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Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]

Titel: Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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zu sehen. Die beiden sind so gierig, dass sie mich nicht mal bemerken. Hastig schlingen sie das Futter hinunter. Ich höre genau hin, um zu verstehen, was sie sagen. Bei so einer leckeren Verpflegung müssten sie doch in Begeisterungsstürme ausbrechen! Aber ich höre gar nichts, nur Maunzen.
    Langsam dämmert es mir: Ich kann die beiden nicht verstehen. Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Ich, Winston Churchill, kann andere Katzen nicht mehr verstehen. Meine schlimmste Befürchtung ist also tatsächlich wahr geworden. Warmes Wasser läuft meine Wangen hinunter. Was ist das? Ich wische mit der Hand über mein Gesicht. Das Wasser kommt aus meinen Augen. Es müssen also Tränen sein. Ich weine. Und es fühlt sich ganz seltsam an. Irgendwie schrecklich. Aber auch erleichternd.
    In diesem Moment streift etwas sehr Weiches meine Hand. Kurz darauf leckt eine raue Zunge die Tränen von meinen Fingern. Odette. Sie ist zu mir auf den Mülltonnenunterstand gesprungen. Ich betrachte sie und stelle wieder einmal fest, dass sie wunderschön aussieht. Odette guckt mich ebenfalls an, dann legt sie ihren Kopf auf meinen Schoß und fängt an zu schnurren. Okay, auch wenn ich mich nicht mehr mit ihr unterhalten kann, bin ich mir ganz sicher, was das heißt: Streichle mich!
    Ich lasse meine Finger durch ihr Fell gleiten. Eigentlich wollte ich Odette gehörig zusammenfalten, so boshaft wie sie mich das letzte Mal behandelt hat. Schließlich bin ich nun ein Mensch und viel größer als sie. Da hätte eine Standpauke bestimmt gehörig Eindruck gemacht. Aber nun genieße ich einfach das Gefühl, sie so nah bei mir zu haben. Gleichzeitig vermisse ich in diesem Moment mein Leben als Katze so stark, dass ich fast maunzen könnte. Wenn ich gerade jetzt ein Kater wäre – und ich säße hier mit Odette so zusammen … Ich merke, wie mein Herz anfängt zu rasen und sich ein seltsames Gefühl in meinem Magen ausbreitet. Herzrasen und Magendrücken – ob ich wohl krank werde?
    Kurz überlege ich, ob ich Odette einfach erzählen soll, dass ich eigentlich Winston bin. Vermutlich kann sie Menschen verstehen. Ich konnte es jedenfalls, als ich noch ein Kater war. Aber selbst wenn sie es kann, wird sie mir wahrscheinlich nicht glauben, sondern mich für völlig durchgedreht halten. Die Geschichte ist ja auch total verrückt.
    »Ach, hier bist du! Ich habe dich schon überall gesucht. Aber ich komm ja nicht allein aus der Wohnung. Das ist vielleicht doof!«
    Kira springt zu uns auf den Unterstand. Schade, jetzt ist es mit der Zweisamkeit natürlich vorbei! Odette zieht ihren Kopf weg und faucht kurz, dann legt sie sich wieder hin. Da kommt mir eine Idee.
    »Kannst du hören, was sie gesagt hat?«, will ich von Kira in Gedanken wissen.
    »Na klar. Ist aber nicht besonders schmeichelhaft für dich«, erwidert sie.
    »Das habe ich mir schon gedacht. Ich will’s trotzdem wissen«, sage ich tapfer.
    Kira kichert in Gedanken.
    »Okay, du hast es nicht anders gewollt! Sie hat gesagt: Hallo, du Weichei, traust du dich auch wieder hierher? Beste Freunde seid ihr nicht, oder? Na ja, was sich liebt, das neckt sich.«
    »Wie meinst du das denn?«, will ich wissen.
    »Ach, das ist nur so ein Spruch. Wenn sich zwei Leute richtig gern haben, dann kann es sein, dass sie sich deswegen besonders häufig streiten. So ist das jedenfalls bei Menschen. Wie das bei Katzen ist, weiß ich nicht.«
    Ich merke, wie mir warm wird. Verstohlen betrachte ich Odette, die immer noch entspannt auf meinen Beinen liegt.
    »Also, ich glaube nicht, dass mich Odette mag. Sie hält mich für einen eitlen, verwöhnten Kater. Und für arrogant. Dabei stimmt das gar nicht.«
    Kira legt den Kopf schief und mustert mich.
    »Stimmt nicht?«
    Ich schüttle heftig den Kopf.
    »Nein! Das stimmt überhaupt nicht! Ich bin vielleicht gebildet. Aber eingebildet bin ich ganz sicher nicht. Und wenn, dann nur ein ganz kleines bisschen.« Dazu schweigt Kira. Vielsagend, wie mir scheint. Das ärgert mich.
    »Überhaupt ist das alles nur Olgas Schuld«, füge ich deshalb trotzig hinzu.
    »Was hat denn meine Tante damit zu tun?«, will Kira erstaunt wissen.
    »Sie war es, die Odette erzählt hat, dass ich so verwöhnt sei. Richtig gemein ist das! Odette kennt mich gar nicht wirklich, ich war ja immer in der Wohnung. Das sind also alles nur Gerüchte und deine Tante hat sie in Umlauf gebracht.«
    Jetzt ist es an Kira, trotzig zu reagieren.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Das sieht meiner Tante

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