Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
bleibe auch noch. Sei so gut und such zusammen, was du über Martin Mader erfahren kannst. Ja, Mader. Das ist der Wirt vom Gasthof Zum Kreuz in Moosbach. Ich will alles über ihn wissen. Ja, das ganze Programm. Bis wann? Machst du Witze?« Er wollte schon auflegen. »Und noch was, Schorsch. Erkundige dich auch über den Heimatverein Moosbach, besonders interessiert mich der Vorsitzende, ein Adolf Schattenmaier.« Mayr überlegte. »Gibt’s bei euch sonst noch was Neues?«
Robert Mayr musste bei der Nachricht schmunzeln. »Oliver Kahn wirbt jetzt für Abnehmkurse? Na und? Warum erzählst du ausgerechnet mir das? Hab ich nicht nötig. Außerdem bin doch ein Greuther.« Lächelnd trennte er die Verbindung. Die Bayern und ihre ewigen Götter waren Georg Scheuerlein heilig. Er konnte sich gut vorstellen, dass sich das Weltbild seines Kollegen gerade etwas verschob. So gesehen, war der FC Bayern auch eine Art Heimatverein.
Kaum war er auf den Parkplatz des Gasthofs eingebogen, als sein Handy klingelte.
»Martina, Schatz, das ist aber eine Überraschung.« Robert Mayr freute sich tatsächlich. »Um ehrlich zu sein: geht so. Ziemlich undurchsichtig alles. Du bleibst also noch übers Wochenende? Gut. Ja, ich pass schon auf mich auf. Versprochen. Ja, ich liebe dich auch. Ciao.«
Auf dem Weg zum Lokal kam ihm Martin Mader entgegen.
»Einen Augenblick, Herr Mader, ich muss mit Ihnen reden.«
Martin Mader runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Gemeinsam gingen sie in die Gaststätte zurück.
»Möchten Sie eine Halbe? Auf meine Rechnung.«
»Nein danke. Für Bier ist es mir noch zu früh.« Robert Mayr deutete auf den Stuhl neben sich. »Bitte setzen Sie sich.«
»Ist etwas passiert?«
»Ich will nicht lange drum herumreden. Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie den Bichler-Hof auch wollten?«
»Ach, die alte G’schicht. Das ist schon so lange her. Das war damals doch schnell klar, dass ich ihn nicht bekommen würde. Den Preis habe ich nicht zahlen wollen. Bei dem Geld, was ich noch in den Umbau hätte stecken müssen.«
Martin Mader wirkte keine Spur nervös. Er fuhr mit beiden Händen über das karierte Tischtuch, so als brauche er eine glatte Fläche, auf der er seine Sätze sauber abstellen konnte. »Wissen’S, der Hof hätte mir schon gepasst. Moosbach hat eine gute Zukunft.«
»Sie hätten es mir sagen müssen. Ihr Schweigen macht Sie verdächtig. Das können Sie sich doch sicher vorstellen.«
»Nein, das kann ich nicht.« Der Wirt klang auf einmal ziemlich förmlich. »Ich habe mir ja nichts vorzuwerfen. So, und jetzt müssen Sie mich bitte entschuldigen. Ich hab mich noch um die Kegelbahn zu kümmern. Der Sparverein kommt heute Abend.« Martin Mader stützte sich beim Aufstehen mit beiden Händen auf dem Tisch ab. Seine Pantoffeln klatschten beim Gehen leicht auf den Holzfußboden.
In dieser Nacht schlief der Kommissar schlecht. In seinen Träumen wurde er von Unbekannten in riesigen Fellpantoffeln verfolgt, die dazu lodernde Fackeln schwenkten. Martina streckte ihm lächelnd die Hand entgegen, aber er konnte sie nicht greifen. Und der See brodelte.
»Sie wissen, dass Sie keine Wahl haben.«
»Sie machen mir doch keine Angst.«
»Gefallen Ihnen die Fotos?«
»Hören Sie …« Er klang mit einem Schlag nicht mehr selbstsicher. Die Fotos! Diese verdammten Fotos!
»Sie können gerne noch welche haben. Wir haben einige wirklich nette Motive für Sie vorbereitet. Insgesamt sehr ausdrucksvoll.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang sanft und war voller mitfühlender Wertschätzung.
»Sie wissen, dass ich das nicht tun kann. Das können Sie nicht von mir verlangen.«
»Aber, aber!« Die Stimme klang spöttisch.
»Was Sie da von mir verlangen, ist illegal. Wenn das publik wird, bin ich erledigt.«
»Sehen Sie«, die Stimme klang jetzt geradezu aufgekratzt, »nun verstehen wir uns endlich. Sie haben gar nichts zu verlieren. Ich werde dafür sorgen, dass nichts publik wird. Solange«, der Anrufer zögerte, »Sie uns den kleinen Gefallen tun. Wir verlangen ja nichts Unmögliches. Allerdings, wenn Sie nicht spuren, gehen die Fotos postwendend an Ihre Frau und an die Presse. Und ich weiß nicht, was schlimmer wäre.«
Die Stimme hatte jetzt eine Schärfe, die kalt und tief in sein Selbstbewusstsein schnitt. Er hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen und schwieg.
Die Stimme schmeichelte wieder. »Ich nehme Ihr Schweigen als Zustimmung. Wir verstehen uns. Und ich kann Sie beruhigen. Sobald wir
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