Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
allergischer Schock ist: Das Jucken in meiner Schwanzspitze verrät mir, dass es dieser Leonie nicht halb so schlecht geht, wie sie gerade behauptet. Und meine Schwanzspitze irrt sich nie!
Manchmal verändert ein Tag dein Leben. Und du merkst es erst gar nicht.
Als wir wieder zu Hause ankommen, parkt ein Polizeiwagen vor der Tür. Himmel, ja! Vielleicht war es nicht die beste Idee, Kira in die Schule zu begleiten. Aber deswegen gleich mit der Polizei hier anzurücken, erscheint mir nun doch ein wenig übertrieben. Schließlich haben wir gar nichts gemacht. Und wenn die blöde Leonie nicht eine so ausgezeichnete Schauspielerin wäre, wäre mein erster Schultag ganz entspannt zu Ende gegangen. Stattdessen hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, auch gleich die Direktorin des Wilhelminen Gymnasiums kennenzulernen. Frau Rosenblatt. Aber während ihr Name so zart und blumig klingt, ist sie in Wirklichkeit eine Frau der klaren Ansage. Und die lautete in unserem Fall: keine Haustiere in der Schule! Ich glaube, wenn Herr Prätorius nicht einfach behauptet hätte, dass Kira seine Erlaubnis für die Aktion hatte – es hätte ein echtes Donnerwetter im Direktorenzimmer gegeben. So war es lediglich eine steife Brise, die uns hier entgegenwehte. Nicht schön, aber verkraftbar.
Dachte ich jedenfalls. Nun aber steht hier die Polizei. Mist. Was machen wir da bloß? Ob mich Kira besser wieder in ihrer Tasche verstecken sollte? Im Fernsehen nimmt die Polizei häufiger mal Menschen mit und sperrt sie in eine Zelle. Ob die das mit Katzen auch so machen? Oder bringen die mich dann direkt ins Tierheim? Ich merke, wie mein Herz rast. Bloß nicht ins Tierheim! Dort gibt es bestimmt kein so schönes Fleckchen wie mein Wohnzimmersofa!
Allerdings wohnen wir nicht allein in der Hochallee. Vielleicht wollen die gar nicht zu uns. Sondern zu Frau von Basewitz im Stockwerk über uns. Falls sie die mitnehmen, würde es mich nicht weiter stören. Die alte Basewitz mag keine Katzen im Allgemeinen und mich im Besonderen nicht. Behauptet immer, schwarze Katzen würden Unglück bringen und dass es auch etwas damit zu tun hätte, ob ich von links nach rechts durch den Flur laufe – oder von rechts nach links. Völlig gaga also, die Alte. Die könnte die Polizei ruhig mal ein bisschen einsperren. Ich weiß, es ist gemein, aber dieser Gedanke beruhigt mich etwas und so trabe ich wieder halbwegs entspannt neben Kira die Treppen zu unserer Wohnung hoch.
Kurz bevor wir an der Wohnungstür ankommen, öffnet sich diese von allein und heraus kommen: MIAU! Zwei Polizisten! Vor Schreck springe ich auf Kiras Arm. Wahrscheinlich ist das nicht besonders klug, denn hier sehen die mich natürlich sofort, aber ich kann nicht anders. Auch Kira scheint sich beim Anblick der Männer erschreckt zu haben. Ich kann hören, dass ihr Herz fast so schnell schlägt wie meins.
»Guten Tag!«, begrüßen sie die beiden Männer. Wahrscheinlich werden sie Kira nun bitten, ihnen ohne Gegenwehr den Kater, also mich, auszuhändigen. Und dann: Ade, du meine schöne Heimat! Ich kralle mich vorsorglich schon mal in Kiras Pullover.
»Hallo«, erwidert Kira. »Suchen Sie etwa mich?«
»Nein, wir suchen deine Katze!«
AAAHH! Ich hab’s gewusst! Hilfe! Sie werden mich verhaften wegen gefährlichen Eingriffs in eine Schulstunde. Ich werde mein geliebtes Sofa nie wiedersehen! In diesem Moment brechen beide Polizisten in Gelächter aus. Was, bitte, ist daran komisch? Der größere der beiden Männer hört schließlich auf zu lachen und räuspert sich.
»Nein, nein. Kleiner Scherz. Wir suchen niemanden. Wir hatten nur ein paar Fragen an Frau Kovalenko.«
Kira zuckt zusammen.
»Oh, das ist meine Mutter!« Die Polizisten zögern kurz, als wollten sie dazu etwas sagen, lassen es dann aber und verabschieden sich stattdessen. Ein sehr seltsamer Auftritt.
Anna steht im Wohnungsflur und wartet schon auf uns.
»Kira! Da bist du ja! Ich hatte eben einen Anruf aus deiner Schule. Erfreulich war der nicht gerade! Wie kommst du auf die verrückte Idee, Winston mit in deine Klasse zu schleppen?«
»Aber Mama, so war das gar nicht«, verteidigt sich Kira. »Winston wollte unbedingt mitkommen.«
Anna schnaubt empört.
»Sag mal, du hältst mich wohl für blöd, oder? Es war nicht deine Idee, sondern die einer Katze? Ein Mädchen ist ernsthaft krank geworden. Ich kann nur hoffen, dass da nicht noch eine Menge Ärger auf uns zukommt. Das ist das Letzte, was ich gerade brauchen kann.« Jetzt ist es
Weitere Kostenlose Bücher