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Ein König wird beseitigt

Ein König wird beseitigt

Titel: Ein König wird beseitigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Häfner
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eine solche Seiner Majestät auf das Angelegentlichste widerrathen und würden die Verantwortung dafür, wenn sie befohlen werden sollte, nicht übernehmen können.
    Ich darf hier Ihr Augenmerk auch noch darauf zu richten mir erlauben, daß bei einer solchen Vorlage nicht etwa ein Minister von den andern getrennt werden kann, daß zum Beispiel unmöglich einer der Minister, also etwa der Finanzminister, die Vorlage machen und vertreten, dabei aber erklären könnte, er übernehme die Verantwortlichkeit für die Vorlage allein, die anderen Minister seien dabei überhaupt nicht betheiligt; und daß es ebenso unmöglich wäre, wenn die Mehrzahl der Minister, gleichviel welchen Ressorts, die Verantwortung für eine solche Kreditvorlage übernehmen und dabei erklären wollten, der eine oder der andere der Collegen müßten dabei außer Betracht bleiben.
    Sie haben hinreichende Kenntniß von unsern öffentlichen Verhältnissen, um Selbst zu wissen, daß eine solche Theilung vor dem Landtag und dem ganzen Volke ganz wirkungslos bleiben und ungehört verhallen würde, daß gleichwohl die Verantwortung aller Minister in Anspruch genommen werden würde und daß denen, welche im Ministerium verbleiben, aber die Mitverantwortung ablehnen wollten, eine Behandlung entgegengebracht würde, die den Bestand des Ministeriums unmöglich machen und die sofortige Auflösung desselben zur unausbleiblichen Folge haben müßte.
    In diesen Erwägungen, und nur darin ist auch der Grund dafür zu suchen, wenn Seiner Majestät seinerzeit berichtet worden ist, die Entlassung des derzeitigen Finanzministers würde den Rücktritt des ganzen Ministeriums zur Folge haben. Gewiß hat Niemand das Recht, Seiner Majestät dem König einen mißliebigen Minister aufzudrängen oder den Versuch zu machen, Seiner Majestät die Entlassung eines Ministers zu erschweren, der sich des Allerhöchsten Vertrauens nicht mehr zu erfreuen hat, oder auch nur persönlich mißliebig geworden ist. Wenn sich also die dermaligen Minister vermessen würden, zusammenzustehen und, um einen Collegen im Amte zu erhalten, von ihrem gemeinschaftlichen Rücktritte zu sprechen, so läge darin freilich eine große Beleidigung Seiner Majestät und ein verwerflicher Versuch, die Rechte der Krone zu beeinträchtigen – vorausgesetzt, daß die übrigen Minister noch im Stande sind, ohne den ausscheidenden Collegen ihr Amt weiter zu führen. Aber etwas anderes ist es, aus rein persönlichen Motiven gegen des Königs Majestät für das Verbleiben eines Collegen eintreten zu wollen, und wieder etwas anderes, rechtzeitig die Augen für die Einsicht offen zu haben, daß die Minister trotz der Fortdauer des Allerhöchsten Vertrauens unter Umständen außer Stand gesetzt werden können, ihrem Amte länger mit Erfolg vorzustehen, wenn aus politischen Gründen einer von ihnen ausscheidet.
    Niemand würde, wie heute die Sachen liegen, die zurückbleibenden Minister in der Fortführung des Amtes unterstützen, und nicht bloß eine Partei des Landtags,sondern beide Parteien würden gegen sie auftreten, wenn zum Beispiel wegen einer Kreditvorlage, wie die besprochen ist, der eine der Collegen ausscheiden müßte.
    Wenn ich mit so großer Sicherheit, wie oben geschehen, ausgesprochen habe, daß die dermaligen Minister die Verantwortung für eine Kreditvorlage an den Landtag nicht übernehmen könnten, so liegt der Grund hiefür nicht allein in der Thatsache, daß sie aussichtslos ist und zu einer Niederlage der Krone führen würde, sondern mehr noch in der Art und Weise, wie diese Niederlage sich voraussichtlich vollziehen wird.
    Das bayerische Volk ist wohl sehr loyal, sehr königstreu und anhänglich an die Dynastie bis zu einem sprichwörtlich gewordenen hohen Grade, und der Landtag ist das Abbild des bayerischen Volkes. Ehrfurcht für den König und Liebe zum König würden bei vielen, ja bei den meisten Mitgliedern des Landtags den Ton bestimmen, in welchem die Discussion über die Kreditvorlage geführt würde. Es ist gewiß keine eitle und unmotivierte Furcht und keine Uebertreibung, wenn ich sage, daß Einzelne sich sicherlich nicht auf wenige Sätze beschränken werden, welche von der allgemeinen Knappheit des Geldes, von der Bedrängtheit der ärmeren Steuerzahler und dergleichen hergenommen wären, um ein ablehnendes Votum zu motiviren, sondern die Gelegenheit beim Kopfe nehmen werden, um Vergleiche anzustellen zwischen den Lasten und der Vermögensverwaltung der Hof- und der

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