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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Pariso!
« – Es ist wie ein irdisches Paradies!
    – Aber Schlangen sind doch hier? sagte Jack.
    – Nein, mein Jack, versicherte Mrs. Weldon, hier giebt es keine Schlangen; Du kannst ganz ruhig schlafen.
    – Oder Löwen?
    – Nicht einen Schatten von Löwen, mein Söhnchen, beruhigte ihn Harris.
    – Aber Tiger? fragte Jack weiter.
    – Frage Deine Mama, ob sie je schon gehört hat, daß es in diesem Erdtheile Tiger gebe.
    – Niemals, bestätigte Mrs. Weldon.
    – Ganz recht, fiel hier Vetter Benedict ein, der ganz zufällig einmal bei einem Gespräche gegenwärtig war, wenn es in der Neuen Welt auch wirklich weder Löwen noch Tiger giebt, so trifft man darauf doch Kuguare und Jaguare genug.
    – Sind das böse Thiere? fragte der kleine Jack.
    – Pah! stieß Harris hervor, ein Eingeborner fürchtet sich nicht, diese Bestien anzugreifen, und wir sind ja gut bei Kräften. Wahrhaftig, Herkules wäre stark genug, zwei Jaguaren auf einmal den Garaus zu machen.
    – Du wachst doch gut, Herkules, sagte der kleine Jack, und käme ein wildes Thier, um uns zu beißen…
    – So beiße ich jenes dafür, Herr Jack! antwortete Herkules, indem er seinen mit prächtigen Zähnen ausgerüsteten Mund zeigte.
    – Ja, Ihr mögt wachen, Herkules, sagte der Leichtmatrose, doch die Anderen und ich selbst werden Euch ablösen.
    – Nein, Herr Dick, fiel Acteon ein, Herkules, Bat, Austin und ich, wir vier werden dazu vollkommen genug sein. Sie müssen während der Wacht Ruhe haben.
    – Das ist von Euch recht gut gemeint, Acteon, erwiderte Dick Sand, doch es ist meine Pflicht…
    – Nein, nein, gieb diesen braven Leuten nach, mein lieber Dick! bemerkte Mrs. Weldon.
    – Ich, ich werde auch Wache stehen! meldete sich der keine Jack, dessen Augenlider sich schon langsam schlossen.
    – Ja wohl, mein Jack, ja wohl, Du sollst auch an die Reihe kommen! bestätigte seine Mutter, die ihm nicht widersprechen wollte.
    – Aber, fügte der Knabe hinzu, wenn’s im Walde keine Löwen und keine Tiger giebt, dann müssen wenigstens Wölfe darin sein!
    – O, aber ganz komische Wölfe, antwortete der Amerikaner. Es sind das übrigens nicht einmal Wölfe, sondern mehr Füchse, eigentlich nur solche Waldhunde, welche man »Guaras« nennt.
    – Nun, so ein Guara beißt aber? fragte der kleine Jack.
    – Bah! für Dingo wäre es nur ein Bissen!
    – Schadet nichts, lallte Jack noch einmal, diese Guaras sind doch Wölfe, weil man sie einmal so nennt!«
    Friedlich schlummerte hierauf Jack in den Armen Nan’s, die sich an den Stamm des Baumes lehnte, ein. Mrs. Weldon drückte noch einen Kuß auf die Stirne des zarten Knaben und bald schlossen sich auch ihre Augen zur nächtlichen Ruhe.
    Wenige Minuten später führte Herkules den Vetter Benedict, der sich von der Jagd auf Pyrophoren zu weit hatte wegreißen lassen, nach der Lagerstatt zurück. Hier schwärmten nämlich jene »Cocuyos« oder Leuchtmücken umher, welche die eleganten Damen in ihrem Haarputz wie ebenso viele lebende Edelsteine anzubringen lieben. Diese Insecten, welche aus zwei, am Brustschilde befindlichen Drüsen ein lebhaftes, bläuliches Licht ausstrahlen, sind im südlichen Amerika sehr zahlreich. Vetter Benedict dachte eine reiche Ernte einzuheimsen, doch ließ ihm Herkules, trotz seiner Proteste, keine Zeit dazu, sondern brachte ihn nach dem Lagerplatze zurück. Hatte Herkules einmal einen Auftrag, so führte er ihn mit soldatischer Gewissenhaftigkeit aus, ein Umstand, der in diesem Falle gewiß eine große Menge von Leuchtfliegen vor der Einsperrung in die Blechbüchse des Entomologen rettete.
    Einige Augenblicke später lagen mit Ausnahme des wachehaltenden Riesen Alle in süßer Ruhe.
Siebenzehntes Capitel.
Hundert Meilen in zehn Tagen.
    Gewöhnlich werden die Reisenden oder die Waldläufer, welche unter freiem Himmel die Nacht im Urwalde zubrachten, des Morgens durch ein ebenso verwirrtes wie unangenehmes Geheul erweckt. In einem solchen Morgenconcerte hört man von Allem etwas, ein Glucken und Grunzen, ein Krächzen und Kichern, ein Bellen und Plappern und was die verschiedensten Thiere sonst noch an Lauten erzeugen.
    Meist sind es jedoch zahlreiche Affen, die den Morgen in dieser Weise begrüßen. Hier begegnen sich der kleine »Marikina«, die »Meerkatze« mit gesprenkeltem Gesichte, der »graue Mono«, dessen Fell die Indianer als Schutzdecke über ihre Flintenschlösser benützen, der an zwei langen Haarbüscheln erkennbare »Sagou« und noch manche andere Arten dieser

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