Ein Kerl macht noch keinen Sommer
Dawns.
»Sind bei deinen Leuten irgendwelche Vegetarier?«, fragte Dawn.
»Red doch keinen solchen Quatsch«, sagte Calum leicht belustigt.
»Vielleicht sollten wir wenigstens ein vegetarisches Gericht zur Auswahl anbieten, für alle Fälle.«
»Ach was, wir bieten ihnen zur Auswahl an, das Fleisch zu essen oder sich zu verpissen.«
»Garnelencocktail oder Melone, Roastbeef oder Huhn, Schwarzwälder Kirschtorte oder Sommerpudding?«
»Was ist denn ein Sommerpudding?«, fragte Calum.
»Wie Brot in der Schüssel, mit Beeren drin.«
» Brot? In der Schüssel? «
»Nicht die Schüssel, an die du denkst, Dummkopf«, lachte Dawn.
»Jetzt ist mir der Appetit schon vergangen.«
»Also Schwarzwälder Kirschtorte?«
»Ich weiß nicht«, sagte Calum. »Entscheide du.«
»Wir könnten Blutwurst mit pochierten Eiern als Vorspeise haben, dann Truthahn und als Dessert klebrigen Toffeepudding.«
»Klingt gut.«
»Aber das sind vier Pfund mehr pro Nase.«
»Egal«, sagte Calum. »Frag meine Mam. Sie wird es wissen.«
Als Dawn an jenem Abend zu Bett ging, träumte sie, dass ein riesiger klebriger Toffeepudding ihre ganzen Ersparnisse auffraß und Löcher in ihr Brautkleid riss.
Zwölftes Kapitel
A ls Christie Mitte der Woche um Punkt elf Uhr den Blick hob, sah sie, dass ihre Damen alle fleißig vor sich hin arbeiteten. Sie hatte noch nie in einer Abteilung gearbeitet, in der so wenig geschwatzt wurde. Es beunruhigte sie. Sie hatte schon andere Abteilungen geleitet, in denen Mitarbeiter, die mehr quatschten als arbeiteten, zur Ordnung gerufen werden mussten, aber das hier war nun das andere Extrem. Es war unnatürlich und sorgte ihrer Ansicht nach nicht unbedingt für die beste Arbeitsatmosphäre. Sie hätten ebenso gut jede für sich hinter einem Stacheldrahtzaun dort sitzen können. Sie schüttelte den Kopf. Frauen, die beruflich so viel mit Kuchen und Keksen zu tun hatten – sie hätten in ihrem Element sein sollen! Diese Abteilung hatte so etwas Zerrissenes an sich – und sie war entschlossen, das in Angriff zu nehmen.
»Teambesprechung in der Kantine, meine Damen, in zwei Minuten, bitte, also schalten Sie Ihre Anrufbeantworter ein«, rief sie. Sie würde sie erst einmal mit Kaffee und Gebäck in Stimmung bringen. Das war immer ein guter Anfang, um das Eis zu brechen.
Unten in der Kantine war eben ein frischer Schwung Butterscones hingestellt worden. Christie häufte fünf Stück davon auf ihr Tablett. Ein anständiges zweites Frühstück!
»An diesem Tisch herrscht Diätverbot«, sagte sie und setzte sich. »Greift zu, Mädels.«
Anna hatte eigentlich gar keinen Hunger. Sie hatte seit dem Wochenende kaum etwas gegessen. Ihr Appetit hatte sich zusammen mit Tony aus dem Staub gemacht, aber alle anderen hatten sich bereits ein Scone genommen, und sie wollte keine Spielverderberin sein, indem sie ihres nicht einmal anrührte. Sie konnte einfach ein bisschen daran knabbern, dachte sie. Eigentlich sollte sie wirklich etwas essen.
»Okay, ich will über jede von euch drei interessante Dinge erfahren – es kann alles sein – aber es muss etwas sein, das euch wichtig ist«, verkündete Christie, nachdem sie einmal kräftig von ihrem Scone abgebissen hatte. »Ich werde den Anfang machen. Ich bin verwitwet, kinderlos und lebe mit meinem Bruder zusammen, der Zahnarzt ist, und auch wenn wir uns als Kinder oft gestritten haben, verstehen wir uns als Erwachsene doch erstaunlich gut. Zweitens: Ich liebe Kleider – vor allem Vintage-Mode und erst recht Schuhe – und besitze weitaus mehr, als ich je tragen werde. Drittens: Ich liebe Erdbeeren, und ich kann die verdammten Dinger nicht essen, da ich davon einen Ausschlag bekomme.«
Die Damen lachten leise.
»Das ist wirklich grausam, oder?«, sagte Grace. »Es ist, wie wenn man Tiere liebt, aber allergisch gegen ihr Fell ist.«
»Sie sind dran, Grace.«
Grace zermarterte sich das Gehirn. Drei interessante Dinge. Ihr fiel nicht mal eines ein.
»Es muss nichts Außergewöhnliches sein«, sagte Christie aufmunternd. »Nur drei Dinge über Sie, die wir noch nicht wissen. Sie haben mir doch zum Beispiel erzählt, Sie hätten sich mit Ende zwanzig ein Hobby zugelegt, oder?«
»Ach ja«, sagte Grace, dankbar für das Stichwort. »Na ja, erstens mache ich seit fast dreißig Jahren Yoga. Ich beginne jeden Morgen mit einer Viertelstunde und beende jeden Abend auf dieselbe Weise. Ich glaube, ich würde ganz zappelig werden, wenn ich das nicht könnte; es gehört für mich
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