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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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Christie.
    »Ich wollte schon immer gern in einem Büro arbeiten, aber ich habe es mir nie wirklich zugetraut. Der Friseurberuf wurde mir irgendwann zu langweilig, daher habe ich einen Computerkurs belegt, und das hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht. Und als ich dann das Stellenangebot für diesen Job hier in der Zeitung sah, habe ich mich einfach beworben – und ihn bekommen. Ich konnte es kaum glauben. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Chance habe.«
    Das Mädchen hat ja nicht viel Selbstvertrauen, dachte Christie. Schon komisch, dass es immer die Hübschen, Klugen waren, die keines hatten.
    Alle Augen richteten sich nun auf Raychel, deren Wangen aus genau diesem Grund bereits hochrot angelaufen waren. Ihre Kolleginnen lächelten ihr aufmunternd zu.
    »Drei Dinge, schnell, Raychel, dann können Sie wieder aus dem Rampenlicht flüchten«, sagte Christie und tätschelte ihr die Hand.
    »Ich muss der langweiligste Mensch der Welt sein.« Raychel holte einmal tief Luft. »Okay, los geht’s. Ich bin mit Ben verheiratet, einem Bauarbeiter.«
    »Ist er aus Barnsley?«, fragte Dawn.
    »Nein, er ist ein Geordie.«
    »Oh, ich habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht hierhergezogen sind, um bei ihm zu sein? Sie sind doch sicher auch aus Newcastle, nach Ihrem Akzent zu urteilen, oder?« Dawn steckte sich den letzten Bissen Scone in den Mund und kaute.
    »Er ist wegen der Arbeit hierhergezogen. Wir haben früher in London gelebt, und dort hat er einen Typen kennen gelernt, der für hier oben Arbeitskräfte gesucht hat«, erklärte Raychel.
    »Komisch, die meisten Leute gehen in den Süden wegen der Arbeit, und Sie machen es genau umgekehrt!«, bemerkte Dawn. »Schon lange verheiratet?«
    »Zehn Jahre.«
    »O mein Gott!«, sagte Anna, ihr erster Beitrag an diesem Morgen.
    »Wie viele Kinder habt ihr denn?«, fragte Dawn, die davon ausging, dass man so jung nur heiratete, wenn man schwanger war. Aber Raychel verblüffte sie.
    »Keine Kinder, und auch keine geplant. Okay, zweiter Punkt.« Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch, während sie nachdachte. »Ich male gern. Ich habe mich schon immer für Kunst interessiert. Ich wäre gern Künstlerin geworden.«
    »Sind Sie denn gut?«, fragte Dawn.
    »Ich weiß nicht«, sagte Raychel. »Es macht mir einfach Spaß. Es entspannt mich. Vielleicht ein bisschen so, wie Ihr Yoga Sie entspannt, Grace. Und drittens: Ich ziehe nächsten Monat in eine neue Wohnung, und ich kann es kaum noch erwarten. Bis jetzt haben wir zur Miete gewohnt, aber jetzt haben wir eine der neuen Wohnungen in der Milk Street, wo früher die alte Molkerei war. Ganz oben.«
    »Ein Penthouse«, sagte Christie augenzwinkernd.
    »Sie ist wunderschön.« Raychel seufzte zufrieden. »Am Wochenende muss ich die ganzen Vorhänge abmessen, und ich kann es kaum noch erwarten, ist das nicht erbärmlich?«
    »Das ist doch wundervoll«, sagte Dawn. Sie wünschte, sie und Calum hätten in eine neue Wohnung ziehen können. Ihr graute bei dem Gedanken an den Zustand seiner Vorhänge. Nicht einmal ein Team von Laurence Llewelyn-Bowens hätte diese zerschlissenen Scheusale verschönern können.
    »Anna?« Christie legte den Kopf schräg und sah die stille Frau mit den traurigen Augen an.
    »Glücklich verlobt mit Tony, mit dem ich zusammenlebe. Er ist Friseur, besitzt die launischste Katze der Welt und schwärmt für Hammer-Horrorfilme. Das bin ich, kurz gesagt!« Anna nickte, als wollte sie einen Punkt hinter ihre Worte setzen.
    Aber Christie würde sie mit dieser allzu knappen Zusammenfassung nicht davonkommen lassen.
    »Was denn für eine Katze?«
    »Eine Siam, Chocolate Point. Ein Kater, natürlich. Man könnte meinen, er sei Prinz Edward, wie er alle immer von oben herab ansieht.«
    »Und kostenlose Frisuren für Sie, nehme ich an?«
    Anna dachte an Tonys Finger in ihrem Haar und schluckte. »Na klar«, sagte sie übertrieben fröhlich.
    »Ich habe früher auch für diese alten Hammer-Horrors geschwärmt«, sagte Grace. »Ich hatte eine kleine Schwäche für Christopher Lee.«
    »Einmal haben mich die Nonnen in der Schule gefragt, was ich denn werden wolle, wenn ich groß sei«, fiel Anna jetzt ein. »Sie sagten, ich solle meiner Fantasie freien Lauf lassen, daher sagte ich ihnen, ich wolle ein Vampir werden. Dafür habe ich eine ordentliche Tracht Prügel eingesteckt!« Sie dachte an Schwester Martin und ihre lächelnde Miene, die sie beim ersten Anflug von Aufmüpfigkeit wie eine abnehmbare Maske

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