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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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herunterreißen konnte. Das alte Scheusal hatte auf Anna eingeprügelt, bis sie sich in die Hose machte. Knallharte, frustrierte alte Nonnen wie sie waren einer der Hauptgründe, weshalb Anna ihre Kinder niemals auf eine katholische Schule geschickt hätte, nicht dass sie je welche haben würde. Es sei denn, ihr würde irgendwie ein Wunder zuteil. Aber sie würde trotzdem weiterhin nach einem Stern über ihrem Haus Ausschau halten, und nach einer Gruppe Schäfer, die an die Haustür klopften und um Einlass baten, für alle Fälle.
    »Sie sehen wirklich ein bisschen gothic aus.« Christie musterte Anna. Sie hatte volle Brüste, eine schmale Taille und einen Schmollmund, und mit dem richtigen Dekolletee und ein bisschen rotem Lippenstift hätte diese Frau wirklich etwas aus sich machen können. Sie sah aus wie eine sträflich vernachlässigte Frau. Mehr von sich selbst vernachlässigt als von irgendjemand sonst.
    »Aber Werwolf oder Vampir? Was fänden Sie besser?«, fragte Raychel, die eben Twilight zu Ende gelesen hatte und Ersteres entschieden vorzog. Der Werwolf-Protagonist erinnerte sie an Ben, so massig und warm wie er war.
    »Keine Frage«, schniefte Anna. »Immer der Vampir. Der Werwolf mit seinem ständigen Fellwechsel, das wäre nichts für mich. Damit würde ich mir nur meinen Staubsauger verstopfen.«
    Alle lachten. Anna hatte einen trockenen Humor, so viel stand fest. Christie leerte ihre Tasse, und dann fiel ihr auf, dass alle, die noch einen Rest in ihrer Tasse hatten, ihrem Beispiel folgten.
    »Okay, machen wir uns wieder an die Arbeit. Vielen Dank, meine Damen. Jetzt habe ich das Gefühl, euch alle schon ein bisschen besser zu kennen.«
    Christie ging voran. Hinter sich hörte sie, wie Grace mit Dawn schwatzte und Raychel Anna irgendetwas fragte. Sie lächelte leise. Das Tauwetter hatte begonnen.

Dreizehntes Kapitel
    A n jenem Nachmittag rief Paul Grace auf der Arbeit auf ihrem Handy an.
    »Mum, ist dir klar, dass am Samstag das Grand-National-Rennen ist?«, fragte er.
    »Du liebe Güte, schon wieder ein Jahr um seit dem letzten Mal!«
    »Die Zeit vergeht eben wie im Flug, wenn man sich gut amüsiert«, sagte ihr lieber Junge. Grace hätte um ihn weinen können. Er hatte nicht mehr viel zu lachen gehabt, seit sein Vater ihn aus seinem Elternhaus verbannt hatte. Sie wusste, dass er den Schmerz noch nicht verwunden hatte, so sehr er sich auch den Anschein gab.
    »Ich hole in der Mittagspause eine Zeitung. Da werden alle Pferdenamen drinstehen«, bot Grace an.
    »Ich habe schon nachgesehen. Es läuft eines, das The Sun Rose heißt. Darauf werde ich setzen müssen, schon meiner Oma zuliebe.«
    »Ach, na ja, dann nehmen wir das eben. Das ist auch kein schlechteres Omen als andere.«
    »Gleiche Abmachung wie immer?«
    »Gleiche Abmachung wie immer. Ganz genau.«
    »Du kannst dir deinen Gewinn geben lassen, wenn wir uns nächste Woche sehen. Dann werden wir uns reichlich Kuchen gönnen, Scones mit Schlagsahne und Marmelade, das ganze Drum und Dran. Ich lade dich ein.«
    Grace lachte. Er war der großzügigste Mensch, den sie kannte.
    »Ach Paul, ich wünschte, du würdest endlich jemanden treffen, der erkennt, was für ein wundervoller Mensch du bist, und dich dafür liebt!«
    Und ich wünschte, du auch, Mum, dachte Paul insgeheim.
    Gordon hasste Glücksspiele, daher schlossen Grace und Paul, seit sie sich erinnern konnte, jedes Jahr eine heimliche Wette ab. Sie befassten sich nicht mit Favoriten und Gewinnchancen oder ähnlich komplizierten Dingen, sie wählten einfach ein Pferd mit einem Namen, der ihnen beiden etwas bedeutete, egal, wie seine Chancen standen. In den letzten beiden Jahren hatten sie jedes Mal gewonnen, erst mit Amazing Grace und dann letztes Jahr mit dem absoluten Außenseiter, Laura’s Boy. Grace zahlte ihre Gewinne auf ein Bankkonto ein, das sie vor zwei Jahren heimlich eröffnet hatte und von dem Gordon nichts wusste. Grace hatte angefangen, einen Teil ihres Geldes auf die Seite zu schaffen, um es Paul zu vermachen, falls ihr etwas zustoßen sollte. Gordon hatte seinen Sohn enterbt. Und es ärgerte ihn über die Maßen, dass sie nicht dasselbe getan hatte.
    »The Sun Rose?« Christie spähte über Grace’ Schulter auf den Namen, den sie eben auf ihren Block gekritzelt hatte. »Sie wetten beim Pferderennen, Mrs. Beamish?«
    »Nur einmal im Jahr«, sagte Grace. »Mein Junge und ich wetten immer beim Grand National.«
    »Ach ja, natürlich! Am Samstag ist ja das Grand National,

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