Ein Killer für Rockford
bogen sie in ein kleines Einkaufszentrum ab, das fünf Geschäfte enthielt: einen Waschsalon, einen Schreibwarenladen, eine Drogerie, ein Pizzarestaurant und einen Laden, der sich auf Kegel- und Fußballtrophäen spezialisiert hatte.
Den Sepulveda Boulevard hinauf und hinunter wechselten sich ähnliche Ladengruppen mit Tankstellen und großen Märkten ab. Sara Butler steuerte ihren VW in eine Lücke vor der Drogerie und bat Rockford, mit ihr hineinzugehen.
Die Drogerie sah aus wie jede andere. Zwei Reihen Regale aus grünem Metall, auf denen von Pampers bis zu natürlichen Vitaminen alles zu finden war, erstreckten sich ziemlich weit in den Raum bis zu einer kleinen Verkaufstheke im Hintergrund. Nick Butler, gekleidet in den für Drogerieangestellte typischen weißen Kittel, versuchte Ordnung in ein Schaugestell mit verschiedenen Salben zu bringen.
Butler sah so unsympathisch aus, wie Teenager manchmal aussehen. Mit neunzehn Jahren verlor er schon sein Haar. Ein Kranz von Pickeln zierte sein Kinn und verlieh seinem ohnehin schon ziemlich leeren Gesicht einen zusätzlichen Ausdruck von Monotonie. Er hatte sich an diesem Morgen beim Rasieren verletzt, und ein zentimeterlanger Kratzer zog sich von seinem Adamsapfel fast bis zu seinem linken Ohr. Der junge Mann runzelte die Stirn, als er seine Schwester sah.
»Ich habe zu tun«, knurrte er.
»Nick, ich möchte, daß du James Rockford kennenlernst«, sagte Sara Butler. »Mr. Rockford, mein Bruder.«
Rockford streckte die Hand aus, aber seine Geste wurde nicht beachtet.
»Nick, ich habe Mr. Rockford gebeten, über Vaters Tod erneut Ermittlungen anzustellen.«
Der Junge legte die Tube Balmex, die er in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch und blickte die beiden Besucher an.
»Das ist dumm, Sara«, sagte er, »wirklich dumm. Ich möchte nicht mit Ihnen reden, Mister, deshalb können Sie und meine Schwester genausogut abhauen.«
»Nick«, sagte das Mädchen bittend.
»Vater war ein Säufer«, stellte Nick nun fest, »zum Teufel mit ihm.«
Sara Butler trat vor, und mit einer einzigen schnellen Bewegung schlug sie ihrem Bruder quer über das Gesicht. Der Junge kam auf sie zu, aber Rockford trat dazwischen.
»Haben Sie etwas gegen Kopfschmerzen?« fragte Rockford.
»Äh … yeah«, sagte der Junge unsicher. »Warum?«
»Weil Sie ein nettes Veilchen haben werden, wenn Sie wieder aufwachen.«
Rockford zeigte seine Faust.
»Er hat dich wie eine Prinzessin behandelt«, sagte der Junge und wich zurück. »Er hat dir Geschenke gekauft und dir gesagt, wie schön du bist. Ich durfte samstags seine Golftasche tragen und den Mülleimer ausleeren. Du kannst deine Sympathie für ihn pflegen, Sara, aber Sympathie ist eine Sache, die auf Gegenseitigkeit beruhen muß.«
»Soll ich dafür sorgen, daß Mr. Rockford ein Wort mit deiner Mrs. Elias redet?« drohte Sara.
»Das würdest du nicht tun«, sagte er schockiert.
»Kommen Sie, Mr. Rockford. Ich möchte Sie jemandem vorstellen.«
»Sara, das kannst du nicht machen«, zitterte ihr Bruder.
»Und ob ich das kann.«
Sara wandte sich zum Gehen, aber Nick wirbelte sie herum. Rockford packte den Jungen am Kragen und hielt ihn fest. Nick ließ das Mädchen sofort los.
»Sie sind ein Cop«, stellte Nick fest und versuchte selbstsicher zu wirken.
»Was ich bin, Sonny, ist fünfzig Pfund schwerer als du und eine ganze Menge böser. Deshalb änderst du besser deine Manieren, bevor ich sie ändern muß. Ich glaube, ich mag dich nicht.«
»Okay, okay«, sagte der Junge. »Aber lassen Sie Mrs. Elias in Ruhe. Sie ist überhaupt nicht wichtig, außer für mich. Sara denkt, es ist eine große Sache, aber es steckt nichts dahinter.«
»Erzählen Sie mir trotzdem davon.«
»Diese Lady, die ich gelegentlich beliefere, interessiert sich irgendwie für mich. Sie hat erfahren, daß meine Mutter gestorben ist und daß mein Vater umgebracht wurde, außerdem hat sie herausbekommen, daß ich Arzt werden möchte … Das ist alles.«
»Das ist nicht alles, Nick«, fuhr seine Schwester dazwischen. »Erzähl ihm alles.«
»Sie hat mir angeboten, mich auf eine medizinische Hochschule zu schicken.«
»Das ist alles?« fragte Rockford.
»Ich habe Ihnen gesagt, daß es nicht viel ist«, druckste der Junge.
Aber Sara schien damit nicht zufrieden zu sein.
»Erzähl ihm auch den Rest.«
»Sie bestellt ihre Pharmazeutika in dieser Drogerie und läßt sie sich in ihr Haus in Bei Air liefern.«
»Sie verstehen?« fragte Sara Rockford.
Jim
Weitere Kostenlose Bücher