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Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Titel: Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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nicht mehr hingehen.«
    »Ich finde, du übertreibst. Erstens wusste ich nicht, dass du erzählt hast, deine Mutter sei Lehrerin. Und zweitens ist Haushälterin doch ein sehr ehrenhafter Beruf. Vor allem ein sehr wichtiger. Ich würde sogar sagen: der wichtigste. Gleich hinter Physikprofessor.«
    Ein heiseres Fauchen.
    »Du hast doch gar keine Ahnung. Die anderen Eltern sind alle Rechtsanwälte oder Zahnärzte. Oder haben eine Werbeagentur. Lehrerin ist das Mindeste, womit man da aufkreuzen muss. Und es war nicht mal gelogen: Schließlich war Mama in Russland Lehrerin. Aber du musstest ihnen unbedingt erzählen, dass meine Mutter Putzfrau ist. Ich würde sagen, damit bin ich eindeutig das uncoolste Mädchen der ganzen Klasse. Die Clique von Leonie kann ich jetzt endgültig abhaken. Vielen Dank, Winston!«
    Okay, ich gebe zu, ich habe mich nicht besonders geschickt verhalten. Aber dass es nun so ein Drama ist, Annas wahre Arbeit zu verraten, will ich trotzdem nicht einsehen.
    »Aber … aber … was willst du überhaupt mit der Clique von Leonie? Du hast doch selbst gesagt, dass sie total doof ist. Und dabei gibt es in deiner Klasse auch richtig nette Leute. Zwei habe ich schon kennengelernt: Pauli und Tom. Mach doch lieber etwas mit denen.«
    MAUNZ. Kira windet sich hin und her.
    » Pauli und Tom? Du spinnst wohl komplett. Pauli ist eine Punkerin, die völlig verrückt ist, und Tom ein Computer-Nerd, der sich lieber mit seinem Laptop als mit einem Menschen unterhält. Man merkt, dass du überhaupt keine Ahnung hast. Das sind die beiden Klassenspinner, die du dir da ausgesucht hast. Wenn du jetzt auch noch mit denen rumhängst, will garantiert niemand von den anderen mehr mit mir befreundet sein. Abgesehen davon ist Toms Vater auch Arzt. Ob Tom also so scharf auf die Freundschaft mit der Tochter einer Putze ist, weiß ich nicht.«
    Ach, dieses Freundschaftsding nervt mich. Das ist eindeutig zu hoch für ein Mädchen, das eigentlich ein Kater ist. Ich bin dringend für einen Themenwechsel!
    »Wie war eigentlich dein Tag?«, denke ich deshalb in Richtung Kira.
    »Oh, der war gut. Sogar ziemlich gut. Ich glaube, ich bin Mamas Geheimnis auf der Spur. Dafür ist meine neue Gestalt sehr praktisch. Wer glaubt schon, von einer Katze beschattet zu werden?«
    »Wie meinst du das? Was heißt beschattet ?«
    »Na ja, ich konnte mich heute mal so richtig gründlich in Mamas Sachen umsehen, ohne dass sie etwas gemerkt hat. Und dabei habe ich eine ausgedruckte E-Mail von Vadim gefunden, die sehr interessant ist. Ich glaube, er versucht, Mama zu erpressen. Er will nämlich unbedingt, dass sie wieder zu ihm zurückkommt. Und mit irgendetwas hat er sie in der Hand. Ich weiß nur noch nicht, was das sein könnte. Aber das finde ich schon noch heraus.«
    »Moment: Heißt das, du konntest die E-Mail lesen?«
    »Klar. Warum auch nicht?«
    »Na, weil ich gar nicht lesen kann. Und du bist doch quasi ich.«
    »Also, ich hatte keine Probleme damit. Ich glaube, ich sehe in der Nähe nur nicht ganz so scharf wie sonst. In der Ferne dafür etwas besser. Kannst du denn jetzt nicht lesen? Ich meine, immerhin kannst du sprechen, wenn du ich bist.«
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Ich habe es noch nicht ausprobiert. Bevor es heute in der Schule brenzlig werden konnte, habe ich behauptet, ich hätte Kopfschmerzen, und bin gegangen. War mir zu gefährlich.«
    »Tja, aber das ist keine Dauerlösung. Solange du in meinem Körper steckst, musst du zur Schule gehen. Und wenn ich deinetwegen schon keine Freunde mehr habe, will ich wenigstens nicht sitzen bleiben. Da müssten wir uns dann etwas anderes einfallen lassen. Aber zuerst müssen wir mal rausfinden, was du als Mensch alles kannst. Moment, bin gleich wieder da.«
    Kira rappelt sich auf und springt dann mit einem eleganten Satz auf die kleine Anrichte im Gästezimmer. Kurz darauf steht sie mit einem Blatt Papier im Maul neben mir.
    »Hier, die E-Mail. Versuch mal!«
    Ich nehme das Blatt und starre darauf. Vor meinen Augen entstehen aus den einzelnen Kringeln plötzlich Muster. Und aus den Mustern formen sich Sätze:

    Geliebte Anna,
    warum hast du mich verlassen? Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Ich habe immer alles für dich und dein Kind getan. Bitte überlege es dir noch einmal. Wenn du stur bleibst, muss ich leider bei meiner Geschichte bleiben. Dann wirst du wohl bald Besuch von den Bullen bekommen – falls die nicht sogar schon da waren …

    Ich lasse das Blatt sinken.

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