreitete Mangobaum schützt den Boden auch noch außerdem vor jeder Verdunstung. Wir haben weder von zu kühler, noch von zu feuchter Luft etwas zu fürchten. Ich wiederhole Ihnen, mein junger Freund, was ich schon einmal sagte: Reisen wir incognito! Weder ein Feuer, noch einen Flintenschuß, wenn es zu umgehen ist.
     

    Mit Ausnahme des wachehaltenden Riesen… (S. 195.)
     
    – Ich glaube gern, ließ sich da Mrs. Weldon vernehmen, daß wir weder von Indianern und selbst von Waldläufern, deren Sie erwähnten, etwas zu fürchten haben. Giebt es hier aber nicht auch vierfüßige Feinde, zu deren Verscheuchung ein Feuer sehr dienlich sein möchte?
    – O, Mistreß Weldon, erwiderte der Amerikaner, Sie thun den wilden Thieren dieses Landstriches wahrlich zu viel Ehre an! Glauben Sie mir, sie fürchten hier den Menschen mehr, als dieser jene.
    – Wir sind aber in einem Walde, meinte Jack, und im Walde giebt es stets wilde Thiere.
    – Ja, Wälder und Wälder, mein kleines Männchen, ist ein ebenso großer Unterschied, wie Thiere und Thiere! antwortete Harris lächelnd. Stell’ Dir nur vor, Du wärest hier in einem großen Parke. Die Indianer sagen von diesem Lande nicht ohne Grund:
»Es como el

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