Ein königlicher Verführer
du?“
„Ich weiß, dass alles arrangiert war. Es war nur ein Geschäft, mehr nicht. Ich habe gedacht, ich kann damit fertig werden, zum Wohl für das Land und so weiter, aber um die Wahrheit zu sagen, ich fühle mich scheußlich.“
Sophie betrachtete sie stirnrunzelnd. „Warte, warte. Was meinst du eigentlich damit, dass alles arrangiert war?“
„Na, die Einladung auf Thomas Isle, der aufmerksame Empfang – sie haben alles getan, damit ich mich bei ihnen willkommen fühle.“
Sophie sah sie sichtlich verwirrt an. „Melissa, wovon sprichst du eigentlich?“
„Prinz Christian hat eine Frau gebraucht, und die Wahl fiel auf mich. Ich war eben der Bauer in eurem politischen Schachspiel.“
„Du meine Güte, Melissa!“, rief Sophie entsetzt. „Du glaubst doch nicht etwa im Ernst, dass wir dir so etwas antun würden!“
Bis eben war sie davon ausgegangen, aber jetzt fragte sie sich, ob sie sich vielleicht geirrt hatte. „Ich habe gedacht, dass ihr mich nie wirklich bei euch haben wolltet.“
Sophie umfasste ihre Schultern. „Ich versichere dir, dass wir nichts damit zu tun haben, falls es sich um eine Absprache gehandelt hat. Für uns war es nur ein diplomatischer Besuch, weiter nichts. Wir waren völlig überrascht, als du uns mitgeteilt hast, dass du den Prinzen heiraten willst. Und warum in aller Welt hast du gedacht, wir wollen dich nicht bei uns haben?“
„Ich bin eine Außenseiterin hier am Hof. Meine Anwesenheit hat für euch alles komplizierter gemacht. Du kannst nicht bestreiten, dass es ohne mich einfacher wäre.“
Sophie seufzte und sah plötzlich sehr traurig aus. „Melissa, unser Vater hat uns ein Erbe der Schande hinterlassen. Wir können nur die Scherben aufsammeln und weitermachen. Ob es kompliziert war? Darauf kannst du wetten. Und einfach wir es auch nicht immer. Aber ganz bestimmt ist das nicht deine Schuld gewesen. Und trotz allem gehörst du zur Familie und bist eine von uns. Du bist immer im Palast willkommen gewesen und wirst es immer sein.“
Melissa hoffte, dass Sophie die Wahrheit sagte. „Glaubst du nicht, dass Phillip böse auf mich sein wird?“
„Natürlich nicht. Er freut sich, wenn du wieder zu Hause bist – wir alle freuen uns darüber.“
Melissa fühlte sich plötzlich ganz schwach vor Erleichterung. Konnte es sein, dass der Albtraum wirklich vorbei war? „Nicht gerade ein schlauer diplomatischer Schachzug, wenn ich Chris verlasse.“
„Vergiss die Diplomatie. Du kommst nach Hause.“
Nach Hause. Das klang so wunderbar, dass ihr die Tränen kamen. Sie liebte Chris zwar und hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass er ihre Liebe erwiderte. Aber das würde niemals geschehen, und im Augenblick waren sie beide todunglücklich.
„Ich rede mit Phillip und leite alles in die Wege“, versprach Sophie. „Wir lassen die Sachen hierherschicken, und du brauchst noch nicht mal mehr zurück.“
Der Gedanke daran, den König und die Königin nicht mehr wiederzusehen, versetzte ihrem Herzen einen Stich. Sie waren gut zu ihr gewesen, und Melissa hasste es, sie zu enttäuschen. Seitdem sie ihre Eltern verloren hatte, waren die beiden zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie Vater und Mutter für sie gewesen. Das rechnete sie ihnen hoch an, und obwohl sie nicht glaubte, dass sie verstanden, was Melissa tat, hoffte sie, dass sie ihr eines Tages vergeben würden.
Als sie schließlich in den Palast zurückkehrten, war es bereits eins Uhr nachts. Wie immer wollte Chris sie berühren, als sie zusammen im Bett lagen, aber das erste Mal seit ihrer Hochzeit wies sie ihn zurück.
„Ich bin müde“, sagte sie und drehte ihm den Rücken zu. Sie fragte sich, ob er es vielleicht noch einmal versuchen würde, aber er drehte sich ebenfalls um, ohne etwas zu sagen und schlief ein.
Wenn er ihr doch nur gesagt hätte, dass er sie liebte, das hätte ihr schon gereicht. Aber sie konnte nicht erwarten, dass er etwas sagte, was er nicht meinte, denn es wäre auch nichts wert.
Obwohl sie tieftraurig war, wusste sie jetzt, dass ihre Ehe zu Ende war.
Phillip rief Melissa am nächsten Morgen zu sich ins Büro. „Sophie hat mir erzählt, dass du nach Hause kommen möchtest.“
Da war wieder dieses Wort – nach Hause. Was aber, wenn er im Gegensatz zu Sophie gar nicht wollte, dass Melissa wieder zurückkehrte?
„Bist du verärgert?“, wollte sie wissen.
„Verärgert?“, fragte er vollkommen überrascht. „Aber warum sollte ich denn verärgert sein?“
„Ich wollte
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