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Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Ein Kerl macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Kerl macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milly Johnson
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schien.
    »Komm schon, Junge«, schrie Dawn den Bildschirm an. »Komm schon, du grauer Dummkopf! Ich könnte einen kleinen Gewinn gut gebrauchen!«
    »Elvis Smith wird das Rennen machen«, rief der Kommentator. Aber dann schoss The Sun Rose in der letzten Nanosekunde an ihm vorbei und überquerte die Ziellinie mit einem kleinen, aber klaren Vorsprung.
    »O mein Gott!«, sagte Dawn. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so aufgeregt gewesen war. Ihr Herz galoppierte, als sei sie das Rennen eben selbst gelaufen. Aber sie war nicht mehr geritten, seit sie siebzehn war. Allein schon der Gedanke, wieder auf ein Pferd zu steigen und ohne ihre Eltern durch die Landschaft von Yorkshire zu galoppieren, war zu schmerzlich für sie. Ihr Dad war immer so witzig gewesen, hatte so getan, als seien sie alle in Oklahoma, und gejauchzt wie ein verrückter Cowboy. Vielleicht würde sie, wenn sie die Hochzeit hinter sich hatten, einmal zu der Reitschule in Maltstone fahren und morgens einen kleinen sonnigen Ausritt unternehmen. Vielleicht war es an der Zeit, wieder auf ein Pferd zu steigen und sich ein paar glücklichen Erinnerungen hinzugeben.
    Der kleine irische Jockey auf dem edlen Schimmel reckte triumphierend eine Faust in die Luft. Er sprach mit einem schnellen, schrillen irischen Akzent in die Kamera, bei dem niemand auch nur ein Wort verstand, nicht dass es wichtig gewesen wäre. Er hatte einen absoluten Außenseiter gleich bei seinem ersten Grand National zum Sieg geführt. Das letzte Mal habe ein Schimmel 1961 gewonnen, sagte der Kommentator. Niemand interessierte sich für die anderen Pferde, obwohl jetzt auch deren Namen über den Bildschirm flackerten. Dawn hatte keine Ahnung, wie viel Geld ihre Wettgemeinschaft auf der Arbeit damit gewonnen hatte, aber sie unterdrückte ihren ersten Impuls, Calum davon zu erzählen. Wenn er erfuhr, welche Summen sie hier einsteckte, würde er nur noch weniger zur Hochzeitskasse beisteuern. Daher hielt sie den Mund und bemittleidete ihn nur, als er vom Pub nachhause kam, wo er sein Geld auf Mayfly gesetzt hatte. Sie griff nach ihrer Broschüre und befasste sich schweigend wieder mit dem Problem Zuckermandeln oder Schokoladentrüffel.
    Am nächsten Morgen erfuhr sie aus der Zeitung, dass June Wedding das Pferd war, das beim ersten Hindernis gestürzt war.

Fünfzehntes Kapitel
    G race starrte aus dem Fenster, nachdem sie alle Töpfe und Pfannen vom Sonntagmittagessen weggeräumt hatte. Sarah und Hugo waren für eine Stunde oder auch ein bisschen länger weggefahren, um sich nach neuen Möbeln für ihren Wintergarten umzusehen, und hatten Sable dagelassen, die mit ihrem Opa und Joe im Garten Ball spielte. Er war ein entzückender Junge, der Paul so ähnlich war, freundlich und still und am glücklichsten, wenn er die Nase in ein Buch stecken oder auf einem Block vor sich hin kritzeln konnte.
    Gordon war an diesem Wochenende sehr gut gelaunt gewesen. Beängstigend gut sogar. Er hatte das ganze Wochenende nonstop gelächelt. Er hatte gelächelt, als er sich am Freitagabend mit seinen Kriegsveteranen traf, und er hatte bis zum Sonntagmittagessen gelächelt und sich von seiner besten Seite gezeigt. Aber es war kein freundliches Lächeln. Irgendetwas an der Art, wie es ihm auf den Lippen lag, beunruhigte Grace.
    Sie versuchte noch immer zu ergründen, was Gordon im Schilde führen könnte – denn irgendetwas führte er mit Sicherheit im Schilde –, als Laura Grace eine Tasse Tee brachte und sie in ihren Gedanken unterbrach.
    »Mum? Hallo! Tee!«
    »Oh, entschuldige, Schatz, ich war auf einem völlig anderen Stern.«
    »So viel dazu, dass Sarah nur eine Stunde weg sein wollte. Jetzt sind es schon über zwei.« Laura folgte den Blicken ihrer Mutter durchs Fenster. Sable stapfte schmollend davon, weil Joe ihr den Ball nicht zugeworfen hatte. »Wenigstens wirst du in den nächsten Wochen eine kleine Pause haben, wenn sie über die Osterferien im Ausland sind.«
    »Sie ist schwanger«, sagte Grace. »Sie braucht alle Hilfe, die ich ihr geben kann.«
    »Es wundert mich, dass sie dich nicht gebeten hat, auf Sable aufzupassen, damit die beiden allein ins Ausland fliegen können«, sagte Laura kopfschüttelnd.
    Grace verriet nicht, dass Sarah sie tatsächlich darum gebeten hatte und dass Grace erklärt hatte, in ihrer neuen Position könne sie sich nicht so bald frei nehmen. Daraufhin wollte Sarah ihren Vater gar nicht erst fragen, denn sie konnte sich schon denken, wie seine Antwort lauten

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