Ein König wird beseitigt
Alles aufzubieten, um zur Erfüllung meines sehnlichsten Wunsches beizutragen undwiderstrebende Elemente zum Schweigen zu bringen. Sie würden mir geradezu das Leben aufs neue geben, nie würde ich es Ihnen vergessen, immerdar Ihnen erkenntlich dafür sein und es Ihnen durch die That beweisen!
Mit Ihnen bekannten Gesinnungen besonderen Wohlwollens und Vertrauens bin ich, mein lieber Freiherr von Feilitzsch,
Ihr sehr geneigter König Ludwig
den 26.1.86
A 5 Antwortschreiben des Ministers des Innern, Freiherr von Feilitzsch, vom 31. Januar 1886[ 6 ]
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König!
Allergnädigster Koenig und Herr!
Eurer Königlichen Majestät erlaubt sich der treugehorsamst Unterzeichnete für das Allerhöchste Handschreiben vom 26. des Monats und das demselben zu entnehmende Königliche Vertrauen seinen allerunterthänigsten Dank zu Füßen zu legen und im Vollzuge der Allerhöchsten Befehle ehrerbietigst zu berichten:
Beseelt von dem Gefühle unverbrüchlicher Treue und Anhänglichkeit an Eure Königliche Majestät, muß es denselben mit tiefstem Schmerze erfüllen, daß durch die mißlichen Verhältnisse der Königlichen Cabinetscasse und finanzielle Schwierigkeiten die Lebensfreude Eurer Königlichen Majestät getrübt erscheint und daß Allerhöchstdieselben hiedurch an der Realisirung der weiter beabsichtigten Bauten zur Zeit gehindert sind.
Seinen König und Herrn glücklich und zufrieden zu wissen, ist der heißeste Wunsch des treugehorsamst Unterzeichneten, der ja Eurer Königlichen Majestät für die vielen Beweise Allerhöchster Huld und Gnade für immer zu allertiefstem Danke verpflichtet ist. Derselbe würde sich aber des größten Unrechtes schuldig machen, wenn er nicht offen, ehrlich und rückhaltlos Eurer Königlichen Majestät seine unmaßgeblichsten Anschauungen darzulegen bestrebt wäre. Und wenn der treugehorsamst Unterzeichnete auch bekümmerten Herzens zu dieser Aufgabe schreitet, so mögen Eure Königliche Majestät diese Darstellung in dem Gedanken nicht ungnädig aufnehmen, daß denselben hiebei nur Pflicht und Gewissen leitet.
Die Beschaffung von 20 Millionen zur Bereinigung vorhandener Passiva beziehungsweise zur Herstellung weiterer Bauten muß der treugehorsamst Unterzeichnete nach sorgsamster Erwägung aller Verhältnisse leider als außerhalb der Sphäre der Möglichkeit bezeichnen. Reiche Leute, die solche Summen ohne reale Sicherheit zur Verfügung stellen, sind nicht zu finden. Sollten aber gleichwohl irgendwelche Persönlichkeiten oder Consortien sich hiezu herbeilassen, so würden entweder die Bedingungen im Interesse Eurer Königlichen Majestät an sich nicht annehmbar erscheinen, oder es würde durch hohe Zins- und Annuitäten-Zahlungen die Königliche Cabinetskasse so schwer belastet werden, daß sie in kürzester Zeit ihren Anforderungen nachzukommen nicht im Stande wäre und daß voraussichtlich neue, noch größere finanzielle Calamitäten eintreten würden.
Auch die Frage, ob Seitens des Landtages die Bewilligung gedachter Summe in Aussicht genommen werden könne, hat der treugehorsamst Unterzeichnete reiflichster Erwägung unterstellt. Leider ist hiefür keinerlei Hoffnung vorhanden. Vertraulichste Informationen lassen hierüber kaum einen Zweifel zu; es besteht die übereinstimmende Auffassung, daß die Majorität die Verantwortung gegenüber dem Lande und insbesondere ihren Wählern nicht auf sich nehmen werde. Es hat auch bereits ein hervorragender Führer der ultramontanen Majorität in einer öffentlichen Bauernversammlung vor mehreren Wochen diese Frage gestreift und sich in ablehnendem Sinne ausgesprochen; und er hätte dies gewiß nicht gethan, wenn er nicht von der Stimmung der die Mehrheit bildenden ultramontanen Fraktion genau unterrichtet gewesen wäre. Bei der unzweifelhaften Aussichtslosigkeit einer bezüglichen Vorlage an den Landtag würde aber eine solche im Allerhöchsten Interesse schon deshalb unmöglich erscheinen, weil man sich einer Ablehnung nicht aussetzen könnte.
Wenn Eure Königliche Majestät in dem Allerhöchsten Handschreiben anzudeuten geruhten, daß unter der Regierung Seiner Majestät des Königs Ludwig I. 20 Millionen aus staatlichen Ueberschüssen zu Allerhöchstdessen Bauten verwendet wurden, so geruhen Eure Königliche Majestät, die ehrerbietigste Bemerkung machen zu dürfen, daß diese Gelder damals für Staats- und öffentliche Bauten verwendet worden sind und daß die Verwendung mit
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