Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
falsch: In der Schule von Kira!
Mir ist unwohl. Sehr unwohl. Fand ich Kiras Schule gestern noch beeindruckend, kommt sie mir heute angsteinflößend vor. Außerdem fürchte ich, jede Sekunde als Kater enttarnt zu werden.
Während ich noch darüber nachgrüble, wie ich aus dieser Nummer wieder heil herauskomme, trifft mich auf einmal ein fester Schlag auf den Rücken, genau zwischen meine Schulterblätter. Aua, ein Anschlag!
»Morgen, Kira!«, ruft eine Stimme hinter mir fröhlich. Ich drehe mich um. Es ist der Junge mit der großen Brille. Tom – glaube ich jedenfalls, denn Namen kann ich mir nicht sonderlich gut merken. Der war eigentlich ganz nett. Aber warum haut der mir so einfach auf die Schultern? Macht man das bei den Menschen so?
»Also, deine Show mit der Katze, eins a! Und als Leonie dann aus den Latschen gekippt ist: Weltklasse! Wobei ich der Schnepfe im Leben nicht abnehme, dass sie wirklich keine Luft mehr bekommen hat. Die wollte sich doch nur wieder in den Mittelpunkt stellen.«
»Äh …« Mehr fällt mir dazu nicht ein. Nicht besonders intelligent, das gebe ich zu. Der gütige Katzengott will es, dass in diesem Moment wieder die Klingel ertönt. Tom erwartet keine Antwort mehr von mir, sondern hastet die Treppen zum Eingang hoch. Ich laufe einfach hinter ihm her – ich glaube nicht, dass ich mein Klassenzimmer selbst finden würde.
Kurz darauf stehen wir in dem Raum, den ich schon von gestern kenne. Aber wo ist mein Platz? Das konnte ich aus Kiras Schultasche heraus natürlich nicht erkennen. Oder gibt es gar keine festen Plätze und man setzt sich einfach irgendwohin? Mist, ich hätte besser aufpassen sollen, als ich mit Kira hier war – aber wer konnte auch ahnen, dass ich in solch eine Situation geraten würde?
»He, du stehst im Weg.« Natürlich. Leonie. Unfreundlich wie bei unserer letzten Begegnung. Eigentlich habe ich ganz wenig Lust, mich von dieser Rotzgöre blöd anreden zu lassen.
»Ah, du bist wieder genesen. Hervorragend. Ganz hervorragend. Ich schlage vor, du zeigst mir mal kurz, wo ich sitze. Es ist mir in der Sorge um deine Gesundheit tatsächlich vorübergehend entfallen.« Leonie starrt mich an, als hätte ich zwei Köpfe.
»Was?«
Ich seufze.
»Erstens: Das heißt Wie bitte! . Und zweitens: Wo? Sitze? Ich?«
»Äh, da drüben, neben Emilia«, stottert Leonie, zeigt auf den Platz neben der Blondgelockten, die ich schon kenne, und verschwindet ganz schnell. Okay. Deutliche und klare Ansagen wirken bei der dummen Pute. Gut zu wissen! Ein Mädchen, das direkt neben mir steht, pfeift.
»Cool, der hast du’s aber gegeben. Geschieht ihr recht. Die ist so eine blöde Kuh.« Sehr schön. Es ist ganz beruhigend, jemanden kennenzulernen, der meine Abneigung in Sachen Leonie teilt. »Hätte ich dir übrigens gar nicht zugetraut. Ich dachte, du wärst so schüchtern.«
»Danke, äh …«
»Pauli, also eigentlich Paula, aber so nennen mich nur die Lehrer«, stellt sich das Mädchen vor und lächelt mich aufmunternd an. Sie sieht völlig anders aus als die übrigen Schüler hier. Irgendwie … wilder! Ihre Haare stehen vom Kopf ab und ihre Augen sehen aus, als hätte sie das Mädchen mit schwarzem Filzstift umrandet. Außerdem hat sie ziemliche Löcher in ihrer Hose und trägt ein Shirt, das ihr viel zu groß ist. All das macht aber nicht den Eindruck, als hätte sie heute früh im Kleiderschrank danebengegriffen, sondern vielmehr, als sei der seltsame Aufzug Absicht. Fragt sich nur: warum?
»Pauli, richtig«, tue ich so, als hätte ich ihren Namen schon mal gehört. »Das ist nett von dir.«
»Keine Ursache. Sind ganz schön viele Namen, wenn man neu ist. Da fühlt man sich wie der erste Mensch, richtig?« Pauli grinst, ich nicke. Wenn die wüsste, wie recht sie mit ihrer Bemerkung hat!
»Ja, ich glaube, es dauert noch ein bisschen, bis ich alle Namen kenne.« In diesem Moment habe ich eine Idee: Pauli scheint in Ordnung zu sein, vielleicht kann sie mir ein bisschen helfen? »Auch bei den Lehrern hapert es bei mir noch – bei wem haben wir denn gleich Unterricht?«
»Bei Frau Schiffer. Englisch.«
Ach du grüne Neune! Wenn ich mich nicht täusche, ist Englisch eine andere Sprache als die, in der sich alle Menschen, die ich kenne, unterhalten. Und eine völlig andere Sprache als die, die ich verstehe. Das kann ja heiter werden – hoffentlich fragt mich Frau Schiffer nichts.
Und da kommt sie auch schon durch die Tür geweht: eine zarte Gestalt, ganz in Schwarz, die
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